Interview: Sophia

Die Ungerechtigkeit Des Seins

Es gibt zwei Gruppen deren Weiterbestehen ich mir von Herzen gewünscht hätte (was aber leider nie passiert ist und wohl nie passieren wird). Die eine kommt aus der heißen, trockenen Wüste und heißt Kyuss, die andere trägt den imposanten Namen The God Machine und stammt aus dem meist kühlen, verregneten London. Zwei Orte, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Dennoch haben beide Bands einige Gemeinsamkeiten. Erstens teil(t)en sie sich größtenteils die selben Fans, zweitens boten beide Bands zeitlose Musik, deren Genuß jede einzelne Synapse des Körpers anregt(e). Kopfmusik könnte man dazu auch sagen, obwohl in beiden Bands keineswegs Meister des Filigranen werkelten, die ständig vom Notenblatt ablesend in sich versunken auf der Bühne musizierten. Ganz im Gegenteil, sie bedienten sich einfacher Mittel, die sie effektvoll einzusetzen imstande waren.

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Saving Private Ryan – Der Soldat James Ryan

Eins vorweg: Dies ist meine erste Filmrezension. Ansonsten befasse ich mich ausschließlich mit Musik. Trotzdem hier mein erster Versuch einer Filmkritik.
Die Storyline dieses 168-minütigen Films dürfte mittlerweile den meisten bekannt sein: Captain Miller (Tom Hanks, bekannt durch Filme wie „Philadelphia“, „Forrest Gump“, „Apollo 13“) erhält vom Chief of Staff der US Army den Auftrag, James Ryan (Matt Damon, bekannt durch „Good Will Hunting“ (Drehbuch/Hauptrolle)) in der Normandie ausfindig zu machen und den jungen Soldaten unversehrt nach Hause zu bringen. Denn dort wartet seine Mutter auf ihn. Sie hatte Tage zuvor die schreckliche Nachricht erhalten, daß Ryans drei Brüder innerhalb einer Woche im Kampf ihr Leben verloren hatten (zwei in der Normandie, einer in Neu Guinea). Miller ist von diesem Selbstmordkommando wenig begeistert, sammelt dennoch die loyalsten und besten Soldaten seiner durch die Landung in Omaha Beach (6. Juni 1944) stark dezimierten Kompanie um sich und macht sich auf die Suche. Begleitet wird er dabei u.a. von Sergeant Horvath (Tom Sizemore, „Heat“ und „Natural Born Killers“).

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Fuck: Conduct

Sie gelten bei der amerikanischen Journaille als schwer zu definieren, die vier Komiker, die unter dem treffenden Namen FUCK ziemlich abgefuckte, coole Musik schreiben, die sich tatsächlich in keine Schublade zwängen läßt. Mit Gitarren-Rock könnte diese Musik ausreichend umschrieben sein, würde dem Ganzen aber keineswegs gerecht werden. 1994 wurde mit der ersten Single der Grundstein für eine Fülle von Veröffentlichungen gelegt, die momentan in dem Release des vierten Albums eine kurze Pause erfährt.

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Marylin Manson: Mechanimal Animals

Eins will ich gleich klarstellen: Das Image des Herrn Manson, die alberne Kostümierung, sein idiotisches Verhalten auf der Bühne und sein Drang zur Selbstzerstörung gehen mir gehörig auf die Nüsse. Seit ein paar Wochen habe ich eigentlich die Nase gestrichen voll von dem Manson-Trubel. Ob es nun die einschlägigen Musikmagazine waren, oder die bekannten Musiksender, überall sein Gesicht und sein Gelaber. Das nervte! Tja, und dann kam dieses Album in meine Hütte geschneit.

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Sophia: The Infinite Circle

Meisterwerke sollen sicherlich ebensowenig vor dem Abend gelobt werden wie alles andere, das Gefallen weckt und ohne weiteres Begeisterung hervorruft. Daß Robin Proper-Sheppard Mist fabriziert, hätte ich als Fan seiner songschreiberischen Künste sowieso nicht für möglich gehalten. Schon zu The God Machine-Zeiten erwies sich seine Stimme und sein Gitarrenspiel als perfektes Auffangbecken negativer Emotionen, in denen sich der Hörer bis zum Weinkrampf ertränken konnte.

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Henry Rollins: You Saw Me Up There

Henry Rollins einmal ganz privat? Das ist ihr sehnlichster Wunsch? Na bitte, hier gibt es 83 Minuten lang Rollins live auf der Bühne zu bestaunen. Allerdings nicht von seinen musikalischen Mitstreitern unterstützt, sondern nackt – will meinen: solo. Eine Flasche Wasser neben sich auf dem Boden, eine riesige Pappdeckeltasse Kaffe im Hintergrund und das Mikro fest in der Hand steht der Hobby-Bodybuilder auf der Bühne und erzählt Geschichten aus seinem Leben.

Meist witzig und weniger traurig oder ernst. Er erzählt von seinem Leben in New York, als er nachts ein Schwarm Kakerlaken in seinem Bad erwischt, von seinem akrobatischen Versuch, in ein zu hoch montiertes Waschbecken zu onanieren, von fluchenden Omas, idiotischen Taxifahrern, einem Höllentrip nach Tulsa, Texas, um eine Lesung zu halten, die jedoch wegen der widrigen Reiseumstände nie stattfindet, einem grandiosen Festivalauftritt bei dem sich der Kraftprotz selbst per Kniescheibe-an-die-Stirn-Schlag fast ausknockt und und und Rollins offenbart in seinen Geschichten, daß auch er Mensch ist und nicht nur ein gefühlsarmer Workaholic wie er oft dargestellt wird bzw. sich selbst gerne sieht. Greift also zu und lernt ihn von einer etwas anderen Seite kennen.

Henry Rollins
You Saw Me Up There
(DreamWorks)

Kai Florian Beckers Filme für die einsame Insel

  1. Der Pate / The Godfather (alle Teile)

Ich liebe Mafiafilme und diese Trilogie ganz besonders. Da kommt keiner ran.

  1. Die üblichen Verdächtigen / The Usual Suspects

Beim ersten Mal ist er unglaublich und einzigartig. Wie oft man ihn sehen kann, ohne sich zu langweilen, weiß ich nicht. Aber sicher werde ich ihn noch sehr oft sehen.

  1. Pulp Fiction

Diesen Film haben sicherlich viele in ihr Herz geschlossen und brüsten sich damit (siehe auch Buena Vista Social Club), doch er ist und bleibt einer meiner Favoriten.

  1. Der Marathonmann

Dustin Hofmann in einer seiner besten Rollen. Seitdem hasse ich Zahnärzte. Als ich den Film zum ersten Mal sah, wurde ich wahnsinnig vor Spannung und war danach nassgeschwitzt.

  1. Bube, Dame, König, Gras / Lock, Stock & Barrel Fever

Irgendwie Pulp Fiction in der britischen Version. Noch subtiler und durchgeknallter.

  1. Taxi Driver

Ein Klassiker.

  1. Der Partyschreck / The Party

Ich liebe Peter Sellers und das hier ist wohl sein bester Film. Ganz nebenbei auch noch die beste Komödie aller Zeiten.

  1. American Beauty

Der Film des Jahres 2000. Ganz ohne Zweifel. Kevin Spacey ist sowieso Gott. Natürlich von einem Briten gemacht.

  1. Dead Presidents

Der Action/Blaxploitationfilm mit dem wohl besten Soundtrack der Welt – u.a. mit Curtis Mayfield, James Brown, Sly & The Family Stone, Isaac Hayes, Al Green und Aretha Franklin.

  1. Gefährliche Brandung / Point Break

Einer der wenigen Filme, in denen ich Patrick Swayze ohne weiteres ertragen kann. Auch Keanu Reaves gibt eine mehr als akzeptable Figur ab. Außerdem ist die Idee cool, als Präsidenten verkleidet, Banken auszurauben, um sich den Surfurlaub im Winter zu finanzieren.

Außerdem sehe ich immer wieder gerne Gorky Park, Bullitt, Trainspotting, Ganz Oder Gar Nicht, Reservoir Dogs, Ein Fisch Namens Wanda, Besser Geht’s Nicht, Musterknaben, Lethal Weapon (alle Teile), Stirb Langsam /Die Hard (alle Teile) sowie Hercule Poirot-Filme mir Peter Ustinov.

Kai Florian Beckers Inselplatten

  1. NEUROSIS – „Through Silver And Blood“ (1996)
    Wenn es um atmosphärische und die Seele reinwaschende Musik geht, dann kommen mir als erste die Kalifornier NEUROSIS in den Sinn. Mit ihrem ’97er Geniestreich „Through Silver And Blood“ haben sie eines der besten Werke überhaupt abgeliefert. An sie kommt einfach keine andere Band heran, so sehr sie sich auch anstrengen mag.

Ersatzscheibe: DEFTONES – „Around The Fur“ (1998)

  1. KYUSS – „Sky Valley“ (1994)
    „Wüstensöhne machen Fickmusik“, schrieb seinerzeit das Magazin „Visions“ über KYUSS, und mit diesem Satz hatten die Schreiberkollegen aus dem Ruhrpott verdammt recht. Mit dem dritten Album „Sky Valley“ hatten sich KYUSS selbst übertroffen. Der Nachfolger „…And The Circus Leaves Town“ war zwar nicht schlechter, doch ich ziehe „Sky Valley“ vor.

Ersatzscheibe: DOWN – „Nola“ (1995)

  1. CORROSION OF CONFORMITY – „Deliverance“ (1994)
    Von einer kultigen Hardcore/Punkband zu einer hochkarätigen Rockband mutiert, die im allgemeinen der Metalszene zugeordnet wird, hatten C.O.C. mein Herz spätestens mit ihrem Comebackalbum „Blind“ erobert. Ein paar Jahre später folgten mit „Deliverance“ und „Wiseblood“ zwei Alben, die die Erwartungen nach „Blind“ locker übertrafen.

Ersatzscheibe: GRAVEYARD RODEO – „On The Verge“ (1994)

  1. ENTOMBED – „To Ride, Shoot Straight And Speak The Truth“ (1997)
    Schweden rockt! Erst stark im Death Metal verwurzelt und dann mehr und mehr Rock’n’Roll in ihre Musik integriert. Das in etwa ist die steile Karriere von ENTOMBED. Ihr absoluter Höhepunkt stellt „To Ride, Shoot Straight And Speak The Truth“ dar, ein Meisterwerk mit höllischen Grooves und atemberaubenden Riffs.

Ersatzscheibe: STEAKKNIFE – „Songs Men Have Died For“ (1997)

  1. FISCHMOB – „Power“ (1998)
    Nicht nur Amis machen guten HipHop, nein, auch die Germanen neigen zu gutem Rap und phatten Beats. Okay, „Power“ ist kein reines HipHop-Werk, doch überaus spontan und erheiternd – genau das, was man braucht, wenn man sechs Monate auf der Nebel- und Regeninsel sitzt und seine Freundin vermißt.

Ersatzscheibe: ABSOLUTE BEGINNER – „Bambule“ (1998)

  1. THE GOD MACHINE – „Scenes From The Second Storey“ (1992)
    Während ich Depression gerne mit NEUROSIS verarbeite, steht bei Trauer das Londoner Trio THE GOD MACHINE ganz oben auf meiner Liste. Melancholie und Theatralik wird bei denen nämlich ganz groß geschrieben. Leider existiert die Band nach einer großartigen zweiten Platte („Last Laugh In A Place Of Dying“) und dem tragischen Tod des Bassisten nicht mehr. Mit SOPHIA gibt es aber Gott sei Dank ein angemessenes Nachfolgeprojekt.

Ersatzscheibe: SOPHIA – „The Infinite Circle“ (1998)

  1. SOUNDTRACK – „Natural Born Killers“ (1994)
    Soundtracks sind stets ein zweischneidiges Schwert. Aber Trent Reznor hat sich mit „Natural Born Killers“ ein Denkmal gesetzt. Da kommt nicht einmal „Pulp Fiction“ mit. Hier sind Songs verschiedenster Couleur zu einen eindrucksvollen Gesamtwerk in detailgetreuer Kleinstarbeit zusammengefügt worden. Das Endergebnis ist tiefgreifend und spannend.

Ersatzscheibe: BUENA VISTA SOCIAL CLUB – „s/t“ (1997) oder DEAD PRESIDENTS VOL. I & II

  1. BEASTIE BOYS – „The Way Sound From In Out“ (1996)
    Neben FISCHMOB sicherlich auch eher der HipHop-Fraktion zuzuordnen, obwohl die Jungs ebenfalls schon so ziemlich alles probiert haben. „The In Sound From Way Out“ ist ihr Instrumentalwerk, das sie von einer jazzigen und funkigen Seite zeigt. Immer wieder gerne gehört. Passend zu allen Lebenslagen.

Ersatzscheibe: HOUSE OF PAIN – „Truth Crushed To Earth Shall Rise Again“ (1996)

  1. MOGWAI – „Come On Die Young“ (1999)
    Die MOGWAI-Scheibe „Come On Die Young“ nehme ich nicht nur mit, weil ich dann in der gleichen Stadt wohne wie die Postrocker. Nein, diese Platte ist einfach nur genial, packt einen und nimmt einen mit auf einen ganz eigenen Trip, der bestimmt erst richtig abgefahren wird, wenn das Wetter scheiße ist.

Ersatzscheibe: TORTOISE – „TNT“ (1998)

  1. RED HOT CHILI PEPPERS – „Blood Sugar Sex Magik“ (1991)
    Es ist einfach ihr Meilenstein. Mit diesem Album haben sich RED HOT CHILI PEPPERS ein Denkmal gesetzt. Angefangen als witzige Crossover-Pioniere, hatten sie spätestens 1991 den Ernst des Lebens entdeckt und ein mitreißendes und gefühlvolles Monument erschaffen. Passend dazu müßt ihr das grandiose Video „Funky Monks“ sehen.

Ersatzscheibe: ROLLINS BAND – „The End Of Silence“ (1992)

Interview: 16 Horsepower

Dem Tod ins Auge blickend…

Gerade durch den wiedergewonnenen Underground-Status eines Johnny Cash hat Country-Musik neuen Boden gewonnen und kann sich ständig wachsender Beliebtheit erfreuen. Wir reden hier schließlich nicht von Weichspülcountry der Marke Garth Brooks, sondern von einer alteingesessenen Größe. Wie kaum ein anderer versteht er es, mit bissigen, sarkastischen Texten und einer cool gezupften Klampfe die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Nicht ungern würden 16 HORSEPOWER, die wie eine „ländliche“ Kreuzung aus Nick Cave und GUN CLUB klingen, mit dem „alten“ Herrn touren.

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Interview: The Hellacopters

Ein kräftiger Tritt in den Arsch

Wenn über die schwedische Szene philosophiert wird, denke ich als ehemaliger Metaller natürlich gleich an die glorreichen Death Metal-Zeiten. Aber in den letzten Jahren hat sich im Land der Elche einiges getan (außer, daß dort ein Auto der A-Klasse nach dem anderen abschmiert). Alternative Rock, uriger Metal, Hardcore und auch rotzfrecher Punk’n’Roll haben sich in den Metropolen und Dörfern breitgemacht. Eine der derzeit besten Punk’n’Roll-Bands ist ohne jeden Zweifel die Truppe um den mittlerweile ehemaligen ENTOMBED-Schlagzeuger Nicke Andersson: THE HELLACOPTERS. Nach ihrem fulminanten Debüt „Supershitty To The Max!“ und einer Split-EP mit dem artverwandten Newcomer GLUECIFER liegt nunmehr mit „Payin‘ The Dues“ ein weiterer Geniestreich aus dem Hause HELLACOPTERS auf meinem Plattenteller. Grund genug bei Schlagzeuger Robert nachzuhaken.

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