The Secret Goldfish: Aqua-Pet … you make me

Very british, indeed. Genau gesagt: schottisch. Aus Glasgow kommen The Secret Goldfish und pünktlich zur Fußball-EM auf der Rindfleisch-Insel veröffentlichen sie ein Debüt-Album, das so unverschämt unverblümt an die britische Musik der späten Achtziger anknüpft, daß dir der Ball verspringt.

Und da sind sie plötzlich wieder, all die vertrauten Namen aus diesen Zusammenhängen: Vergleiche mit den Buzzcocks, mit Orange Juice, mit Jesus and Mary Chain, der New Musical Express ist begeistert und John Peel hat auch mal wieder eingeladen.

Weiterlesen

Eyehategod: Dopesick

Erstes Stück: „My Name is God (I hate you)“. Sowas finde ich einfach klasse. Überhaupt sind das recht pfiffige Jungs, zumindest was die Originalität und den Wortwitz der Songtitel angehen.
Ansonsten würden sie mich für die Bezeichnung ‚pfiffig‘ wahrscheinlich steinigen: Frust, Haß und endzeitliches Wüten sind Quelle und Inhalt dieser Musik. Aber im Gegensatz zu anderen mir bekannten Bands aus der NoiseCore-Ecke wirken Eyehategod sympathischer, aufrichtiger – vielleicht liegt das einfach daran, daß sie definitiv keine Poser sind, die einem ständig ihre Härte und Muskeln musikalisch um die Ohren schlagen wollen.

Weiterlesen

Neurosis: Through silver in blood

Ziemlich harter Stoff, das Ganze. Die Platte liegt einem schwer im Magen, was nicht heißen soll, daß sie schlecht ist – alles, was dich irgendwie berührt, ist ja besser als Gleichgültigkeit. Obwohl ich mir da auch nicht immer sicher bin.

Ich mochte den Vergleich nie, weil er zu abgedroschen ist, aber beim neuen Album von Neurosis scheint er wirklich haargenau zu passen: Diese Platte ist ein Höllentrip durch die Seele. Der Soundtrack zum erneuten Durchleben deiner Alpträume aus der Nacht zuvor.

Weiterlesen

Funny van Dannen – Basics

„Künstler sind nicht überflüssig“ heißt einer der 22 Titel und überflüssig ist Funny van Dannen sicherlich nicht. Weltbewegend aber auch nicht.

Auf seinem zweiten Soloalbum knüpft er da an, wo er mit der ersten CD aufhörte: Ziel ist offenbar die Kombination von deutschem Singer/Songwritertum, Schlager und blödsinnigen bis kabarettistischen Texten. Hört sich ziemlich dämlich an, wenn man diese eigenartige Mischung mit Worten zu beschreiben versucht, aber vielleicht reicht ja auch ein einziges Fremdwort: CHANSON. Nicht gleich erschrecken, ich kann das näher erklären und begründen (und nicht nur damit, daß van Dannen die live eingespielten Stücke des öfteren mit einem „Merci“ ans Publikum beendet).

Weiterlesen

Skin: Lucky

Das Beste, was man über diese CD sagen kann, ist, daß sie einen mal wieder daran erinnert, was man an biederem, traditionellem Rock alles hassen kann. Fast hätte ich jetzt auch noch das Adjektiv ´männlich´ benutzt, aber spätestens seit Alanis Morissette und Melissa Etheridge gilt diese Schublade ja nicht mehr: Auch Frauen dürfen jetzt konservative, selbstgefällige, chauvinistische Rockmusik machen.

Weiterlesen

Strawberry Slaughterhouse: Teenage Torturechamber

Irgendwie putzig diese Platte. Nicht wegen der seltsamen Sprache, in der das Booklet verfaßt ist, sondern weil diese Musik wie Bubblegum-Pop klingt und mich an Tanzschulzeiten denken läßt (ich war übrigens nie in einer Tanzschule).
Eigentlich hatte ich Strawberry Slaughterhouse für Fun-Punk gehalten – Covergestaltung und die ulkigen Wörter mit den seltsamen Kringeln brachten mich drauf. Aber die lustige Sprache des Booklets stellte sich als dänisch heraus und die Band entpuppte sich als Gitarren-Power-Pop der Sorte Green Day, allerdings nicht ganz so geschliffen und viel pubertärer.

Weiterlesen

Die Allergie – Psalm in Blei

Die Band heißt „Die Allergie“ und ich krieg die Krätze … „Wir sind die Allergie, wir sind so bös wie nie“. In der Tat: Mir wird auch schon ganz Angst und bange, etwa so wie in der Geisterbahn auf dem Rummelplatz.
Um EMIs Willen, wer hat diesen Jungs erlaubt, ihre Pennäler-Ideologie auf CD rauszubringen? Untermalt von billigem, düsterem Elektro-Metal, den man in dieser Form auch schon hundertmal gehört hat, soll da wohl der Heilige Krieg vom Zaun gebrochen werden: Vom Standpunkt der political correctness sind solche Feindbilder wie scheinheilige Geistliche, spießige Sex-Touristen und Kinderschänder ja in Ordnung, aber die Art, wie die Baden-Württemberger diese Themen in ihren Texten behandeln, ist einfach unerträglich.

Weiterlesen

Rammstein – Seemann

Meinen die das ernst? Ist das tatsächlich eine Berliner Rockband oder etwa doch ein kabarettistisches Projekt, das schonungslos pseudokünstlerisches Gehabe satirisch auf die Spitze treibt? Grausamer Operetten-Metal-Crossover mit düsteren deutschen Texten, deren Sinn mir verschlossen bleibt und gestohlen bleiben kann, vorgetragen mit rollendem r und theatralischem Tremolo. Und immer viel Hall drauf.

Weiterlesen

Fast Food Cannibals – Mörder

Das Info sagt: „Brüllen statt Nörgeln, Weinen statt Jammern. Die Fast Food Cannibals lassen sich nicht nebenher konsumieren, sie graben sich in die Eingeweide.“

Also ich hatte mir gerade einen Kaffee mit Baileys gemacht, saß gemütlich auf dem Sofa und meinen Eingeweiden geht es auch noch gut. Viel heiße Luft eben.

Vor etwa drei Monaten hab ich mir ja sagen lassen, daß nach dem Geschmack der Plattenfirmen 1996 das Jahr der deutschen Texte werden soll. Offensichtlich haben das die Fast Food Cannibals auch gehört. Klingt wie Selig, wenn sie richtig böse sein wollen. Pseudo-wichtig.

Afghan Whigs – Honky’s Ladder

Grandios. Eine der besten Rockbands, die es zur Zeit gibt. Und ich sage Rockband, obwohl ja viele meinen, das Quartett aus Ohio sei eigentlich eine verkappte Soul-Formation. Das stimmt natürlich, vor allem wenn sie „Creep“ von TLC covern, und dennoch sind sie Rock, so wie er sein sollte: Alles, was gut und geil ist, wird integriert. Egal ob Slide-Gitarren, harte Independent-Klänge, ein trauriges Bar-Piano oder eben Soul. Und egal welche Elemente sie gerade verarbeiten, es gelingt ihnen immer, cool und funky zu bleiben. Stil statt Posen.

Weiterlesen

Jeep Beat Orchestra: Treffpunkt der modernen Jugend

So also klingt es, wenn sich die moderne Jugend trifft – typisch deutscher Nichtgesang, scheppernde Gitarren, billige Keyboards und gelegentlich eine liebliche Geige.
Solltet Ihr jemals Bands aus der Region in Eurem hiesigen Jugendzentrum gesehen haben, dann kennt Ihr ja bereits den Treffpunkt der modernen Jugend anno 96. Tja, Dilettantismus ist eben nicht gleich Dilettantismus: Auch die Jungs von Tocotronic können ja bekanntlich nicht singen, aber da spielt’s keine Rolle, denn die sind originell und aufregend und erzählen von Dingen, die man schon immer hören wollte.

Weiterlesen