Vier neue Stücke der Schweizer, die jedermann für Hamburger hält. Im Vergleich zum Vorgängeralbum „Gegen alles“ wirken die neuen Songs seltsam behäbig. Die Bläsersätze haben sie immer noch dabei, aber so erfrischend anders und eigenständig wie früher ist ihre Musik nicht mehr.
WeiterlesenAutor: Kai Martin
Superbilk: Superbilk
Superbilk sind momentan wohl die heißesten Anwärter auf das nächste angesagte Ding aus Deutschland, zumindest kann man das den Reaktionen der Presse entnehmen.
Selten ist mir die Beurteilung einer Platte so leicht gefallen wie beim Debüt der vier Düsseldorfer. Im Überblick: Musik und Produktion klasse, Texte und Gesang nervig.
The Secret Goldfish: Aqua-Pet … you make me
Very british, indeed. Genau gesagt: schottisch. Aus Glasgow kommen The Secret Goldfish und pünktlich zur Fußball-EM auf der Rindfleisch-Insel veröffentlichen sie ein Debüt-Album, das so unverschämt unverblümt an die britische Musik der späten Achtziger anknüpft, daß dir der Ball verspringt.
Und da sind sie plötzlich wieder, all die vertrauten Namen aus diesen Zusammenhängen: Vergleiche mit den Buzzcocks, mit Orange Juice, mit Jesus and Mary Chain, der New Musical Express ist begeistert und John Peel hat auch mal wieder eingeladen.
WeiterlesenHouse of Suffering: Kampf ums Glück
Den Titel für ihr Album hätten House of Suffering treffender nicht wählen können: Die Texte handeln von Glück bzw. von dessen Abwesenheit, Musik und Gesang liefern den Kampf. Tja, wie soll man das nennen? Melodischen Verzweiflungs-Core vielleicht?
WeiterlesenEyehategod: Dopesick
Erstes Stück: „My Name is God (I hate you)“. Sowas finde ich einfach klasse. Überhaupt sind das recht pfiffige Jungs, zumindest was die Originalität und den Wortwitz der Songtitel angehen.
Ansonsten würden sie mich für die Bezeichnung ‚pfiffig‘ wahrscheinlich steinigen: Frust, Haß und endzeitliches Wüten sind Quelle und Inhalt dieser Musik. Aber im Gegensatz zu anderen mir bekannten Bands aus der NoiseCore-Ecke wirken Eyehategod sympathischer, aufrichtiger – vielleicht liegt das einfach daran, daß sie definitiv keine Poser sind, die einem ständig ihre Härte und Muskeln musikalisch um die Ohren schlagen wollen.
Neurosis: Through silver in blood
Ziemlich harter Stoff, das Ganze. Die Platte liegt einem schwer im Magen, was nicht heißen soll, daß sie schlecht ist – alles, was dich irgendwie berührt, ist ja besser als Gleichgültigkeit. Obwohl ich mir da auch nicht immer sicher bin.
Ich mochte den Vergleich nie, weil er zu abgedroschen ist, aber beim neuen Album von Neurosis scheint er wirklich haargenau zu passen: Diese Platte ist ein Höllentrip durch die Seele. Der Soundtrack zum erneuten Durchleben deiner Alpträume aus der Nacht zuvor.
WeiterlesenFunny van Dannen – Basics
„Künstler sind nicht überflüssig“ heißt einer der 22 Titel und überflüssig ist Funny van Dannen sicherlich nicht. Weltbewegend aber auch nicht.
Auf seinem zweiten Soloalbum knüpft er da an, wo er mit der ersten CD aufhörte: Ziel ist offenbar die Kombination von deutschem Singer/Songwritertum, Schlager und blödsinnigen bis kabarettistischen Texten. Hört sich ziemlich dämlich an, wenn man diese eigenartige Mischung mit Worten zu beschreiben versucht, aber vielleicht reicht ja auch ein einziges Fremdwort: CHANSON. Nicht gleich erschrecken, ich kann das näher erklären und begründen (und nicht nur damit, daß van Dannen die live eingespielten Stücke des öfteren mit einem „Merci“ ans Publikum beendet).
WeiterlesenSkin: Lucky
Das Beste, was man über diese CD sagen kann, ist, daß sie einen mal wieder daran erinnert, was man an biederem, traditionellem Rock alles hassen kann. Fast hätte ich jetzt auch noch das Adjektiv ´männlich´ benutzt, aber spätestens seit Alanis Morissette und Melissa Etheridge gilt diese Schublade ja nicht mehr: Auch Frauen dürfen jetzt konservative, selbstgefällige, chauvinistische Rockmusik machen.
WeiterlesenStrawberry Slaughterhouse: Teenage Torturechamber
Irgendwie putzig diese Platte. Nicht wegen der seltsamen Sprache, in der das Booklet verfaßt ist, sondern weil diese Musik wie Bubblegum-Pop klingt und mich an Tanzschulzeiten denken läßt (ich war übrigens nie in einer Tanzschule).
Eigentlich hatte ich Strawberry Slaughterhouse für Fun-Punk gehalten – Covergestaltung und die ulkigen Wörter mit den seltsamen Kringeln brachten mich drauf. Aber die lustige Sprache des Booklets stellte sich als dänisch heraus und die Band entpuppte sich als Gitarren-Power-Pop der Sorte Green Day, allerdings nicht ganz so geschliffen und viel pubertärer.
Die Allergie – Psalm in Blei
Die Band heißt „Die Allergie“ und ich krieg die Krätze … „Wir sind die Allergie, wir sind so bös wie nie“. In der Tat: Mir wird auch schon ganz Angst und bange, etwa so wie in der Geisterbahn auf dem Rummelplatz.
Um EMIs Willen, wer hat diesen Jungs erlaubt, ihre Pennäler-Ideologie auf CD rauszubringen? Untermalt von billigem, düsterem Elektro-Metal, den man in dieser Form auch schon hundertmal gehört hat, soll da wohl der Heilige Krieg vom Zaun gebrochen werden: Vom Standpunkt der political correctness sind solche Feindbilder wie scheinheilige Geistliche, spießige Sex-Touristen und Kinderschänder ja in Ordnung, aber die Art, wie die Baden-Württemberger diese Themen in ihren Texten behandeln, ist einfach unerträglich.
Gut/Bargeld – Die Sonne
Blixa Bargeld kocht mit Alfred Biolek und macht Musik mit Gudrun Gut. Die wiederum ist die Ex-Sängerin von Malaria und hat ein Album gemacht, das laut Plattenfirma-Info „zwischen Electronic Pop, Muzak, Dance und Trance oszilliert“. Alles klar?
WeiterlesenRadiohead – Street Spirit (fade out)
Testhören mit vier Personen hatte zur Folge, daß eine Beteiligte sich gut entspannen konnte, während die restlichen Drei immer depressiver wurden. Frage: Was ist eigentlich besser, ein Album/Stück, das einem so wenig gefällt, daß man aggressiv wird oder Musik, die dich einlullt wie ein Trübsalgebläse?
WeiterlesenRammstein – Seemann
Meinen die das ernst? Ist das tatsächlich eine Berliner Rockband oder etwa doch ein kabarettistisches Projekt, das schonungslos pseudokünstlerisches Gehabe satirisch auf die Spitze treibt? Grausamer Operetten-Metal-Crossover mit düsteren deutschen Texten, deren Sinn mir verschlossen bleibt und gestohlen bleiben kann, vorgetragen mit rollendem r und theatralischem Tremolo. Und immer viel Hall drauf.
WeiterlesenFast Food Cannibals – Mörder
Das Info sagt: „Brüllen statt Nörgeln, Weinen statt Jammern. Die Fast Food Cannibals lassen sich nicht nebenher konsumieren, sie graben sich in die Eingeweide.“
Also ich hatte mir gerade einen Kaffee mit Baileys gemacht, saß gemütlich auf dem Sofa und meinen Eingeweiden geht es auch noch gut. Viel heiße Luft eben.
Vor etwa drei Monaten hab ich mir ja sagen lassen, daß nach dem Geschmack der Plattenfirmen 1996 das Jahr der deutschen Texte werden soll. Offensichtlich haben das die Fast Food Cannibals auch gehört. Klingt wie Selig, wenn sie richtig böse sein wollen. Pseudo-wichtig.
The Almighty: All sussed out
Gar nicht so übel, die vier Tracks auf dieser Single. Drei davon sind nicht auf dem neuen Longplayer vertreten, was ich nicht verstehe: Warum versteckt man das bessere Material auf der Single? (Wer zum Henker kauft eigentlich CD-Singles aus dem Rock-Bereich?)
WeiterlesenAfghan Whigs – Honky’s Ladder
Grandios. Eine der besten Rockbands, die es zur Zeit gibt. Und ich sage Rockband, obwohl ja viele meinen, das Quartett aus Ohio sei eigentlich eine verkappte Soul-Formation. Das stimmt natürlich, vor allem wenn sie „Creep“ von TLC covern, und dennoch sind sie Rock, so wie er sein sollte: Alles, was gut und geil ist, wird integriert. Egal ob Slide-Gitarren, harte Independent-Klänge, ein trauriges Bar-Piano oder eben Soul. Und egal welche Elemente sie gerade verarbeiten, es gelingt ihnen immer, cool und funky zu bleiben. Stil statt Posen.
WeiterlesenMucky Pup: Five Guys In A Really Hot Garage
Das fängt ja gut an: „This ain’t workin‘ “ heißt der erste Song und der zählt doch astrein zu den Anwärtern für den AC/DC-Glenn-Danzig-stumpfe-Rockmusik-Gedächtnispreis in diesem Frühjahr. „My car don’t work, my amp don’t work, my girl don’t work – this ain’t working for me“. Dazu sind keine weiteren Erklärungen notwendig.
WeiterlesenJeep Beat Orchestra: Treffpunkt der modernen Jugend
So also klingt es, wenn sich die moderne Jugend trifft – typisch deutscher Nichtgesang, scheppernde Gitarren, billige Keyboards und gelegentlich eine liebliche Geige.
Solltet Ihr jemals Bands aus der Region in Eurem hiesigen Jugendzentrum gesehen haben, dann kennt Ihr ja bereits den Treffpunkt der modernen Jugend anno 96. Tja, Dilettantismus ist eben nicht gleich Dilettantismus: Auch die Jungs von Tocotronic können ja bekanntlich nicht singen, aber da spielt’s keine Rolle, denn die sind originell und aufregend und erzählen von Dingen, die man schon immer hören wollte.
Garbage: Garbage
Drei Dinge sind mir in letzter Zeit aufgefallen:
- Ich bin Existentialist.
- Tief in mir drin bin ich wohl ein Hippie.
- Schillernden, cleveren Mainstream-Rock mit fetten Gitarren und süßen Melodien kann ich nur noch mit Frauenstimmen genießen.
Liegt das nun an mir oder hat da die Girlism-Welle zugeschlagen?
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