Russland zwischen Tag und Nacht

Ein Bilderbogen aus der James Last Russlandtournee.

„Auch Musiker trinken gern“ steht unter einem Foto auf der Plattenrückseite. Auch Musiker? Soll das ein Scherz sein? Womöglich noch „unter anderem Wodka“, man ist schließlich auf Russlandtournee. Aber von vorn: eine Gruppe milchliebhabender Anti-Alkoholiker, nämlich das James Last-Orchester, tourt durch Russland. Und bringt von dort einen „Bilderbogen“ mit. Der ist natürlich musikalischer Natur und nur mit den Ohren wahrnehmbar. Es sei denn man nimmt die Fotos auf der Plattenrückseite. Wenn aber nicht – was mag dann auf einem solchen russischen Bilderbogen drauf sein? Kalinka? Der Säbeltanz? Die Schiwago-Melodie? Ja. Ja. Ja.

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James Last op Klompen

Mein Gott, was ist mit seinen Beinen passiert? Schlimme Wasseransammlungen nach einer Überdosis Hollandtomaten? Große Tiere in die Hosenbeine gekrochen? Ein Foto aus der Zeit vor der Operation? Und überhaupt: was raucht er da? Tabak? Marihuana? Käse?

Ich freu mich jedenfalls über einen bunten Strauß offensichtlich holländischer Volkslieder. „Hoch auf dem gelben Wagen“ hab ich schon erkannt. Großer Hit des holländischen Staatspräsidenten Walter Scheelkes. „Sah ein Knab ein Röslein steh´n“ ist auch drauf. Von Wolfgang Johann von Goethuis. Nein, man will ja nicht so sein. Auch die Holländer haben ihre Portion James Last verdient. Allerdings „op Klompen“: mit hässlichen Klumpschuhen. Wenigstens das ist uns erspart geblieben.

Tut schon weh, den Meister im feindlichen Ausland zu sehen. In entwürdigender Gulag-Tracht. Haben wir ihn etwa in Kniebundhosen oder Ledertracht gezwungen? Nein, nie. Sogar bei den Polka-Platten durfte er grüne Anzüge mit lila-gestreiften Hemden tragen. Wir sind da tolerant.

Naja, aber hübsche Musik ist hier drauf. Das muss man schon sagen. „In´t groene dal in´t stille dal“ oder „Vier Weverkens“ zum Beispiel. Nee nee, die Holländer haben schon auch schöne Liedchen. Die kann man auch gut abends im Wohnwagen hören.

Ja, ich hör jetzt auf. Ist wirklich eine schöne Platte. Sehr sanft, sehr lieblich. Und glasklar im Sound. Hört man jede Triangel. Swingt wie der Teufel. Und hat das, was eine Volksliedplatte einfach braucht: den Klang von grünen Wiesen, Vögelchen und blauem Himmel. Sollte jeder Wandersmann im Walkman haben.

Polka Party 2

Jou, was ist denn das? Ein mürrischer Gast, den niemand zum Tanzen auffordern will? Vielleicht drücken die plateubesohlten Lederstiefel auch ein wenig beim Polkatanzen. Vielleicht ist es auch ein Schnappschuß des müde-dirigierten Orchesterleiters, der jetzt drei Stunden für die Herrschaften aufgespielt hat und dann feststellt, dass ihm niemand was vom Büffet übriggelassen hat. Deshalb hat er sich beleidigt in die Eingangsdiele von Herrn und Frau Neugebauer zurückgezogen hat, die viel Geld bezahlt haben, um zum Fünfzigsten von Herrn Neugebauer mal so richtig was herzumachen.

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Einleitung

Er sieht ganz unauffällig aus. Manchmal sitzt er neben uns im Kino. Steht im Supermarkt hinter uns in der Schlange. Mischt sich unter die Ebay-Kunden. Tarnt sich als Gasableser, Tierarzt, Journalistin. Und in seinem Plattenschrank stehen die meisten Platten unter „L“. Der James Last-Fan lebt mitten unter uns.
Diese Platten unter „L“ sind in der Regel so viele wie von „A bis K“ und „M bis Z“ zusammengenommen. Nicht, weil der James Last-Fan auch noch auf Lightfood, Lennon und Lynyrd Skynyrd steht. Sondern weil James Last so viele Platten rausgebracht hat.

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