Weihnachten & James Last

Weihnachten & James Last (1973)

Ja, wer sitzt denn hier zusammengesunken in seinem Schlitten? Mütterchen Russland? Der Weihnachtsmann in Räuberzivil? Nein, es ist James Last! Non Stop Christmas 386.

Und hinten auf dem Cover ist wieder das Bild vom Konzert vom Hamburger Rathaus, wo ich immer schon dachte: hier rieseln doch Schneeflocken vom Himmel. Aber in der „James Last live“ ist exakt das gleiche Foto drin. Mit der Datierung “30.August 1973“! Grad, wie man´s braucht.

Mit dem Vordercover komm ich allerdings noch nicht so ganz klar. In die Hülle sind runde Öffnungen gestanzt. Dahinter eine Pappe mit Weihnachtsbildchen, die durch die Öffnungen gucken. Aber warum kann ich die Pappe herausziehen? Dann sind nur die Bildchen weg, sonst nichts. Es gibt keine Bastelanleitung, es sind keine Aufkleber. Hm. Hab ich zu wenig Alkolhol im Blut, um das System zu kapieren? Ist mir nicht kalt genug? Gibt´s da nichts zu raffen?

Vermutlich. Sah wahrscheinlich einfach nur schick aus. Potemkische Cover. War in den 70ern halt so. Und mal so ´ne Pappe hin- und herschieben zu können, ist ja auch schon was.

James Last liegt da aber schon ein bisschen lethargisch im Sattel. Hoffentlich gehen die Rentiere nicht zu scharf in die Kurven… Vielleicht schürt ihm auch der Pelz das Blut ab. Mich erinnert das Motiv an einen Peanuts-Comic. Er hieß: „Beagle sollten keine Daunenjacken tragen.“ Und den Grund sah man dem Bildchen an: die Daunenjacke lässt Snoopy wie einen wandelnden Iglu aussehen. Und vieles von diesem Effekt ist auch diesem Foto abzulesen.

Vielleicht fährt deshalb auch diese Weihnachtsplatte mit halber Kraft. Ist zwar nicht so schlimm, wer braucht schon „Christmas Psychedelia“ oder „Thrashing Christmas“. Zweifellos sehr atmosphärische Platte. Ob die meiner Mutter besser gefällt als Vrolijk Kerstfeest? Vielleicht. Aber nur, bis bei „O Freude über Freude“ die Fischerchöre das Tambourin zu schlagen beginnen. Ach was, eine Armanda von Tambourinen. Jetzt geht es doch wieder mehr in meine Richtung.

Und wenn ich sage „atmosphärisch“, dann meine ich nicht das edle Nichts der Classics up to date-Platten, sondern eine Atmosphäre, wo man auch den leisen Passagen noch anhört, dass sie von einem Swing-Orchester kommen.

Übrigens sind hier auch wieder viele Last-Eigenkompositionen drauf: Schlittenfahrt zum Weihnachtsmarkt. (Ach, deshalb. Vielleicht ist das schon die Rückfahrt, auf dem Cover…); Die Hirten; Kirchenglocken zur Weihnachtszeit und In der Kathedrale. Bei letzterem spielen mit: Hamburger „Michel“, Gedächtniskirche Berlin, Kölner Dom, Münchner Frauenkirche und Glocken von Bethlehem. Da wär ich gern dabeigewesen, im Studio.