The Passing Show: The Life & Music of Ronnie Lane

Die Erstellung dieser TV-Dokumentation, die jetzt auch endlich auf DVD erhältlich ist, zog sich über fünf Jahre hin! Aber es hat sich gelohnt, wie man schon im Januar 2006 bei der BBC-Erstausstrahlung sehen und hören konnte. Die beiden Realisatoren, Rupert Williams und James Mackie, haben gründlich und mit viel Liebe zum Detail recherchiert und zahllose Gespräche mit Weggefährten, Freunden und Familienangehörigen Ronnie Lanes geführt. Ronnie Lane? Wer war denn das noch mal?

Genau: Bassist, Sänger und Songwriter bei den BritPop-Vorvätern, den SMALL FACES, quasi Gegenspieler und Kumpel von Steve Marriott, dann – als dieser Ausstieg – Kopf der Blues & Booze-Truppe THE FACES und somit Kollege von Rod Stewart und Ron Wood. Ronnie Lane machte sich aus dem Staub, als der Rockbiz ihn zu deformieren schien, und formierte eine bunte Rock’n’Folk-Band namens SLIM CHANCE.

Zeitweise parallel dazu unterhielt er einen (Musik-) Zirkus, der dem Film auch den Titel gab: „The Passing Show“. Seinerzeit (in den 1970ern) ein gewagtes Unterfangen, das auch bald schon im finanziellen Desaster endete. Ronnies langjähriger Freund Pete Townshend ließ ihn nicht hängen, nahm mit ihm eine feine Duo-LP („Rough Mix“) auf und produzierte 1980 für ihn auch eine kleine Hit-Single („Kuschty Rye“). Zu diesem Zeitpunkt war Ronnie bereits an Multiple Sklerose erkrankt, deren Krankheitsbild sich weiter verschlechterte. 1984/85 siedelte er in die USA über und wurde in texanischen Musikmetropole Austin schließlich als „grand seigneur“ geschätzt. Im Juni 1997 verstarb Ronnie Lane in seinem nicht ganz freiwilligen Exil in Colorado.

Diese Etappen seines von ups and downs gekennzeichneten Lebens werden im Doku-Teil von „The Passing Show“ nicht streng chronologisch „abgearbeitet“. Immer wieder wechseln sich rare Filmaufnahmen aus den Privatarchiven mit Interviews (darunter Eric Clapton, Townshend, die Bandkollegen aus der (SMALL) FACES-Zeit Kenney Jones und Ian McLagan sowie Musiker diverser SLIM CHANCE-Besetzungen wie z. B. Henry McCullough oder Charlie Hart) und Einspielungen aus Fernsehsendungen der BBC, des Hessischen Rundfunks („Beat, Beat, Beat“) oder Radio Bremen („Beat-Club“) ab. Manches mögen die „die hard“-Fan schon gekannt haben, aber es gibt auch viele Raritäten, z. B. „outdoor“-Sessions auf Ronnies walisischer Farm „The Fishpool“ zu entdecken. Und natürlich hat man auch Interviews mit dem „master himself“ eingebaut, die seinen feinen, hintergründigen Humor und seinen Cockney-Akzent dokumentieren. Dass er im Umgang mit seinen Leuten nicht immer cool und umgänglich blieb, wird erfreulicherweise nicht unterschlagen.

Eine wirklich würdige Hommage an einen unterschätzten Musiker und Liederschreiber, dessen Qualitäten endlich entdeckt zu werden scheinen – was viele Coverversionen belegen. Dazu sind auch die Bonustracks zu zählen, bei der Ex-Kollegen wie Henry McCullough oder Rich Brotherton Ronnies Songs interpretieren. Darüber hinaus ist die DVD wesentlich ansprechender, seriöser und „runder“ produziert als die TV-Doku „Life & Times of Steve Marriott“.

The Passing Show: titel=The Life & Music of Ronnie Lane
eagle vision/edel
Links:
www.passingshow.com
www.ronnie-lane.com

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