Funny van Dannen – Herzscheiße

Funny Van Dannen - Herzscheiße (Cover)

Der Berliner Sänger, Gitarrist und Songwriter Funny van Dannen hat uns seit 1995 sechs Platten beschert. Sechs prima Scheiben, auf den sich kleine Alltagsgeschichten finden, liebevoll, abstrus-witzig, böse und scharf beobachtend, gesungen und geschrammelt. Songs fürs Poesiealbum und persönliche ewige Lieblingslisten. Platten, die aber auch bei intensivem Konsum tierisch nerven können. Denn van Dannens Stimme neigt ebenso zum Nölen wie sein Gitarrenspiel gern schrammelt. Und nach dem zehnten wirren Liedtext konnte oftmals auch der geneigteste Fan nicht mehr. Alben für den Plattenschrank also, gehegte Preziosen, aber nicht alltagskompatibel.

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Live: Alicia Keys

München, Olympiahalle. 10.10.02

Man möchte sie einfach nur anschauen, die ganze Zeit, wie verzaubert. Wie sie Klavier spielt, den Kopf in den Nacken wirft und lächelt, wie sie spricht und singt und sich auf der Bühne bewegt. Alicia Keys, grammy-überhäufter Jungstar aus der Talentschmiede von des ehemaligen Chefs der US-Plattenfirma Arista, Clive Davis. Ganze 21 Jahre alt ist sie, incredible aussehend und gesegnet mit einer gewaltigen Soulstimme, fragt ihr Publikum, das in die Olympiahalle geströmt ist, ob es mit ihr eine Party feiern will. Die Antwort versteht sich von selbst, und so fliegen Alicia Keys schon vor dem ersten Takt die Herzen ihrer Fans zu.

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Live: Xavier Naidoo

München, Olympiahalle, 23.09.02

Biblische Weisheiten im Schunkel-Rhythmus: Xavier Naidoo gab alles für den Herrn

Der Mann will uns ein Rätsel sein: Ist er nun begnadeter Sänger, vorbestrafter Kiffer, streitbarer Sturkopf, ebenso gutaussehender wie militanter Fundamental-Christ oder alles auf einmal? Sein Äußeres gibt vorerst keine Hinweise, die zu einer Antwort führen könnten: Mit Jeans und weißem Hemd gekleidet sieht Xavier Naidoo auf der Bühne der Münchner Olympiahalle ziemlich normal aus. Auch das Bühnenbild ist weit entfernt von Pomp und Plüsch, eng stehen Naidoo und seine Musiker beieinander, lediglich einen kleinen Laufsteg in Richtung Publikum gönnt sich das Konzept. Überraschung geglückt.

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Live: Bruce Springsteen

München, Olympiahalle, 13. April 1999

Reibeisen mit Ekstase
Der „Boss“ ist zurück. Mit opulenter Besetzung – vier Gitarren, zwei Flügel, Saxophon, Baß und Schlagzeug(!) – zauberten Bruce Springsteen und seine „E-Street Band“ in der ausverkauften Münchner Olympiahalle Rock und Blues vom Feinsten, konturenreich, mit Pepp und Biß. Satte Gitarren, solide Soli, über allem Springsteens Reibeisen-Stimme, dazu ein Schuß Ekstase in Form von grandiosen Saxophon-Soli – eine mitreißende Kombination.

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Live: Kiss

Münchner Olympiahalle, 19.3.1999

Ewig junger Rock ’n‘ Roll
Nein, die Zeit zurückdrehen kann auch ein Mann wie Paul Stanley nicht. Der Gitarrist von Kiss, einer der größten Rockbands aller Zeiten, lacht und tanzt dennoch. Er steht auf einer Minibühne am anderen Ende der Münchner Olympiahalle, singt und bearbeitet seine Gitarre. Der kleine Fleck Bühne, der vielleicht die Grundfläche einer Telefonzelle hat, wird eingeschlossen von etwa 12 000 Rockfans, die Stanley zujubeln. So und nicht anders sieht Rock `n‘ Roll aus – Musiker und Publikum in hautengem Kontakt, bereit, sich gegenseitig etwas zu geben. Auf der einen Seite diejenigen, für die die Musik von Kiss Lebensgefühl und jahrelanger Begleiter ist. Auf der anderen Seite vier Musiker, die nach 80 Millionen verkaufter Platten bestimmt nicht Finanznot zu einer Tour und dem ersten Studioalbum nach 20 Jahren getrieben hat. Sondern eher die Liebe zu ihren Fans.

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Live: Sheryl Crow

Zenith, München – 6. Februar 1999

Lasziv, hypnotisierend, reizend
Die Königin des weiblichen Singer/Songwriter-Pops ist zurück, und sie heißt immer noch Sheryl Crow. Bezaubernd wie eh und je stand sie am auf der Bühne des Münchner „Zenith“, vor ihr die respektable Anzahl von 3000 Konzertbesuchern. „All I wanna do is have some fun“ hatten die meisten in der Menge noch im Ohr – der Song, mit dem die Crow vor ein paar Jahren mit herzerfrischend-naivem Country-Pop die Charts eroberte.

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Interview: Gry

Die Stimme aus dem hohen Norden
„Ich weiß nur noch, daß ich quasi aus dem Nichts in einen Raum mit vielen Instrumenten kam“ – viele Karrieren haben auf diese Art und Weise begonnen, die uns Gry, eine 22jährige Sängerin aus Kopenhagen, beschreibt. Resultat ihrer Zusammenarbeit mit dem Ex-Einstürzende Neubauten-Haudegen F. M. Einheit ist die CD „Touch of E!“ (Roughtrade), die mit filmreifen Trip-Hop aufwartet. Eine Hyme, ein Melodram, ein Shanty – bunt schillern die Songs allemal und schicken den Hörer auf die eine oder andere Reise durch seine Gefühle und Erinnerungen. Daß Gry schon jetzt mit Größen wie Beth Gibbons (Portishead) und Björk verglichen wird, sei nur nebenbei vermerkt. Martin Schrüfer unterhielt sich mit den beiden Musikern.

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Roots – vergessen

Interview mit Robert Beckmann, Sänger der „The Inchtabokatables“

Hinter den debilen Masken verbergen sich, wie so oft – Wahrheiten. Alles, aber auch wirklich alles unternehmen die Mitglieder der Berliner Band „The Inchtabokatables“, um nicht für voll genommen zu werden. Sie geben sich selber lustige Namen wie BDeutung und Kokulorus Mitnichten und anderen Interviews, in denen die Rede ist von heißer Butter, Saufeskapaden und kranken Hirnen – aber nicht von ihrer Musik. Doch gerade die ist es wert, Worte darüber zu verlieren.

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Pearl Jam: Yield

Die Altmeister des Grunges sind zurück. Nach einer langen Funkstille und vielen Fragezeichen, die durch die Musikwelt schwirrten, gibt „Yield“ Antworten auf viele Fragen. Entspannt und beinahe altersweise klingen viele Songs, von Aggressivität keine Spur. Passend zu dem Eindruck, daß die Band ihren Frieden gefunden hat, ist auch die Beobachtung, daß Eddie Vedder wieder Interviews gibt. Alles normal also, eine Band unter vielen, die man ohne Verlust in der Versenkung verschwinden lassen kann? Keineswegs. Dafür hat die Band und Sänger Eddie Vedder zu viel zu bieten: Enspannte Rocksongs, die wundervoll ausgewogen aufgenommen worden. Mit Sinn für die ruhigen, liebevollen Momente im Leben, für den Alltag, der über weite Teile ohne Ekstase und Rausch das Leben bestimmt.

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Diverse: Willkommen zuhause

Auf die Inneren Werte kommt es nicht nur im wahren Leben an, sondern auch in der Musik… Wer würde schon von einer Band wie PUR, die gigantische Verkaufszahlen vorweisen kann, auf die gesamte deutsche Musikszene Rückschlüsse ziehen? Zugegeben, die Versuchung ist groß, vor allem nach einem kurzen Abstecher in die Welt des Dudelfunks und der Plattenabteilungen der Kaufhäuser… Wieder nichts gefunden? Abhilfe schafft der Sampler „Willkommen zuhause“.

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Live: Tito & Tarantula

15.03.`98, München/Muffathalle

Ja, das Leben ist nicht leicht. Aus Ottonormal-Konzertbesucher wird nicht so leicht Richard Gecko, und die Muffathalle mutiert auch nicht zum Titty Twister. Somit sind die wichtigsten Dinge des Abends geklärt. Kein Vampir wird uns beißen, everyone gets out here alive. Genug gemeckert, daß es die Band aus Quentin Tarantinos Kultfilm „From Dusk till Dawn“ auch in real gibt, ist toll genug. „Tito & Tarantula“ machten in der knallvollen Münchner Muffathalle mächtig Stimmung. Und das nicht nur mit der bekanntesten Nummer „After dark“, diesem wunderbar-lässigen Song, der nach Sonne und Wüste schmeckt.

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Live: Jimmy Page und Robert Plant

Prag, Sportovni Hala, 25.02.1998

Die Zeitmaschine streikte

Alles hat ein Ende. Led Zeppelin haben sich bisher geweigert, nach dem Tod ihres Schlagzeugers John Bonham 1980 wieder aufzutreten. Wie ist also die kleine Tour durch Osteuropa zu verstehen, die Sänger Robert Plant und Gitarrist Jimmy Page unternahmen? „Die Gitarre und die Stimme von Led Zeppelin“ kündigte das Ticket zum Konzert in der Prager Sportovni Hala an: 16 000 Konzertbesucher kamen und sahen zwei exzellente Musiker, die immer noch voller Spielfreude stecken, aber die Zeitmaschine in die Siebziger nicht aktivieren können.

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Stella: Extralife


„An extra life is what I need…“

Wenn drei sich streiten, freuen sich die vierten. Und das sind all die, die in den nächsten Wochen das Debut-Album der Hamburger Band Stella in den CD-Player legen und in ihren Wohnzimmern tanzen. Stella sind cool und auftregend, elegant und tanzbar zugleich.

„Extralife“ verdient es, mit einem Klangkosmos verglichen zu wer-den: Tausend kleine Melodien, Geräusche und Samples verbinden sich zu einer eleganten Mischung aus Pop, New Wave und groovigen Beats.

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Interview: Rare

Wir versuchen, instinktiv und spontan an die Dinge heranzugehen

Es tut sich was in Irland! Jüngste musikalische Entdeckung von der grünen Insel ist das Trio „Rare“. „Rare“ wurde vom ehemaligen „Undertones“/“That petrol emotion“-Gitarristen Sean O`Neill gegründet. Außerdem gehören der Bildhauer(!) Locky Morris und Mary Gallagher, eine ehemalige Dozentin für Kunstgeschichte(!) zur Band. Nicht minder interessant wie die Besetzung ist die Musik, die „Rare“ macht: Eine ziemlich gute Mischung aus Rock, Pop und TripHop. Am 27. März erscheint das Debüt-Album der Iren, „Peoplefreak“. Anläßlich einer Promotour von „Rare“ durch Deutschland sprach Hinternet-Mitarbeiter Martin Schrüfer mit Sean O`Neill.

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Live: Portishead

München, Colosseum, 31.01.1998

Zwischen Himmel und Erde
Selten leuchteten die Sterne so schön. Zusammen mit nachtblauem Scheinwerferlicht bildeten sie den Hintergrund der Bühne des Konzerts der TripHopper „Portishead“ im Münchner Colosseum.
Ein paar Meter vor den Sternen ist ein Engel vom Himmel gefallen, goldene Lichtkegel vom Dach der Halle herab deuten an, welchen Weg er bestritten hat. Betörend singt er mit hoher Stimme von Liebe, Leid und Chaos. Der Engel ist eine Frau: Beth Gibbons. Die Hände über dem Mikrophon gefaltet, verharrt sie nahezu während des ganzen Konzerts in einer betenden, bittenden Pose.

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Live: Sisters of Mercy

Prag, 17.01.1998

Eine Insel im ewigen Eis
Auf dem Musikplaneten gibt es neben den Kontinenten auch kleine Inseln, die wenig erforscht sind. So auch die Insel, die Andrew Eldritch, Sänger der englischen Gothic-Rock-Band „Sisters of Mercy“, bewohnt.
Die Insel ist von Nebelschwaden verhüllt, liegt im ewigen Eis, ist voll von der Hoffnungslosigkeit der langen polaren Nächte. Auf ihr ist kein Platz für Liebe und Lachen. Eldritch vegetiert dort, schemenhaft seine Kontouren, gerade noch sichtbar in einer der Dimensionen, die das menschliche Auge sehen kann.

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