Ein Nachruf auf Randy California
Eine der interessantesten Geschichten der psychedelischen Rockmusik fand am 2. Januar 1997 ein abruptes Ende. Randy California (bürgerlich: Wolfe), Gitarrist der Los Angeles Band SPIRIT schwamm mit seinem zwölf Jahre alten Sohn Quinn vor der Küste von Molokai (Hawaii) als eine Welle seinen Sohn davonriß. Randy gelang es noch, das Lebens eines Sohnes zu retten bevor er selbst ins offene Meer hinausgezogen wurde. Nach mehreren erfolglosen Suchaktionen geht man davon aus, daß California bei dem Unglück ums Leben kam.
Als 15jähriger verbrachte Randy den Sommer 1966 als Mitglied in Jimi Hendrix` Band THE BLUE FLAMES in Greewich Village, New York. Danach ging er nach Los Angeles und gründete mit seinem 43jährigen Stiefvater Ed Cassidy am Schlagzeug die Band SPIRIT. Die anderen Mitglieder bei SPIRIT waren Sänger Jay Fergueson, Bassist Mark Andes und der Keyboarder John Locke. Ihr 1968 erschienenes Debüt-Album machte die Band mit dramatischen Songarrangements (und den Tempowechseln) zu einer der wenigen Westcoastbands (neben Arthur Lees LOVE), die sich am Art Rock-Trend englischer Bands wie THE NICE oder THE MOVE orientierten.
Während in San Francisco Bands wie QUICKSILVER MESSENGER SERVICE und JEFFERSON AIRPLANE Bluesimprovisationen für ihre Form der Psychedelia benutzten, waren die Songs von SPIRIT sorgfältig strukturiert und stark jazzbeeinflußt. Immerhin hatte man mit Cassidy und Locke zwei erfahrene Jazzmusiker in der Band. 1969 hatte SPIRIT den größten Singlehit mit dem von California geschriebenen „I Got A Line On You“.
Die Originalbesetzung nahm vier LPs auf, bevor sie Ende 1970 auseinanderbrach. Die letzte dieser Platten, „The Twelve Dreams Of Doctor Sardonicus“ zeigte Randy als SPIRITs Hauptsongschreiber und Sänger und wird allgemein als bestes Album der Band angesehen. 1972 spielte eine kurzlebige Spiritbesetzung ein Platte ohne California ein, während dieser 1973 ein Soloalbum veröffentlichte „Kaptain Kopter and the Fabulous Twirly Birds“, sein Hendrix-inspiriertes Gitarrenspiel in seiner wildesten Form zeigt.
1974 reformierten California und Cassidy SPIRIT wieder du nahmen eine Reihe obskurer Platten auf, darunter „Spirit of 76“, „Future Games“ und „Potatoland“, eine Platte, die mit verzerrten Stimmen und seltsamen Geräuschen manchmal an die MOTHERS OF INVENTION erinnerte.
In den 80ern nahm California drei weitere Soloalben auf. Das erste, „Euro-American“ erschien ursprünglich mit einer Bonussingle auf der Randy „Grosser Herrscher“ sang, eine deutsche Übersetzung eines seiner Songs. Danach veröffentlichte er – gemeinsam mit Cassidy und hin und wieder Locke – wieder unterd em Namen SPIRIT. 1996 tourten SPIRIT durch die USA. Fester Bestandteil ihrer Auftritte war stets ein ausgiebiges Schlagzeugsolo von Cassidy, der mit seinen 73 Jahren sicher den Titel „Oldest Man in Rock“ verdient hat. Die Band veröffentlichte noch „California Blues“, ein gutes Album mit traditionellen und selbstgeschriebenen Bluessongs.
California war wohl zu eigenwillig, um einen großen Einfluß auf den Popmainstream ausgeübt zu haben, dafür hatte seine Musik aber immer eine starke persönliche Qualität. Sei es eine wunderschöne Ballade wie „Nature´s Way“ oder die seltsamen Experimente von „Potatoland“, seine Songs strahlen eine fast kindliche Ehrlichkeit aus, die man in jeder Art von Musik nur selten findet.