Talking about the revolution, Vol.1

BERLIN – Sonnenschein – die Frisur sitzt – perfekter Halt.

NEW YORK – Regen – die Frisur sitzt – perfekter Halt.

SAARBRÜCKEN, Hertz, 1.30 Uhr – die Frisur hat immer noch perfekten Halt. Kein Wunder, es bewegt sich ja auch sonst nichts. Wie schon so oft und immer noch: Weltklasse DJs unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Die Handvoll Anwesender kann man eigentlich auch nicht mit dem Begriff „Öffentlichkeit“ in Verbindung bringen.

Blake Baxter müht sich denn auch redlich ab, an Stimmung oder ähnliches überhaupt zu denken und pendelt immer wieder von schicken Disco-Grooves zu satten Detroit-Brettern. Wer kann´s ihm auch verdenken?

Zu einem netten Abend gehören wenigstens zwei und ohne Feedback kommt auch der routinierteste DJ ins Schwimmen.

Wehmütig denkt man dann an 1986 Inner City´s „Big Fun“. (You don´t really need a crowd to have a party). Stattdessen scheint sich auch in der House/Techno-Szene, die schon aus der Rock-Szene bekannte Theken-Hänger-Fraktion, immer mehr auszubreiten. Na, vielen Dank! Vollaufen lassen könnt ihr euch eigentlich auch in der Kneipe eurer Wahl, außerdem kann man sein Leid auch der Wirtin klagen und anschreien muß muß man sich dann auch nicht. Stellt sich also nur weiter in die Ecke und wartet aunauffällig auf die Party für die ihr ja immerhin Eintritt bezahlt habt! Eure Eltern wären so stolz auf Euch! Aber bevor es jetzt ganz finster wird, lieber etwas Positives: Musik nämlich, bis auf weiteres immer noch die einzige Möglichkeit, den Planeten kurzzeitig zu verlassen.

Zunächst sei Euch allen erst einmal die neue Macro Dub Infection Vol. 2 (Virgin) ans Herz gelegt. Wie schon der erste teil, wieder brilliant zusammengestellt von Kevin Martin, der auch hier wieder eine genre-übergreifende Künstlerschar versammelt hat (Von Alec Empire bis Palace Music), die ihresgleichen sucht. Das Ganze kommt sehr experimentell und hat mit Reggae-Roots nur noch sehr wenig zu tun. Aber egal: „The future is dark“.

Und wenn wir gerde beim Thema sind, geht´s weiter mit Crooklyn Dub Consortium: „Certified Dope, Vol. 2“ (Word Sound/Efa). Hier werden dann auch schon mal die Möglichkeiten von Dub zur Jahrtausendwende ausgelotet. Oder, um es mal mit dem CD-Cover zu sagen: „Prepare for freedom“. Muß wohl auch ziemlich dunkel sein in New York. Also auch weniger Sonne Jamaicas sondern eher feuchte Keller in New York.

Schaun wir doch jetzt mal in den dunklen Kellerlöchern von Köln vorbei. Und es lohnt sich, denn die Gemeinschaftsarbeit von J. Burger und Mike Ink – „Las Vegas Part I + Part II“ (Harvest/EMI) lässt auch kein Auge trocken. Das befreit nicht nur den Hals, sondern auch das Hirn. Wenn ich Euch demnächst mal wieder entspannen wollt, empgehle ich „The jealous guy from Memphis“. Eine wunderschöne Piano-Line, ganz ohne Schleimspur auf der Tanzfläche (im Gegensatz zu Robert Miles). Eine weitere Empfehlung aus Köln: Khan und Walker mit „Schlußfahrt“ (Disco B/Efa). Etwas direkter und etwas mehr nach vorne orientiert als Burger/ink, aber mindestens genauso brauchbar für kontrollierte Raumverzerrungen wie die vorher genannten.

Ebenfalls neu und gut: Porter Ricks mit „Nautical Dub“ (Tidal mix) auf Chain Reaction/Efa. Vor allem die B-Seite ist das volle Brett (Port Gentil). Alles dreht sich, alles bewegt sich.

Zum Schluß noch was für die Massive Attack/tricky-Fraktion: Snooze aus Frankreich mit „The man in the shadow“ (SSR/Efa). Sehr jazzig und groovy ohne gleich Willemsens Woche-kompatibel zu sein. Der Sommer kommt wohl doch so langsam und Franzosen kriegen jetzt wohl doch gute Pop-Musik auf die Reihe (siehe Daft Punk), ohne gleich den Crossover mit Musette und Chnson zu versuchen.

Um jetzt doch zum wirklichen Schluß zu kommen, mach ich Euch noch die Nase lang: Rockers Hi-fi mit dem Highlight des letzten Albums „Going Under“ im Remix von Kruder und Dorfmeister. Ich weiß, das hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein. Aber es ist real und noch viel schöner. Die beiden Agenten aus Wien zeigen den Jungs aus England mal wie tief deep wirklich sein kann.

Ich bin begeistert und plane meinen Sommerurlaub in Wien (O Schreck!, die Red.). Leider gibt´s das ganze nur als Promotional Copy für Auserwählte wie mich. Und das war dann auch die lange Nase zum Schluß. Und warum hab‘ ich Euch das jetzt alles erzählt? Nein, nicht weil ich´s vielleicht besser weiß, sondern weil ich es gut mit Euch meine!

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