Statt „Diamond Blur“ hätten die Rainravens ihr Album auch nach einem ihrer neuen Titel nennen können: „Welcome to Nashville“, womit klar wäre: dies ist ein Album aus der Abteilung Country&Western. Das Quartett stammt allerdings aus Austin/Texas, macht aber nichts: klassischer West Coast Country-Rock und Southern Temperament lassen sich prima kombinieren.
Bringt man den Namen der Band mit der Information „West Coast“ zusammen, dürfte es bei einigen Leuten klingeln, vor allem bei Ornithologen. Gab es da nicht schon mal ´ne Gruppe, die sich nach Vögeln benannt hat und den West Coast-Stil schlechthin verkörperte? Genau, die Eagles! Und auf deren Spuren wandeln besagte Rainravens, sogar die Differenzen lassen sich am Namen festmachen: die Regenraben klingen insgesamt düsterer als die kalifornischen Adler und bewegen sich damit auf einem schmalen Grad zwischen stromlininenförmigem Fluß und melancholischer Irritation. Eingängige Melodien, aber immer mit gerade genügend rauhen Stellen, um sich vom seichten Mainstream abzuheben, ohne sperrig zu wirken.
Nach ihrem Debütalbum vor zwei Jahren setzen die Rainravens jetzt stärker auf druckvolle E-Gitarren, „Diamond Blur“ ist überwiegend „plugged“ eingespielt – aber natürlich finden sich auch auf dieser CD wieder wunderschöne „unplugged“-Songs. Ich persönlich bin ohnehin der Meinung, gerade der Country-Bereich ist prädestiniert für Balladen frei von Kitsch und Schmalz (naja, wenn man sie nicht gerade mit Pedal Steel Guitar-Klängen überfrachtet…) – im Gegensatz zu den meisten Schnulzen der Herren (Hard-)Rocksänger. Dagegen sind die der Rainravens geradezu schlicht und transparent, ich empfehle besonders „Down in the water“ – wie überhaupt das ganze Album, noch mehr allerdings den Vorgänger, der entweder keinen Titel hat oder einfach wie die Band heißt!
Rainravens
Diamond Blur
(Blue Rose Records/Rough Trade)