Harald Martins Inselplatten

The Beatles: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967)
Die brillanteste, bedeutendste, schlicht beste Popband aller – auch künftigen – Zeiten mit der brillantesten etc.. Nie waren Glaube, Liebe, Hoffnung ganz ohne christlichen Firlefanz größer. Und diese Töne, meine Brüder und Schwestern, diese Töne…
Erstes Gebot auf einer einsamen Insel: Hoffe!

The Beatles: The Beatles (1968)
In den eklektizistischen 90ern ist es Mode geworden, gerade dieses Beatles-Album besonders toll zu finden. Es ist eben so: Da ist alles prima drauf, was abendländische Musik positiv ausmacht.
Zweites Gebot…: Denk an die schönsten Momente der Vergangenheit!

The Who: Who’s Next (1971)
Wie kann man nur so aggressiv sein? Hör nach beim besten Drummer, dem gradlinigsten Sänger, dem coolsten Bassisten und dem punkigsten Präpunk-Gitarristen der Historie. Abrechnung mit den 60ern, wo’s berechtigt ist. Aufbruch in die 70er, wie’s sein muß.
Drittes Gebot…: Sei wütend!

Pink Floyd: Dark Side Of The Moon (1973)
Es gibt ja den unheilvollen Kollektiv-Drang, all das zu tun, was man zu tun vermag (Atombomben basteln, Velvet Underground hören, etc.). Mitunter, selten, geschieht das mit Geschmack – dann ist es gut, wahr und schön.
Viertes Gebot…: Glaub an das Gute in der Natur!

The Sweet: Singles 1971-1977
Sigmund Freud sagt, um gesund zu bleiben, müsse man lernen zu seinen Abgründen zu stehen. Also bitte. Wir Wahrhaftigen erinnern uns: Teenage Rampage.
Fünftes Gebot…: Sei ehrlich zu Dir selbst!

Godley & Creme: Ismism (1981)
Hörkunst, die Zweite (vgl. #4). Hier geht es allerdings nicht um ein Spiel, das vorgibt, ernst zu sein, sondern um ein Spiel, das vorgibt, ein Spiel zu sein. Ein adäquates Resultat für die 80er – das postmoderne Jahrzehnt.
Sechstes Gebot…: Trau keinem, der Dir Wahrheiten verkaufen will!

Talking Heads: Stop Making Sense (1984)
Die intellektuellste Live-Platte aller Zeiten. Ergo was für Herz und Hirn. Dazu gab’s einen Film, der einem nicht mehr aus dem Schädel geht. Beste Bedingungen also.
Siebtes Gebot…: Hab Sonne im Herzen und Kino im Kopf!

The Smiths: Strangeways, Here We Come (1987)
Die beiden Haupt-Heroen der besten Band der 80er – das exzentrische Großmaul Morrissey und der geniale Schweiger Johnny Marr – sind ’86/’87 auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität und gleichzeitig am Ende ihrer Gemeinsamkeiten. Morrissey ist sowieso immer am besten, wenn der Ärger am größten ist.
Achtes Gebot…: Setz den Frust in Schaffenskraft um!

Cleaners From Venus: Going To England (1987)
Eine der wenigen Scheiben, die hält, was sie verspricht: The next thirty eight minutes you will be in England. Eigentümlicherweise kommt seit 1963 fast alles musikalisch Gute aus dem ehedem als völlig unmusikalisch verschrienen Inselreich, das sich nur dank Importware über die tonalen Jahrhunderte retten konnte (Händel!).
Neuntes Gebot…: Denk an England in der Nacht!

Kula Shaker: K (1996)
Jefferson Airplane, Cream, Jimi Hendrix, Deep Purple, Byrds, Beatles, Ravi Shankar, weißderherrwernochalles – eine göttliche Zitatenhuberei. Völlig dekadent, dieser halb mystische, halb erdige Real-Nonsense. Mehr kann man in den 90ern nicht erwarten.
Zehntes Gebot…: Gib Dich der Leere hin!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert