Markus Caspers – 70er – einmal Zukunft und zurück: Utopie und Alltag 1969-1977

Wenn Sie sich zur Zeit mit Anfang Zwanzig schon alt fühlen, dann sind Sie wahrscheinlich weiblich und befinden sich im Erdgeschoß einer H&M-Filiale (wahlweise auch in einer Fußgängerzone oder an der Bushaltestelle): als erwachsener Normalo sind Sie konfrontiert mit einem Haufen Lolitas im Unilook (hautenge Strickpullöverchen, Schlaghosen, Schuhsohlen in Größe einer Packung Knäckebrot und die unvermeidlichen langen Haare mit Madonnenscheitel). Die 70er am Ende der 90er – wir leben bekanntlich in einer Welt der Zitate: Retro, Recycling und Stilmix sind die Stichworte (Snobs sprechen von Eklektizismus)!

Das ultimative Buch zum Thema „70er Jahre“ hat der Kulturwissenschaftler Markus Caspers (Jahrgang 1960) veröffentlicht. Sein Werk ist vor allem eine großformatige Augenweide, nur so läßt sich der Geist der 70er angemessen einfangen! Mich (Jahrgang 1972) hat der Band auf eine Zeitreise in die Niederungen meiner frühesten Kindheit geschickt, und um meine Kompetenz in Sachen 70er und als Rezensentin entsprechender Werke unter Beweis zu stellen, konnte ich Erinnerungen meinerseits nicht ganz aus diesem Artikel ausschließen.

Vorweg noch ein Wort zur Optik: Caspers hat nicht nur eine Unmenge photographischer Dokumente zusammengetragen, sondern sein Werk auch ganz im Sinne der 70er durchgestylt, vom Schrifttyp bis hin zur liebevollen Gestaltung der Rahmen erläuternder Blocktexte und Seitenzahlen etc. Gewarnt sei allerdings vor mitunter allzu harten Kontrasten in Sachen Kolorierung, das geht – wenn auch nicht in´s – dafür aber auf´s Auge…

Balsam fürs innere Ohr sind dagegen Caspers´ sprachliche Fähigkeiten, er ist ein Meister des Lakonismus, und viele seiner Formulierungen sind einfach zu gut, um sie zu unterschlagen. Meine persönliche Hitliste steht am Ende dieses Textes.

Als ehemaliger Werbeschaffender richtet Caspers sein Augenmerk besonders auf visuelle Phänomene („Dieses Buch fahndet ästhetisch.„), die er in seinen Texten analytisch ausleuchtet. Das Sammelsurium der Erscheinungen gliedert er in Kategorien wie Wohnen, Architektur und Städtebau, Autos, Datenverarbeitung, Musik- und Bildtechnologien, Werbung, Mode, Sex und Unterhaltung – kurz: Utopien, Programme und Zeitgeist. Eine wahre tour de force durch die bunte Welt der 70er!

70er Jahre Hausfrau (links) mit Küchenkugel (rechts) in sanften Farben (überall)

Mein Favorit ist die Abteilung „Wohnen“. Wohnlandschaften aus kombinierbaren Polsterelementen (brauner Samtcord), kleine bunte Plastiktischchen auf Rollen, Partykeller mit Fototapete, Küchenschränke mit eingebauten Radios – überhaupt, die Küche: auf den Fliesen Prilblumen und in den Händen der Hausfrau die Plastik-Küchenkugel „Avantgarde“(!) von Villeroy&Boch „in den typischen aggressionshemmenden Farben der 70er: was mag darin sein? Weltraumnahrung, Soilent Green oder einfach nur Landeier?“ – mein persönliches Lieblingsphoto mit einem der herrlich süffisanten Kommentare des Autors.

Um den Dreh ´rum wurden in der BRD auch die Produkte einer schwedischen Einrichtungskette heimisch, bekannt für ihre in Eigenmontage zu errichtenden Regalwände (die einen Besucher in der damals neuen Wohnung meiner stolzen Tante verwundert konstatieren ließen, er kenne zwar kombinierte Wohn-Schlafzimmer, aber noch nicht Wohn-Schlaf-Keller!).

Und nicht zu vergessen: Möbel im Weltraum-Design, in knalligen Farben und kugelförmig (s. u.), wo nicht, so doch wenigstens mit abgerundeten Ecken. Wieder fungierte das Fernsehen als Vorreiter, man denke nur an die Olivetti-Deko von „Wünsch Dir was“, das poppige Mobiliar in Ilja Richters „Disco“ und im weitesten Sinne auch an die beeindruckende Kommandozentrale der frühen ZDF-Hitparade.

Die Parameter der 70er Jahre waren Formen und Farben, Muster und Materialien. Während es innen weich und rund sein mußte („Am Anfang war das Raumschiff Erde: eine Kugel.„), entstanden nach außen Makrostrukturen in Lego-Manier, geschichtet aus Zellen, Modulen, Kapseln und Waben (man denke nur an die „Dalli Dalli“-Deko, das spinnwebartige Zeltdach des Münchner Olympiastadions samt zugehörigem Olympischem Dorf – für das, so mutmaßt Caspers, Kofferradios und Transistoren Pate standen), gipfelnd im „Raster“ – ob als Negativutopie der Städteplanung oder in Sachen Fahndungsmethoden als Ärgernis linksradikaler Terroristen.

Ausdruck des damaligen Betondenkens waren Zentren aller Art (Einkaufs-, Schul-, Verwaltungs-, Sport- und Bürgerzentren), „die schon durch die Benennung als ‚Zentrum‘ ihr Aussehen verrieten„. Und durch deutsche Innenstädte wanden sich fortan sogenannte „Fußgängerzonen“.

Bei den Farben dominierten Braun, Orange und Gelb-Töne (in der Tat: auf den berühmten „ersten“ Photos liege ich nicht etwa auf einem Bärenfell, sondern auf braun-orange-gelb-gestreiften Matrazenstücken!). „Selbst auf dem Mond fährt man ein sportliches Orange.“ (Gemeint ist der Lunar Rover der Apollo 17-Mission Anno 1973), auch Grün und Curry sollen hier nicht vergessen werden.

Die musterwütigen 70er resümiert Caspers unter dem Begriff „horror vacui„: Angst vor der Leere, als die Zukunftseuphorie der frühen 70er bedauerlicherweise Realität und Desillusionierung weichen mußte. Diese psychologisierend-nachsichtige Deutung entschuldigt das schrille, aufdringliche Durcheinander, das jede sich bietende Fläche eroberte. (Nicht zufällig sind die 70er das Jahrzehnt der „Sticker“, die legitimen Nachfolger der „Buttons“!) An den Wänden tummeln sich Poster, Setzkästen, Korktafeln und Pinnwände. „Alles muß geschmückt, verziert, gestaltet werden. Eine weiße Wand gilt als besonders ausgefallener Stil.

Fazit: ein Ornamentalismus aus Farb- und Formkombinationen, „die uns 25 Jahre später zur Sonnenbrille greifen lassen„.

Otto-Katalog Modelle der 70er

In Sachen Materialien regierte die Synthetik (auch in bezug auf Kleidung: „Für den modisch bewußten Jugendlichen der 70er ist die Jeanshose oft das einzige Kleidungsstück aus Naturfaser.“), von Schaumstoff bis Klebefolie und so weiter. Die Trias des „guten Geschmacks“ bildeten Flokati, Breitcord und Schleiflack.

Im Bereich der Technologien beginnen die 70er mit einer Phase der Klobigkeit, es darf geklotzt werden: sperrige Stereoanlagen und Kassettenrecorder (bespielbare Kompakt- Kassetten avancieren zum unverzichtbaren Vehikel der Jugendkultur!) mit ausladenden Kopfhörern, gigantische Rechenmaschinen etc. weichen schließlich im Zuge der Miniaturisierung Errungenschaften wie Taschenrechner, Walkman und Chip. Meist sind diese Dinge Abfallprodukte der Raumfahrttechnik, wie etwa die Digitaluhr. Im Bereich des Computers, der zunehmend populärer wurde (PC heißt schließlich Personal Computer, oder?) und eine neue Sprache mit sich brachte, wurde die Lochkarte von der Floppy-Diskette abgelöst. „Endlich gab es im Genre des Agentenfilms ein neues Spielzeug.

Weitere Wegmarken der 70er: High Fidelity, Kunstkopf-Stereophonie und Quadrophonie, heute allesamt nostalgisch, wer legt schon Wert auf 3 D-Klangqualität… Der Vier-Kanal-Technik des Quadrophonie-Sounds waren nur wenige Vorführungen vergönnt, denn „die Evolution kam mit den vierohrigen Menschen nicht schnell genug nach.

„Die zaghaft beginnende Disco-Musik wurde sogleich in Formationstänzen unschädlich gemacht…“

Über musikalische Entwicklungen und Trends der 70er sind ganze Bücher geschrieben worden (von eigens dafür geschaffenen Musik-Autoren und -Journalisten), Caspers leistet zumindest einen skizzenhaften Abriß und macht auf das Wörtchen „live“ aufmerksam: ein Attribut, „das von nun an Fernsehshows, Konzertübertragungen, Mitschnitte auf Platte ziert. ‚live‘ ist deshalb so wichtig, weil immer nur Konserven ‚live‘ sind: eine Paradoxie, die zum Markenartikel wird.

Ein weiteres fragwürdiges Produkt der 70er sind die Blödelbarden: „junge bärtige Männer, die geistreich-harmlos über dieses und jenes reimend räsonnierten und sich stilistisch zwischen wilhelminischem Studentenulkus und Popnostalgie im Skiffle-Sound bewegten.

Zum Fernsehgerät gesellt sich die Fernbedienung als „drahtlose Schaltzentrale häuslicher Macht„. Zum Zappen gibt´s allerdings noch zuwenig Programme, und die senden nichtmal den halben Tag lang (televisionäre Großereignisse: Mondlandung, Ali gegen Frazier und Elvis aus Hawaii), dafür strahlen die Apparate in genauso unerträglichen Farben wie alles übrige (meine andere Tante hatte einen gelben (!) Fernseher. Aua.) Neu ist auch eine Erscheinung namens Video, die vor allem an der Schwelle zu den 80ern Einzug in deutsche Haushalte hält (hab ich erstmals Ende der 70er bei einen Klassenkameraden zu Hause kennengelernt, nie wieder hat mich eine technische Neuheit dermaßen „erschlagen“, damals war das für mich schlicht Hexerei – mindestens so unerklärlich wie die SF-Apparaturen des Baron Lefuet, mit denen er den armen Timm Thaler vom heimischen Bildschirm aus an jedem Punkt der Erde observieren konnte).

Klumpschuh der 70er

An fahrbaren Untersätzen bringen die 70er den Ford Capri, den Rallye-Kadett und den Opel GT hervor. „Der Mensch der Zukunft ist ein High-Tech-Nomade und seine Behausung ein technisches Etwas zwischen Fahrzeug und Haus.„… auch am VW Käfer läßt sich noch das Diktat der runden Form ablesen.

Läßt man die 70er Jahre Revue passieren, dürfen auch Trimm-Dich-Pfade, die EsPeDe, Softsex-Filmchen und Discokugeln nicht fehlen, ebensowenig Mengenlehre (genau: die Blechschachtel mit den bunten Plastikplättchen in der ersten Klasse, nur geschlagen vom Held meiner Grundschulzeit: Uli, dem Fehlerteufel), Bezugspersonen statt Verwandten, Glasfaserlampen, die Sendung „Tele-Spiele“, die Entdeckung der neuen (kaufkräftigen) Klasse der „Teenager“, frischwärts, porentief rein, Bluna, Sinalco, Frau Sommer, Fa-Mädchen, Erika Mustermann, Häschenwitze und der wohl beste Werbeclip aller Zeiten: Charles Wilps Afri-Cola-Spot, in dem glamuröse Frauen an einer beschlagenen Scheibe lecken, ziemlich strange…

Neben der puren Phänomenologie legt Caspers aber auch die vor lauter Bäumen verstellte Sicht auf den Wald frei: auf Dinge, die entweder zu banal sind oder einfach noch nicht lange genug zurückliegen, um bewußt wahrgenommen zu werden. Das betrifft zunächst den eigenwilligen zeitlichen Umfang: „Dekaden halten nicht immer 10 Jahre und schon gar nicht, was sie versprechen„. Caspers´ Jahrzehnt dauert acht Jahre, seine 70er beginnen Ende der 60er und enden an der Wendemarke des Jahres ´77, dort offenbart sich das Janusgesicht der 70er Jahre. „Sie waren utopisch und nostalgisch, sozial und individualistisch, hoffnungsvoll und depressiv zugleich“ – „zwiespältig (wie jede Epoche)„.

In der bunten, fröhlichen Frühphase herrscht noch emphatischer Optimismus, der sich in Weltraum-Phantasmen sowie neuen Technologien manifestiert und im magischen „Jahr 2000“ zum Symbol gerinnt.

Doch schon ab 1974 scheitert die Realisierung vieler in den 60er Jahren begonnener Projekte und führt zur Zuflucht im Altbekannten (die erste Retro-Welle rollt an, im Focus: die goldenen Zwanziger und die muffigen Fünfziger). Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit sind bereits Anfang des Jahrzehnts in aller Munde und lassen nichts Gutes ahnen. Als Antwort auf Zukunftseuphorie wie -paranoia entsteht als neue wissenschaftliche Disziplin die Futurologie.

1977 schließlich zeigt sich die Fratze des deutschen Herbstes (die Zeit, in der mein Vater beim abendlichen Nachhausekommen öfters von gesperrten Brücken und Polizeikontrollen berichtete), der Anschlag auf die „heiteren“ Spiele von München war nur ein Vorbote des Terrors.

Ende des Jahrzehnts alarmieren ein erster Nuklear-Unfall und diverse Tankerunglücke, Atomkraft und Waldsterben werden zu Schlagwörtern, Bürgerinitiativen und WGs beerben APO und Kommunen der 68er-Bewegung, „Christiane F.“ ist in aller Munde, McDonalds-Filialen, Punks und Ökopapier markieren den Übergang in die 80er. Bundesdeutsche Leinwände beherrschen Katastrophenfilme und schwer verdauliche cineastische Erzeugnisse à la Fassbinder, Schlöndorff und von Trotta.

Zukunftsangst (No future!) und Endzeitberechnungen machen den 70ern auch im Geiste den Garaus. Wie zum Hohn zitiert Caspers einen Hit der – mit Verlaub – wohl lächerlichsten Band der 70er (neben Status Quo, den Heavy Metal Kids etc.): „We´ll fly you to the promised land, the promised land (Les Humphries Singers 1972)„…

In den 70ern wird Jugend zum Wert per se: „Zeichen der Jugend werden auch von denen übernommen, die eigentlich nicht mehr dazugehören„. Wohin das führen kann, macht jedes Lindenberg-Interview aufs neue schmerzhaft deutlich…

Auch Sex und Freizeit sind beherrschende Themen in Theorie und Praxis, die erprobte Einheit von Rock, Jugend und Protest splittert sich auf, Jungwähler entwickeln gar eine leichte Präferenz für die CDU, der Groove der Schwarzen und Schwulen New Yorks wird im Zuge der Disco-Welle in Tanzschulen kanalisiert, aber das ist eben schon Ende der 70er…

Auch innerfamiliär verlagern sich die Gewichte: „War der Kampf der 68er eine Auseinandersetzung 25jähriger mit der politisch und wirtschaftlich tonangebenden Elterngeneration der 50- bis 60jährigen, so spielte sich der Generationskonflikt in den 70ern eher als Scharmützel zwischen 16jährigen mit dem Wunsch nach mehr Taschengeld, leistungsfähigeren Stereoanlagen, Empfängnisverhütung, erstem motorisiertem Zweirad und ihren auf der Jugendwelle schwimmenden, Jeans und Koteletten tragenden Eltern ab.“ Die Auseinandersetzungen der 68er mit Eltern und Staat wurden zudem dadurch verschäft, daß die Adressaten immer auch Vertreter der Nazi-Generation waren.

Ernteten ideologie- und konsumkritische Jugendliche der 60er noch ein ärgerliches „Geh doch rüber“, verband beide Schichten nun das generationsübergreifende Gebot des „Kauf mich“ – verkürzt ausgedrückt.

Audi 80 Coupé

Und was verändert sich auf dem Gebiet der Ästhetik? Das weiche, bunte Design mit all seinen Rundungen und Wölbungen muß der Keilform Platz machen, am deutlichsten an den PKW-Formen ablesbar. Die lärmende Farbvielfalt räumt das Feld, fortan dominieren ein „technoid anmutendes Mattschwarz oder ein edel glänzendes Schwarz„. Darauf reagiert auch die allgemeine Befindlichkeit: „Die Heiterkeit ist zur Ironie mutiert, die Naivität zur berechnenden Pose„.

Aus der Rückschau wird zudem deutlich, daß mit den 70ern die letzte eigenständige Stilepoche des 20. Jahrhunderts in Deutschland endete, die Popmoderne unter dem großen Dach der Postmoderne. Die coolen 80er waren „das Jahrzehnt der Friseure, Designer und Makler„, und die 90er recyclen – die 70er! (Wenngleich natürlich auch die 70er Relikte der dumpfen 50er und der 60er-Sachlichkeit einschließen.)

Am Rande sei bemerkt, daß Caspers´ Buch bei mir auch einige Wissenslücken geschlossen hat, die nicht unmittelbar die 70er betreffen. Diese Informationen beziehen sich unter anderem auf:

  • Oben-ohne-Demos während Adorno-Vorlesungen
  • die Aufdeckung manipulativer Machenschaften der Werbung durch einen aufmerksamen amerikanischen Kulturkritiker der 50er Jahre mit dem Hinweis auf kartoffelschalenfarbene Kartoffelschäler, die aus Versehen weggeworfen und ständig nachgekauft werden müssen
  • den Plan eines amerikanischen Forschers, angesichts beunruhigender Umweltveränderungen eine Glaskuppel über Manhattan zu spannen, die Smog fernhalten und ein günstiges Mikroklima schaffen sollte.

Und kurz vor knapp noch wie versprochen die Top Five der Caspers-Zitate:

  1. Während die Nierentische und Amöbentextilien der 50er die Natur formal-plump imitieren, bildet die Architektur der Module die Natur anhand ihrer Funktionen und Strukturen ab – Gott dreht einen Lehrfilm.
  2. Daß Männer sich modisch kleiden, ist eine relative Neuerung.
  3. Mit ocker und braun läßt sich nichts versau´n.
  4. Hier bin ich Pop, hier darf ich´s sein.
  5. Es gab einmal eine Zeit, da trugen Menschen auch im Wohn-Schlafzimmer Sonnenbrillen, weil die Vielfalt der Farben und Formen sonst kaum zu ertragen war. Dennoch waren sie heiter gestimmt, entspannt und bereit für das nächste Jahrtausend.


Es ist schon so, wie Caspers sagt: „Die Faszination heutiger Betrachter oszilliert zwischen peinlichem Berührtsein, wehmütigem Erinnern und sentimentalem Sehnen nach einer Zeit, in der das Wünschen offenbar noch geholfen hat.

Was bleibt? Das Ende einer Zeitreise, das peinlichste Foto meines Lebens (ich mit fünf auf einem Ast: weiße Flokati-Mütze mit Bommeln unterm Kinn geschnürt, Wolljacke mit Karos – so groß, daß Frankenfeld vor Neid erblaßt wäre, Schlaghosen und halbhohe Schnürschuhe, die auf schlimme Deformationen meiner Füße schließen lassen, damit straft man sonst nur Patienten der Orthopädie) und eine CD mit Fernsehmelodien meiner Jugend, die ich nicht rezensieren darf. Seufz.


Markus Caspers:
70er - einmal Zukunft und zurück:
Utopie und Alltag 1969-1977
DuMont

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert