Marlon Wilhelms Insel-Filme

In völliger Naivität gehe ich davon aus, auf der einsamen Insel einen Filmpalast mit hervorragender Projektion und zumindest ordentlichem Ton zur Verfügung zu haben, sonst würden einige Filme keinen Sinn machen, vor allem „2001“.

Aus zwei Gründen ist diese Auflistung nicht identisch mit den „10 besten Filmen aller Zeiten“. Zum einen habe ich mich auf einen Film pro Regisseur beschränkt, damit es mehr Abwechslung gibt, zum anderen sind gewisse Filme für die Insel sicher nicht geeignet: „Bad Lieutenant“ würde wohl zum baldigen Suizid führen, einige Russ-Meyer-Filme zu einem stark gestörten Hormonhaushalt.

Logischer Weise ist die Liste deshalb auch nicht in wertender, sondern in alphabetischer Reihenfolge verfasst. Bei den Credits sind jeweils die wichtigsten Leute angegeben.

„Breakfast at Tiffany’s“ („Frühstück bei Tiffany“)

USA 1961
Regie: Blake Edwards
Musik: Henry Mancini
Darsteller: Audrey Hepburn

Tolle Komödie und herzergreifender Liebesfilm. Wer am Schluss nicht heult, hat einfach keine Gefühle. Allein die Musik von Großmeister Mancini ist schon besser als die meisten Filme als Ganzes.

„Design for Living“ („Serenade zu dritt“)

USA 1933
Regie: Ernst Lubitsch
Buch: Ben Hecht, nach Noël Coward
Darsteller: Fredric March, Gary Cooper, Miriam Hopkins, Edward Everett
Horton

Lubitsch in Hochform. Die Eleganz, mit der er gängige Moralvorstellungen über den Haufen warf (das Dreiecksverhältnis von Hopkins, March und Cooper wird als Lösung der üblichen zwischenmenschlichen Probleme beschrieben), wurde nie wieder erreicht.

„Fargo“

USA 1996
Regie: Joel Coen
Buch: Joel & Ethan Coen
Produktion: Ethan Coen
Darsteller: Frances McDormand, William H. Macy,
Steve Buscemi

Warum „Fargo“ und nicht „The Big Lebowski“, der ist doch witziger. Stimmt, aber Frances McDormand als Marge Gunderson ist einfach die liebenswerteste Figur der Filmgeschichte.

„GoodFellas“

USA 1990
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Ray Liotta, Joe Pesci, Robert De Niro

Der beste Mafia-Film, weil er sich jeder Wertung enthält. Die Helden und ihre Organisation werden weder verklärt noch verteufelt, es werden nur Lebensläufe vorgestellt.

„The Ladies‘ Man“ („Zu heiß gebadet“)

USA 1961
Regie: Jerry Lewis
Produktion: Jerry Lewis
Buch: Jerry Lewis, Bill Richmond
Darsteller: Jerry Lewis, Kathleen Freeman

Die Credits zeigen schon: ein reiner Jerry-Lewis-Film, der all seine Meisterschaft zeigt.

„Lone Star“

USA 1996
Regie: John Sayles
Darsteller: Chris Cooper, Kris Kristofferson

Ein Fall von falscher Legendenbildung und damit die 90er-Jahre-Version von „The Man Who Shot Liberty Valance“. Buddy Deeds war weder der gute Mensch, als der er in nostalgischer Verklärung immer hingestellt wird, noch war er es, der damals der bösen Sheriff Wade (Kris Kristoffersen ist grandios als Schurke) erledigt hat. Das erste war für seinen Sohn schon immer klar, als er das zweite heraus findet, kann er endlich den übergroßen Schatten abwerfen.
„Lone Star“ leidet darunter, der einzige ganz große Wurf von John Sayles zu sein. Denn während bei den Meisterregisseuren auch die mittelmäßigen Werke verehrt werden (und die haben selbst Hitchcock und Ford gedreht), gehen solche einzelnen Meisterwerke fast unter. Das ändert nichts an der überragenden Qualität, „Lone Star“ ist der Cimino-Film, den Michael Cimino nie geschafft hat.

„The Man Who Knew Too Much“ („Der Mann, der zuviel wußte“)

USA 1955
Regie: Alfred Hitchcock
Kamera: Robert Burks
Schnitt: George Tomasini
Bauten: Hal Pereira
Kostüme: Edith Head
Musik: Bernhard Herrmann
Darsteller: James Stewart, Doris Day

Wohl der am meisten unterschätzte von den Filmen, die Hitchcock mit seinem Dream Team gedreht hat (siehe Credits). Dieses Remake eines eigenen britischen Films von 1934 ist aber der perfekte Hitchcock, alle typischen Elemente sind vorhanden: die Story um einen etwas naiven Protagonisten, der völlig zufällig in eine üble Sache gerät, in der er sich als mutiger Held erweisen muss (hier sogar verdoppelt, Doris Days Part ist ebenso wichtig wie der von Stewart), die Spannung, die bei einem schlichten Gang durch eine Straße auf die Spitze getrieben wird (normal breit und bei Tageslicht wohlgemerkt, keine dunkle Gasse), der meisterliche Einsatz von Geräuschen und Musik (der einzige Film, in dem Doris Days Gesang dramaturgisch Sinn macht) und Bilder wie von einem Popartisten (Stewarts Gesicht in Großaufnahme vor strahlend blauem Himmel wirkt fast wie ein Comic).

„The Searchers“ („Der schwarze Falke“)

USA 1956
Regie: John Ford
Darsteller: John Wayne

Der beste Film aller Zeiten.

„Tim Burton’s Nightmare Before Christmas“

USA 1993
Regie: Henry Selick
Produktion: Tim Burton
Musik: Danny Elfman

Selbstredend wäre jeder Tim-Burton-Film für diese Liste geeignet. Dass gerade dieser hier auftaucht, ist eine Ehrerbietung vor Danny Elfman, denn sein Part kommt bei einem Musical nun mal besonders stark zur Kenntnis.

„2001 -A Space Odyssee“ („2001 – Odyssee im Weltraum“)

Großbritannien 1968
Regie: Stanley Kubrick
Buch: Stanley Kubrick, Arthur C. Clarke

Kubrick hat, wie Deutschlands bester Filmkritiker Georg Seeßlen richtig bemerkt, Filme gedreht, die für ihr Genre untypisch waren, aber trotzdem den Höhepunkt dieser Genres darstellen. Das gilt besonders für „2001“: kein anderer hat Raumschiffe Walzer tanzen lassen, nie wieder hatte ein Computer so viel Menschlichkeit wie HAL 9000. Und das Ende wird immer ein Rätsel belieben, auch über das Jahr hinaus.

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