Die Zukunft der Rockmusik scheint in den Händen von Sebadoh, Built To Spill und Modest Mouse zu liegen. So prophezeien es je nach Deutung der Rezensionen und der Interviews die Kollegen der Printmedien. Das aktuelle Werk von Built To Spill konnte mich nicht überzeugen, das von Sebadoh zuerst auch nicht, ein voreiliges Urteil, das ich später schnell revidieren mußte.
Und wie sieht es mit Modest Mouse aus? Im Falle Sebadoh zumindest ist eins klar: Das Album braucht Zeit, um all seine schillernden und versteckten Blüten zu entfalten. Ist „The Lonesome Crowded West“ etwa auch ein solcher Afterburner? Der Opener „Teeth Like God’s Shoeshine“ (was für ein cooler Titel) glänzt (Vorsicht Wortwitz!) aufgrund sperriger Instrumentierung. Das Tempo wechselt hin und her, verschiedenste Stimmungen kommen zum Vorschein. Aus den hier verwurstelten Ideen hätte eine andere Band bestimmt zwei oder drei Songs gemeistert. Plötzlich geht das Stück in eine völlig andere Richtung los. Der Ausdruck „Die rocken wie die Hölle!“ trifft den Nagel auf den Kopf. Die Gitarren werden voll aufgedreht, die Verzerrer erfüllen die von ihnen erwartete Funktion. Toller Song. Gilt auch für Numero zwei. Etwas verspielter. Mit coolem Riff und eingängiger Melodie. Gesang dezent, Schlagzeug monoton-lässig. Und so zieht sich das durch die restlichen 13 Stücke. Mal wird das Tempo angezogen, mal gedrosselt. In der einen Sekunde die Gitarre aufgedreht, in der nächsten schnell gedimmt oder sogar gegen eine Akustikklampfe ausgetauscht. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen den beiden Polen des Rock: leicht tätschelnd und zart versus knallhart und schweinerockend. Ich kann glaube ich eines ihrer Idole erahnen: die Pixies (siehe auch ‚Spex‘ #01/99 ). Ja, Modest Mouse könnten in Sachen Rockmusik Zeichen gesetzt haben. Nehmt euch die Zeit und hört das Album von vorne bis hinten durch. Jede Sekunde wird sich gelohnt haben.
Modest Mouse: The Lonesome Crowded West (Matador/RTD)