Popbohnen von der Insel
Auf Malta ist es immer schön warm, kein Wunder, daß dort keine allzu düstere Musik entstehen kann. Überhaupt, kennt ihr Bands aus Malta? Ich nicht, zumindest bis vor einigen Wochen nicht. Jetzt aber kenne ich die Beangrowers. Das Trio aus St. Julian hat sich 1995 für die Musik entschieden und seitdem an seinem Sound gefeilt. Mit Erfolg, wie ich meine. Das Debüt „48k“ überzeugt mit seinem poppigen Gitarrenrock und der schönen Stimme von Alison Galea (auch an der Gitarre zu bewundern). Ihr zur Seite steht Bassist Mark Sansone und Ian Schranz (sitzend am Schlagzeug).
„48 k“ war übrigens die Bezeichnung für einen uralten Computer. Ein solcher kam Ian just wieder in die Hände. Dessen Sounds landeten sogleich auf dem Album, und dessen Spiele waren eine gelungene Abwechslung in den Aufnahmepausen. Daß das Album außerdem gerade 48 Minuten lang ist, war keineswegs Absicht, ist aber eine Erwähnung an dieser Stelle wert. Nun aber zu den Ausführungen der sympathischen Frontfrau Alison Galea.
Wie kommt ein Trio aus St. Julians an einen Plattenvertrag mit einem deutschen Label (in diesem Fall ‚Rough Trade Records‘)?
Alison: „Wir nahmen vor zwei Jahren mit David Fellas im ‚Temple‘-Studio auf Malta ein Demo auf. Zu der Zeit arbeitete dort auch ein deutscher Produzent, dem unsere Musik gefiel und der uns einer Booking Agentur weiter empfahl. Kurz darauf spielten wir ein paar Clubgigs in Deutschland. Die Resonanz auf unsere Shows war überraschend positiv; wir kamen mit Vielen ins Gespräch. Einer davon war ein Mitarbeiter von ‚Rough Trade‘. Er war sehr angetan und wollte, daß wir ein weiteres Demo machen. So kam es letztendlich zu dem Deal. Auf Malta waren alle überrascht, daß es so gekommen ist, schließlich sind wir die erste maltesische Band, die einen Vertag in der Tasche hat. Natürlich sind wir aufgeregt und nervös. Das ist wahrscheinlich unsere einzige Chance, als Außenseiter auf uns aufmerksam zu machen.“
Malta ist für die Musikwelt sicherlich kein eminent wichtiger Standort – sieht man von der Tatsache ab, daß es dort einige Studios gibt und daß ein gewisser Herr Boa auf der Insel seine Zelte aufgeschlagen hat. Ansonsten ist Malta fast ausschließlich als beliebtes Urlaubsziel bekannt. Läßt das auf eine relaxte Lebensart seiner Bewohner schließen?
Alison: „Das Inselleben ist ruhig und gelassen, was jedoch nicht heißt, daß wir unsere Sache nicht ernst nehmen. Speziell in St. Julians konzentriert sich das Nachtleben. All das übt unweigerlich einen großen Einfluß auf unser Temperament, unser Seelenleben und unsere Musik aus.“
Konzerte international angesehener Acts sind leider eine Seltenheit.
Alison: „Das ist tatsächlich das einzig Traurige an diesem Fleckchen Erde. Lediglich im Sommer findet ein Riesenfestival statt, auf dem in aller Regel ein Megastar wie Tina Turner auftritt. Das war es dann aber. Zum Glück ist die Szene hier recht groß. Es gibt zahlreiche Bands. Die Szene ist zwar klein, aber fein. Plattenfirmen sind hier leider keine ansässig, lediglich ein paar Studios.“
In einem solchen, nämlich dem schon erwähnten ‚Temple‘-Studio, nistete sich das Trio Ende letzten Jahres für drei Monate ein, um unter der Regie von Gareth Jones (u.a. Depeche Mode, Nick Cave) „48k“ einzuspielen. Aber zurück zu Alison: Sie ist relativ früh mit Musik in Kontakt gekommen.
Alison: „Mein Vater hatte in den Siebzigern eine Band und arbeitete als DJ. Irgendwann fand ich Gefallen am Musikmachen und griff zur Gitarre. Ian, Mark und ich kennen uns seit wir denken können. Wir trafen uns 1995 und beschlossen, eine Band zu gründen. Erst durch die Erfahrungen innerhalb der Band lernten wir mit den Instrumenten umzugehen und die Technik und das Wissen, das man braucht, um Songs schreiben zu können. Heute ist es so, daß wir alle zu gleichen Teilen am Songwriting beteiligt sind und ein gut funktionierendes Team bilden.“
Wie zur Hölle kamt ihr auf den Bandnamen Beangrowers?
Alison:(lacht) „Eigentlich war das nicht einmal unsere Idee. Als wir unseren ersten Gig spielen sollten, hatten wir uns noch keinen Namen ausgedacht. Allerdings brauchten wir schnellstmöglich einen. Eine Freundin drängte uns dazu, einen Namen zu finden. Sie hatte ein astrologisches Buch zur Hand. Wir hatten ganz früher noch einen weiteren Gitarristen. Laut diesem Buch hatte sein Name etwas mit dem Heranzüchten von Bohnen zu tun. So kamen wir auf Beangrowers und beließen es dabei. Eigentlich lacht jeder darüber.“
Ich weiß, es fällt immer schwer, doch wie würdest du eure Musik umschreiben?
Alison: „Sie ist auf jeden Fall poppig. Einige Songs sind melancholisch, andere punkig. Wie wäre es mit Punkpop-SciFi? Uns wurden schon viele unterschiedliche Etikette angehaftet, was uns keineswegs stört.“
Nun habe ich mir die CD vor dem Interview etwas genauer angesehen und inmitten deiner Danksagungen den Namen Brad Pitt entdeckt.
Alison: „Oh je, nein, das war ein Scherz. (lacht) Das war nicht ernst gemeint.“
Daß Alisons Kollegen Ian und Mark sportbegeistert sind, kann man daran erkennen, daß sie einen Song „Advantage McEnroe“ tauften und einen weiteren „Maradona“. John McEnroe ist ihrer Meinung nach der beste Tennisspieler und Maradona der beste Ballzauberer. Ansonsten fällt im Booklet auf, daß lediglich Textfragmente abgedruckt sind?
Alison: „In den meisten Fällen wollte ich einfach nicht den kompletten Text abdrucken. Sie sind nicht alle leicht nachzuvollziehen und insofern entschied ich mich für die entscheidenden Stellen. Jeder kann sich den Rest denken. Sowieso kannst du sagen, daß wir nicht unbedingt absolut Wichtiges zu erzählen haben. Die Texte stehen nicht im Vordergrund.“