Live: Bruce Springsteen

München, Olympiahalle, 13. April 1999

Reibeisen mit Ekstase
Der „Boss“ ist zurück. Mit opulenter Besetzung – vier Gitarren, zwei Flügel, Saxophon, Baß und Schlagzeug(!) – zauberten Bruce Springsteen und seine „E-Street Band“ in der ausverkauften Münchner Olympiahalle Rock und Blues vom Feinsten, konturenreich, mit Pepp und Biß. Satte Gitarren, solide Soli, über allem Springsteens Reibeisen-Stimme, dazu ein Schuß Ekstase in Form von grandiosen Saxophon-Soli – eine mitreißende Kombination.

Daß Springsteen, der im September 50 wird, darüber hinaus erkannt hat, das Image eines Straßenmusikers, eines Arbeiter-Heldens nicht ewig verkörpern zu können, spricht für ihn. Im Gegensatz zu manch anderen Comebacks von Musikern der sechziger und siebziger Jahre verzichtete er darauf, den Eindruck zu erwecken, die Zeit anhalten zu können. Statt dessen legte der Amerikaner Wert auf einen musikalisch brillanten Auftritt.

Stellvertretend für die allesamt herausragenden Musiker seien der Gitarrist Nils Lofgren – bekannt von Neil Youngs „Crazy Horse“ – und der Saxophonist Clarence Clemons genannt. Lofgren verlieh dem Sound der „E-Street Band“ den nötigen Druck, während Clemons mit seinen kraftvollen und emotionalen Soli immer wieder begeisterten Zwischenapplaus erntete.

Dennoch mußte Springsteen vor der achtköpfigen Genialität seiner Band nicht zurückstecken, wie er beispielsweise mit der wunderschönen Ballade „Ghost of Tom Joad“ bewies. Die sang er alleine und begleitete sich mit Harp und Gitarre selber. Wer dabei die Augen schloß, mußte unweigerlich an Bob Dylan denken; einer der Höhepunkte eines Konzerts ohne Schwächen.

Das Warten auf diesen Auftritt – der erste seit zehn Jahren – hat sich definitiv gelohnt. In der Form, in der sich Springsteen am Dienstag präsentierte, möchte man ihn zum Weitermachen fast nötigen und kann nur hoffen, daß er auch in den nächsten Jahren live auftreten wird.

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