Missy Misdemeanor Elliott: Da Real World

„The Rain“ und „Sock It 2 Me“ waren nur zwei der vielen großartigen und wegblasenden Tracks ihres Debüts „Supa Dupa Fly“. Berühmt aber wurde sie vor allem wegen ihres innovativen Rap-Styles, der ihr den Spitznamen „Hee Ha-Girl“ einbrachte. Zu Timbalands vertrackten, abgehackten Beats zauberte sie ihre Lyrics in ungewohnter Art und Weise aus dem Ärmel – ganz so wie ihr Kollege Busta Rhymes – und mischte nicht nur Rap mit viel Soul, sondern würzte ihre Performance mit Ahas, Has, Stöhnen und Tschicki-tschickis.

Seitdem sind zwei Jahre ins Land gegangen. Zusammen mit ihrem Entdecker und Förderer Timbaland hat die stimmgewaltige und neben Lauryn Hill den amerikanischen Female HipHop beherrschende Missy Elliott endlich den Nachfolger ihres alles überschattenden Debüts nachgelegt, auf dem sie ihrem Style gottlob treu geblieben ist und diesen noch weiter perfektioniert und in ihre Musik integriert hat.

Lange hatte sich „Da Real World“ angekündigt, und lange mußten wir darauf warten. Auf der faulen Haut lag die HipHop-Queen nach dem Platin-Erfolg dennoch nicht. Sie produzierte fleißig (u.a. Mariah Careys „BabyDoll“), gastrappte, remixte (u.a. Janet Jacksons „Go Deep“), pries verschiedene Werbeprodukte an (u.a. „Sprite“ und Kollektionen von „Gap“) und mit ‚Gold Mind Rec.‘ hat sie ganz nebenbei ein Label aus dem Boden gestampft. Die maßgeschneiderte Blaupause eines Workaholic. Von Portsmouth, Virginia, direkt an die Spitze der HipHop-Community. Respekt!

Jetzt hat sie sogar einen Lippenstift am Start, dessen Verkaufserlöse dem Jugendprogramm „Break The Cycle“ gespendet werden sollen. Sie nutzt demnach ihren Bekanntheitsgrad, um auf sich und andere (Probleme – hi, hi!) aufmerksam zu machen. So steht zum Beispiel auch folgende Note im Booklet: „After hearing about the tragic incident at Columbine High School, it touched me so deeply, more so then any other event on the news. I was not there to witness the event, but I felt your pain. I send out special prayers for healing, because not only is there a war over seas, there is a war in some hearts between good and evil. We can get lawyers, doctors, and psychiatrists to try and find our answers, but the real answer is God. Stay up Columbine High School and the whole town of Littleton Colorado.“ Und ihr nehme ich es auch ab, daß sie gottgläubig ist und dies nicht nur gesagt hat, um ihren „Parental Advisory Explicit Lyrics“-Aufkleber zu entkräften.

In ihrem ersten Chartbreaker „She’s A Bitch“ kritisiert sie dann gleich noch das von Männern dominierte Genre: „Females in this business aren’t taken as seriously as we should be. So, in order to be heard we’ll often assume a character and give off what one would call a ‚diva‘ or a ‚bitch‘ attitude. When a man does it he’s called aggressive and its a positive thing. A bitch is what they call a woman who knows what she wants. I’m just taking the term back. If a ‚bitch‘ is what I am for achieving that, then so be it. If I got to check you loud and clear, that’s what I’m going to do. I’m showing you what it’s like to come off like that.“ Ein anderer Track ist all ihren NachäfferInnen gewidmet, „Beat Biters“ nämlich.

Doch nicht alle sind frauenfeindlich oder klauen nach Belieben. Shooting Star Eminem zum Beispiel ist anders. Er hat es sich daher nicht nehmen lassen, für einen kurzen Gastrap im Studio vorbeizuschauen („Busa Rhyme“). Ich möchte jetzt nicht alle Lieder hervorheben, denn Missy ist mal wieder viel zu klasse und enttäuscht ihre Fans nicht mit Ausfällen. Ein paar Highlights müssen dennoch erwähnt werden: Missy meets Redman („Dangerous Mouths“), Missy meets Lil‘ Mo („You Don’t Know“) und Missy meets MC Solaar („All n My Grill“). Phatt!

Ach so: Im Zeitalter des Multimedia ist die CD natürlich „enhanced“ und daher mit dem „She’s A Bitch“-Video ausgestattet. Mehr Spielereien lassen sich leider nicht finden.

Missy Misdemeanor Elliott: Da Real World
(The Gold Mind/Elektra/eastwest)

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