June Of 44: Anahata

Chicago ist nicht tot zu kriegen. Einerseits erscheinen nicht gerade häufig Noiserock-Bands auf der Bildfläche, um uns an all die Wut, den Ärger und den Verdruß zu erinnern; andererseits haben sich einige Krachmacher im Laufe der Jahre beruhigt und sich dem Postrock zugewandt. JUNE OF ’44 waren zwar nie so richtig wild, tobend und wutentbrannt, aber immerhin sind sie auf einem Chicago-Label ansässig und beherrschen die Gesetze des Postrock bestens.

Jüngst konnten wir uns bereits an „On The Cam“ erquicken, eine extrem preisgünstige Compilation aus dem Hause ‚Touch And Go/Quarterstick‘, die eine Übersicht über all die anstehenden Veröffentlichungen gab. Darunter auch „Cardiac Atlas“ von JUNE OF 44. Ein wirklich herausragender Song, den wir jetzt an dritter Stelle auf ihrem neuen Album wiederfinden. Und wer sich das Album anhört, wird schnell erkennen, daß besagter Song keine Alltagsfliege ist, sondern einer von acht exzellenten Tracks, die den Bogen zwischen Noiserock und Postrock spannen können, ohne auf die Nase zu fallen oder unglaubwürdig zu wirken.

„Anahata“ – was immer das auch heißen mag – ist kein lahmarschiges Stück Musik geworden; eine rasante Talfahrt sicherlich auch nicht. Irgendwo dazwischen ist es einzuordnen: nicht Fisch, nicht Fleisch, aber von erhabener Klasse. Produziert hat das fünfte JUNE OF 44-Album kein geringerer als Shellac-Bassist Bob Weston, was wohl auch für die Klasse der Band spricht. Und „Cardiac Atlas“ könnte von morgens bis abends in meinem Player rotieren ohne nervend zu werden. Ach ja, ich lese gerade, daß „Anahata“ einer der „Chaukra-Punkte des Körpers“ sein soll und „sich der Überlieferung nach direkt über dem Herzen“ (O-Ton Plattenfirmenwisch) befindet. Da paßt er ja hin.

June Of 44: Anahata
(Quarterstick/EFA)

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