Nach „eintauchenauf“ endlich die neue Dead Mould. Die Rückkehr des alten, ersten Drumers Jochen „Der Chef“ Reich macht sich positiv bemerkbar, da er nicht nur persönlich, sondern auch musikalisch die Harmonie in die Band zurückgebracht hat.
Alle Welt versucht durch Vermischung und immer neue Namensgebung auf sich aufmerksam zu machen. Dead Mould verzichten darauf. Minimale Besetzung (Drums, Gitarre, singender Basser) und damit auch eine geringere Verwässerung der Kompositionen zeichnet ihre Musik aus. Dem Genre Rock wird eine neue Möglichkeit aufgezeigt ohne in den 80er Jahre- oder Süd-Staaten-Sumpf zu fallen. Alles macht einen sehr straighten Eindruck und auf Gimmicks wurde weitestgehend verzichtet. Sehr gelegentlich wird ein alter Moog eingesetzt, Overdubs oder mehrere Gesangsspuren sind die Ausnahme. Bei „diggin‘ a hole“ taucht als untergelegter Fernsehspot der Polymog auf.
Kraftvolle, brachiale Sounds, eine äußerst pregnante Stimme und sehr ausgefeilte, nicht verspielte und doch abwechslungsreiche Kompositionen. Das Spektrum reicht von sehr melancholischen Stücken über schöne Nicht-Balladen, bis zu Krachern die auf Soundgardens Badmotorfinger passen würden. Eudel setzt seine Stimme viel direkter und nicht mehr so sehr am Limit ein, wie noch auf „eintauchenauf“. Das macht „Polymog“ angenehmer, aber auch eckiger. Die Vorwürfe, er orientiere sich gesanglich an Eddie Vedder werden nicht verstärkt. Textlich beziehen sich die Stücke auf Eudel’s sehr persönlichen Lebensraum des letzten Jahres. Dies zeigt sich besonders an „second half“.
Insgesamt ein interessantes, vielleicht richtungsweisendes Album, das trotz der geographischen und persönlichen Nähe nicht von der Bielefeld-Detmold Connection (Sharon Stoned, Hip Young Things, Shell, Locust Fudge) beeinflußt ist.
Anspieltips: 1. hit; 4. screwballs; 5. second half; 10. diggin‘ a hole
Dead Mould: polymog
(Rebel Records / SPV) [9-96]