Interview: KC Da Rookee

HipHopper alle Länder, vereinigt Euch

Nottingham, ist eine der britischen Städte, in der viele Underground-MCs ihr Unwesen treiben. Bis vor einigen Jahren war auch KC Da Rookee einer unter vielen. Erste Erfahrungen sammelte er mit Ragga-Soundsystems und später als Mitglied der Broken English Crew, die immerhin Busta Rhymes, Fugees und Ice-T supporten konnten. Doch in Nottingham sollte seine Karriere nicht enden. Parrallel zum HipHop war eine weitere Leidenschaft des heute Mittzwanzigers Basketball. Dieser Sport war es letztendlich, der den rappenden Basketball-Spieler nach Deutschland lockte. Wie, das wird er euch gleich selbst erzählen.

Hier nun das schon oft angekündigte, aber lange nicht fertiggestellte Interview mit KC Da Rookee, dem Wahl-Berliner.

Einen Tag vor unserem Interview hatte KC Da Rookee die seltene Chance, mit zwei ganz grossartigen HipHop-Acts aufzutreten. Zum einen war das die Westküsten-Crew Lootpack, zum anderen Q-Tip, ehemaliges Mitglied von A Tribe Called Quest, der nach dem Split dieser äussert innovativen Truppe auf Solopfaden wandelt. Eine solche Chance bekommen andere Newcomer nicht so schnell.

„Das war natürlich sehr cool, da gebe ich dir recht. Ich stehe sowieso auf die ganzen Grooves aus den Staaten. Im besondeen auf das Old School-Zeugs. Von denen kannst du noch verdammt viel lernen. Lootpack waren phatt am Start. Die sind ziehmlich klasse und empfehlenswert. Für mich war es das erste Mal, dass ich mit Leuten von der Westküste die Bühne teilen konnte. Das war insofern ein ganz besonderer Anreiz, diese Show zu absolvieren. Alles in allem, ein klasse Abend.“

Wo wir gerade über Faves reden. Welche Künstler haben dich am meisten geprägt? Wen bewunderst du?

„Ähm, ich würde sagen, an erster Stelle stehen da meine Kumpels von KMC. Ich muss gestehen, dass ich mich kaum mit MTV oder VIVA befasse und insofern nicht auf den kommerziellen Kram abfahre. Ich habe meine eigene Community, meine eigene kleine Insel in Berlin. Wir gehen ins Studio, hängen ab, improvisieren, freestylen. Bevor ich meine Faszination für HipHop entdeckt habe, war ich und bin ich auch noch Fan von Ragga und Reggae. Das sind demnach meine frühen musikalischen Einflüsse und Inspirationsquellen. Es gibt zudem viele Künstler aus anderen Genres, die mich beeindrucken. Ich ziehe keine strikte Grenzen zwischen den Genres und bin vielem gegenüber aufgeschlossen, so zu Beispiel dem frühen Jungle.“

Nun sag uns aber mal bitte, wieso du seit Jahren in Deutschland wohnst und deiner Heimat den Rücken zugedreht hast.

„Vor drei, vier Jahren spielte ich für die britische Armee Basketball und trat in England, Honkong und Deutschland auf. Als wir in Berlin waren, hatten wir viel Freizeit, daher schnupperte ich in die Clubs rein. Das gefiel mir alles sehr gut.

 KC Da Rookee Promofoto

Als schliesslich meine Dienstzeit vorüber war, entschloss ich mich, mit Mystic Dan (Ragga-MC aus Berlin – der Verf.) auf Tour zu gehen. Zu der Zeit wohnte ich erst noch in Hannover. Mehr oder weniger bestand mein Tagesgeschäft daraus, Lyrics zu schreiben und nach einem Plattenvertrag Ausschau zu halten. Und ich hatte Glück, eins kam zum anderen. Ich kam relativ schnell mit dem Hamburger Label ‚Showdown‘ in Kontakt und über die kam die Verbindung nach Berlin zustande. Dort angekommen traf ich im Nu auf die Jungs von The Spezializtz, KMC, Harleckinz und all die anderen. Es stand gar nicht mehr zur Debatte, Berlin zu verlassen, schliesslich hatte ich mich von einem Moment auf den nächsten in die dortige Szene eingegliedert. Rückblickend muss ich zugeben, dass ich verdammt viel Glück hatte, dass alles so gekommen ist. Ich fühle mich in Deutschland wohl, besonders in Berlin. Das beweist, dass HipHop eine Weltsprache ist. Du kannst dich überall niederlassen, du findest immer Freunde, die deine Interessen teilen.“

Nicht nur hat KC Da Rookee deutschen HipHop in sein Herz geschlossen, er fühlt sich zudem als Teil der hiesigen Szene. Zeitgleich versucht er auch, seine guten Verbindungen nach England nicht einfrieren zu lassen. Eine Veröffentlichung von „Rookeestizza“ ist auf der Insel ebenso geplant wie in den Staaten.

„Ich bin wirklich gespannt, was meine Landsmänner von meinem Album halten werden. In meinen Augen kann sich die englische Musikszene derzeit von der deutschen eine fette Scheibe abschneiden. Hier verstehen sie es, gute satte Beats zu servieren. In England hängen sie diesbezüglich etwas hinterher – zumindest was die HipHop-Acts betrifft.“

Auf „Rookeestizza“ ist nicht ausschliesslich KC zu hören. Einige Gäste waren geladen, u.a. Booggie Knight (Harleckinz), Black Kappa und Afrob.

„Ich habe die Jungs nicht angerufen und ihnen viel Geld geboten, damit sie mich auf ‚Rookeestizza‘ unterstützen. So lief das nicht. Jeder ist ein Freund von mir und jeder hatte Lust, mit mir zu kooperieren. This is some real shit.“

Seit zwei Jahren etwa floriert die deutsche HipHop-Szene. Was erstaunt ist, dass nach anfänglichen Reibereien zwischen Rödelheim und Stuttgart die Szene dennoch sehr eng zusammengerückt ist. Jeder unterstützt auf die ein oder andere Art den anderen.

„Mich erstaunt das immer wieder, denn so etwas habe ich zuvor nirgends auf der Welt gesehen. Dieser Zusammenhalt ist einmalig. Alle scheinen an einem Strang zu ziehen und Neid ist grösstenteils Tabu. Da kann der Rest der Welt von den deutschen HipHoppern was lernen. Ich hatte einen solchen Zusammenhalt nicht erwartet als ich hierherzog. Es war seinerzeit fast ein Schock zu sehen, wie freundlich die Homies hier miteinander umgegangen sind. Ich kann nur bestätigen, dass deutscher HipHop verdammt ehrlich ist. Ganz im Gegenteil zu dem meisten US-Crews, die auf dem Luxus-Trip sind; der, der das Cash hat, hat das Sagen. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass der Underground wie selten zuvor floriert. Ich denke da im Speziellen an Jurassic 5, Lootpack und all die.“

Wichtig findet KC übrigens auch die verschiedenen HipHop-Sendungen auf MTV und VIVA. Sowas gibt es in Grossbritannien zum Beispiel nicht. Da wird laut KC seitens der Medien zu wenig dafür getan, HipHop eine Plattform zu bieten und die mit der Musik verbundene Kultur den Menschen näherzubringen.

Zurück von der Insel aufs Festland: Dass durch den momentanen Boom des deutschen HipHop ein Ausverkauf durch die Industrie die Loyalität und Ehrlichkeit der Szene untergraben könnte, findet KC zwar übel, aber unvermeidbar. Er weiss, dass dies zum Geschäft gehört. Wo ein Trend ist, da sind auch die Haie. In seinen Augen werden allerdings die fake artists aussterben und Platz für die Originale machen.

„Es kommt doch nicht darauf an, wieviel Geld mein Label in der Hinterhand hat, sondern wie es mich als Künstler vermarket und behandelt. Hoffentlich werden die Leute das mit der Zeit verstehen und nicht vorschnell einen Vertrag unterschreiben ohne das Kleingedruckte gelesen zu haben. Manchmal ist es eben besser, zu warten und sich in Geduld zu üben.“

Und was die Labels betrifft, so ist es wahrscheinlich am besten, wenn „ein Indie langsam wächst und somit aus einem kleinen Label eine Majorfirma heranwächst, die auf eine gesunde Struktur zurückgreifen kann.“

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