„Summer Wine“ ist Bestandteil eines Projekts namens „FM Einheit präsentiert: Gry – Public Recording“. Public Recording ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn die Aufnahmen im Münchener Marstall fanden unter ausdrücklicher, wenn auch offenbar lautloser, Einbeziehung des Publikums statt. Über-Die-Schulter-Gucken-Dürfen als Avantgarde? Klingt eher nach Workshop. Zugucken-Dürfen, wie die Profis es machen. Oooooooooh! Gaff!! Staun!!! Nein Nein, würden die Künstler wahrscheinlich sagen: die Anwesenheit von Publikum beeinflusst die Atmosphäre zutiefst und fliesst unterbewusst, also keineswegs unhörbar, ins Resultat ein. Eine Konserve mit Aufführungscharakter, also quasi live! Eine radikale seinsgeschichtliche Absage an Zwänge der Reproduzierbarkeit, die die Schranken der Kultuindustrie in herrschaftszerstörender Absicht unterläuft.
Das „Summer Wine“-Remake ist trotzdem hörenswert, was ntürlich in erster Linie an der unkaputtbaren Hazlewood-Komposition liegt. Aufgemotzt mit fetten Bläsern, metallenen Elektronik-Sounds, Sinus-Kurven, Industrial-Beats, flirrenden Loops, tiefen Streichern, sphärischen Nebelschwaden und den Stimmen von FM Einheit und der Dänin Gry wird daraus ein düsteres Monumental-Werk, unaufhörlich zuckend. Es groovt, kein Zweifel.
Public Recording: Gry & FM Einheit:
"Summer Wine"
(Indigo CD 93122)