Als „catchy Beatle-infected popmusic“ bezeichnen die Dipsomaniacs selbst ihren Stil. Tatsächlich finden sich auf ihrem schrägen Lofi-Psychedelic-Werk außer den späten Fab Four aber auch noch die Hollies auf LSD, knochentrockene Anleihen an Grateful Dead, an den amerikanischen West Coast-Sound und vieles, was sich nach Lennon im Alleingang anhört. Pop und Rock trennt das Quartett nicht immer so genau, fast jeder Song aber ist in einen wärmenden Mantel aus exotischen Geräuschen gehüllt.
Zum obligatorischen Geschrammel kommen noch E-Bows, Theremin, Glockenspiel, Melotron, Hammondorgel und diverse Streicher. Dazu ein wie Kaugummi gedehnter, nach Möglichkeit vernuschelter Gesang – solo und in himmlischen Harmonie-Arrangements. Nicht alle Hooks sind so straff herausgearbeitet, wie man sich das wünscht. Manches plätschert so dahin, echte Hippies lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
Trotzdem steckt jeder Song voller guter Ideen und liebevoll ausgearbeiteter Klangmauern. Die Dipsomaniacs wissen Akzente zu setzen und verströmen trotzdem den Charme des Selbstgestrickten, wenn auch der Sound oft ein bisschen zu verwaschen aus den Boxen tönt. Highlights sind das lässige „Sum Genius“ (mit Free-Jazz und Acid aufgepeppt), das mit viel Hall ausgestattete „Hallelujah Feedback“ und das knackige „The twelfth knot“.
Witzig auch die ambitionierte Album-Konzeption mit Prelude, Interlude und Postlude. Norwegische Slacker revitalisieren den Summer of Love – man sollte es ruhig mehrfach hören, manch spröder Hook entpuppt sich als Nachbrenner.
Dipsomaniacs: Braid of Knees
(Stickman Records/Indigo)