The Obsessed: The Obsessed

Es ist manchmal doch ratsam und sinnig, eine Platte nach dem Cover zu beurteilen. Bei „The Obsessed“ allerdings geht das in die Hose. Wino, Ed Gulli und Mark Laue sind nämlich keine schwulen Satansrocker mit furchtbaren 80er Jahre Mantafahrerfrisuren, die sinnlos auf ihren Instrumenten rumholzen. Das zumindest könnte man den Fotos entnehmen. Alles falsch.

The Obsessed sind neben Saint Vitus die wichtigsten Verfechter des Doom Rock und damit Vorreiter des Stoner Rock. Und das nicht nur, weil Wino – nachdem er The Obsessed ad acta legte – bei Saint Vitus einstieg und den Gesangspart übernahm. Wino hielt es sowieso nicht lange bei Vitus und stieg 1989 wieder aus, um Obsessed zu reformieren. Diesmal mit der Unterstützung von Scott Reeder, der sich später in solch illustren Bands wie Kyuss, Unida und Sunn0)) tummelte, und Guy Pinhas, heute als Bassist in den Diensten von Goatsnake.

The Obsessed veröffentlichten seinerzeit drei Alben: „The Obsessed“ , „Lunar Womb“ (beide auf dem Berliner Label Hellhound erschienen) und „The Church Within“ (Columbia), und schoben posthum die Raritäten-Sammlung „Incarnate“ (Southern Lord) nach. Um dem noch eins drauf zu setzen, folgt nun die Wiederveröffentlichung ihres Debüts, das mit einem Livemitschnitt einer Show von Februar 1984 angereichert ist. Hört man diese Scheibe, kann man nachvollziehen, warum Henry Rollins, Ian McKay (Fugazi), John Garcia (Kyuss), Lee Dorrian (Cathedral) und all die anderen Freunde der zähfließenden Riffs, The Obsessed und insbesondere Wino verehren. „Tombstone Highway“, „Forever Midnight“, „Freedom“, „Red Disaster“ und „River Of Soul“ sind unerreichbare Meilensteine des Phänomens Doom Rock.

Ach so, wer sich für Wino interessiert, sollte sich das Debüt von Spirit Caravan („Jug Fulla Sun“) besorgen, seiner derzeit aktuellen Band.

The Obsessed: The Obsessed
(Tolotta Records/EFA)

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