Live: Ween

Stuttgart, Longhorn. 5.9.2000

Sie lachen sich auf der Bühne an und witzeln über ihre eigenen Gags und auch über das Publikum. Ween, das sind Dean und Gene Ween, im richtigen Leben natürlich keine Brüder, sowie drei gut bezahlte und ausgezeichnete Musiker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die ganze Geschichte der Rockmusik kreuz und quer zu zitieren und auf Bands wie Pink Floyd, AC/DC, Elvis Presley, Van Halen oder The Doors querzuverweisen. Einmal in einer Coverversion, einmal mittels geschickt eingebauter Zitate in die eigenen Songs.

Beobachtet man die beiden Köpfe hinter Ween, wie sie da im Stuttgarter Longhorn auf der Bühne stehen, man könnte meinen, es seien zwei naive sexbesessene Kids vom amerikanischen Land, die ausschließlich Unsinn im Kopf haben. Schließlich singen sie davon, ihre Genitalien im Wind wehen zu lassen. Oder sie erzählen der schwitzenden Menge, drei Tage in Stuttgart rumgehangen und auf billige Pornofilme onaniert zu haben. Mit dieser Annahme liegen wir wohl dennoch völlig falsch. Weitaus wahrscheinlicher ist, dass wir es mit gut situierten Familienvätern zu tun haben, die zuhause mit ihren Kids im Garten spielen, den Rasen mähen und am Wochenende in der Mall shoppen gehen. Und mit genialen Musikern, die sich mit „White Pepper“ eines der besten und schönsten Rock/Popalben der letzten Monate aus den Ärmeln geschüttelt haben.

Bedauerlichweise sind sie viel zu selten auf Europatournee, dafür entlohnen sie ihre Fans immerhin mit einer dreistündigen Show, in der nicht die Musiker oder eine ausgeklügelte Performance im Mittelpunkt stehen, sondern die genreübergreifenden Songs. Ein jeder von ihnen klingt anders, so dass auch nach drei Stunden die Lust auf Ween nicht verflogen ist. Man wundert sich eher, wie kurzweilig das Spektakel war und wie lustig und wie toll man sich amüsiert hat.

Schade, dass es so voll war, die Sicht oft von rumhampelnden Gestalten versperrt und das Publikum sich aus ach so hippen Mitzwanzigern rekrutierte, die unangenehm auffielen und unnötige Fragen stellten: „Ist der Song jetzt noch von ‚White Pepper‘?“. Man hätte sie schon vor drei, vier Jahren in kleineren Clubs bewundern sollen.

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