Wie weit kann man sich vom Pop entfernen, ohne vornüberzukippen? Das mag die Frage gewesen sein, die The Sea and Cake bewogen hat, nach drei Jahren Pause wieder ins Studio zu gehen. Ein Experiment also, im Selbstversuch, stellt man sich als Rezensent so vor. Sicher, es ist Pop. Die Akustikgitarren, die kleinen Melodien, die federnden Percussions…
Aber vor allem anderen ist es Ostküsten-Sound: elegant, sophsticated, unnahbar und distinguiert. „Oui“ ist eine einzige musikalische Andeutung: schillernd in Harmonien ohne Bodenhaftung, die Arrangements schwebend wie Seifenblasen, und die Percussions irgendwo zwischen Beatbox und Jazz-Besen. Samtweicher, transparenter Intellektuellen-Pop mit einem Hauch Elektronik.
Es ist Chicago, riecht aber nach Philadelphia. Nach verschwenderischer, luxuriöser Ausstattung mit Streicher-Glissandi und orchestraler Rythm-Section. Es ist, als hätte der Geist von Stevie Wonders „You are the sunshine of my life“ den Pinsel geführt: blubbernd und glucksend, beseelt, euphorisiert – aber wohlerzogen. Ja, es ist Philadelphia, und zwar von Chicago aus betrachtet. Mit dem Fernglas. Wo aus dem zuckenden, schwülen Orgien-Sound hauchzarte Gazé wird: eine Art Easy Listening-Jazz oder schöngeistige Akustik-Erquickung für Jungs mit Ponyfrisur. Clearasil für Lautsprecherboxen.
The Sea And Cake: Oui
(Clearspot/EfA CD 05423-2)