Die Band, die mich bei Erscheinen ihres Debuts „Weekend“ an eine rockigere, deutsche Version von Chicagoer Postrockern wie Tortoise erinnerte, wirkt auf ihrem dritten Album melodienselig und verspielter denn je, fast so als ob Sensorama ihr Album „Love“ nocheinmal mit Band eingespielt hätten.
Was Kreidler als Band ausmacht ist der Einsatz eines Schlagzeugs und eines Basses, die beide sehr stoisch und patternorientiert das rhythmische Grundgerüst für allerlei flächige, zärtliche und intim-anheimelnde Sounds bereitstellen. Hier wird nicht mit Muskeln geprotzt, sondern stets versucht, den Zuhörer mit Detailsuche zu konfrontieren. Schon gar nicht kann von einer gewissen Improvisierfreude gesprochen werden, wie es zum Beispiel bei Tortoise der Fall ist.
Der Grundsound der Ruhe wird durch Repetition, Hinzu- und Wegnahme einzelner Elemente und einer Vorliebe für simple und reduzierte Melodien, die wie Farbtupfer beim Pointilismus ineinandergreifen und ein Ganzes ergeben, generiert. Mich erinnert diese Platte auch an „Las Vegas“ von Burger/Ink, nur dass hier doch trotz Minimalismus mehr Sounds die Produktionspalette schmücken. Gesungen wird, wenn auch nur um die entsprechenden Stimmung zu befördern- so zum Beispiel im vorletzten Stück „Estatico“, wo der argentinische Gesang von Leo Garcia eine gewisse Entrücktheit vom Hier und Jetzt suggeriert. Kreidler sind wegen der starken elektronischen Affiliation eine Band, die allerdings nicht klingt wie eine klassische Band, bei der durch das Musizieren eine Lebendigkeit durch Fehler generiert wird. Kühle Schönheit- so könnte man dieses Drittwerk betiteln.
Kreidler: Kreidler
(Wonder/Efa)