Alle paar Monate wird das Bombastzentrum in meinem Kopf aktiviert. Dann höre ich Nightwish und Everon und schalt‘ nicht weiter, wenn Meat Loaf im Radio läuft („…no, I won’t do that…“). Die Hauptband von Tobias Sammet -Edguy- dreht sich dann auch vermehrt in meinem Player. Schneller, melodischer Metal mit fetten Chören und hymnischen Refrains. Generell geht es ja bei Combos dieser Art immer um Drachen, Zwerge, böse Druiden und so’n Gedöns. Tobias Sammet hat daraus gleich eine komplette Metal-Oper gemacht (Part II kommt noch), die mit einer komplexen Story aufwartet.
Die Geschichte spielt 1602 in der „Glanzzeit“ der deutschen Hexenverfolgung. Der Dominikaner-Novize Gabriel Laymann (Tobias) rutscht unversehens zwischen alle Stühle und alle „Welten“. Bei der Besetzung der Charaktere wurde nicht gekleckert: Rob Rock (Bischof von Bicken), David DeFeis (Bruder Jakob) und Kai Hansen als Regrin, der Zwerg, um nur Einige zu nennen. Musikalisch war ich anfangs etwas enttäuscht, weil ich -auch durch die stark besetzte Vocal-Fraktion- einen Überhammer erwartet habe. Aber die ersten Stücke bleiben etwas blass. Erst im Laufe der Metal-Oper schwingt sich Tobias Sammet zu den kompositorischen Highlights auf, die man vom vergangenen Edguy-Album gewohnt ist. Man sollte allerdings mindestens ein Helloween-Album oder Vergleichbares gut finden, um an „Avantasia“ Freude zu haben.
Unabhängig davon ist das Album ein engagiertes und ambitioniertes Projekt, das Beachtung verdient. Macht man sich die Mühe, die komplette Story im Booklet nachzulesen, bekommen auch die einzelnen Stücke eine andere Dimension. Wer die Grundschule in Hogwarts schon durch hat, kann sich jetzt nach „Avantasia“ entführen lassen.
Tobias Sammet's
Avantasia - The Metal Opera Pt. I
(AFM Records / Connected)