In Extremo: Sünder ohne Zügel

Bin ich mittelalter-müde oder liegt es daran, dass In Extremo auf ihrem neuen Album gar nicht mehr so richtig nach Mittelalter klingen? Gut, der neue Gitarrist Basti ist wirklich eine Bereicherung. Sein Spiel ist um einiges heftiger und variantenreicher als das seines Vorgängers. Auf der anderen Seite haben In Extremo jetzt eine unheimliche Schlagseite bekommen. Düster gemurmelte Strophen unterlegt von harschen Riffs münden in hymnischen Refrains. Wer sich jetzt an Combos wie Oomph! oder Megaherz erinnert fühlt, der liegt damit genau richtig.

In Extremo klingen gerade in den ersten Songs eigentlich nur wie eine harte deutsche Band mit leichten Mittelalteranleihen. Die Dudelsäcke sind erstaunlich in den Hintergrund getreten und werden permanent von der E-Gitarre verdrängt. Wer mit dieser ganzen deutschen Mucki-Mucke nichts anfangen kann, der sollte auch die Finger von „Sünder ohne Zügel“ lassen. Speziell die erste Hälfte wirkt zu überproduziert, zu glatt, letztendlich auch zu kalkuliert. Es fehlt die chaotische Ausstrahlung, die der Band früher so eigen war. Im weiteren Verlauf des Albums kommen dann doch noch einige nette Songs, wie z.B. „Le’Or Chiyuchech“ oder auch „Der Rattenfänger“, aber In Extremo besitzen einfach nicht mehr die Durchschlagskraft, die sie vorher hatten. Mittelaltermusik mit harten Gitarren war ja schon immer einer Diskussion wert, aber harte Gitarren mit einem Hauch von Mittelalter ist wirklich nicht das Gelbe von Ei. Wer’s mag – aber mein Thema ist das nicht.

In Extremo: Sünder ohne Zügel
(Island/Universal)

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