Wenn man die Gitarrenlehrer des jungen Matthew Bellamy fragt, werden sie sicher sagen: „Ja, wir haben damals viel Fingerübungen gemacht. Etüden, Dreiklangsbrechungen, Arpeggien und so. War ja eigentlich geplant, dass er ein bisschen Konzertgitarre lernt, akustische natürlich. Aber dann brach diese grässliche Begeisterung für Hardrock bei ihm durch…“
Und deshalb macht er heute beides: Hardrock, der wie Etüden klingt. Mit Dreiklangsbrechungen, Arpeggien und fliegenden Stakkato-Läufen. Aber das ist nur die eine Seite. Denn Bellamy hat auch ein Faible für sinfonische Großformen. Sprich: romantische Akkordfolgen im Bombast-Breitwandformat. Dazu seine herzzerreißende Vocalakrobatik – klingt, als seinen Muse die legitimen Nachfolger von Queen.
Sind sie gottlob nicht. Theatralik: ja. Kitsch: nein. Muse zelebrieren keine durchgetüftelten Arrangement-Monster. Statt dessen jagen sie durch ihre Songs, als gälte es, den Instrumenten immer neue Sounds zu entlocken.
Die hemmungslos ausgelebte Liebe zum Schmalz und das strenge Rock-Line Up (Gitarre, Bass, Schlagzeug – plus das ein oder andere Piano oder Keyboard und auch mal Streicher) machen einen Teil des Muse-Reizes aus. Ihr Hang, Riffs in rhythmisch pulsierende Patterns aufzubrechen, ist zwar im Indie-Rock recht ungewöhnlich, erinnert aber stark an alte Art-Rock-Zeiten. Fröhnen Muse dann ihrer größten Leidenschaft – breiten, hochmelodischen Balladen -, sind die eigentlichen Wurzeln klar erkennbar: der Prog-Rock der 70er.
Soviel Mut wird belohnt: die Musik von Muse ist das Schillerndste, was aktueller Indie-Rock zu bieten hat. Traumhaft schwelgerische Melodien, ein bisschen Hirn und viel krachende Gitarren. Suchtgefahr.
Muse: Origin of symmetry
( Motor Music 589 058-2)