Live: Strokes

Köln, E-Werk. 27.2.2002

Das mit Hochspannung erwartete Konzert ist mehr oder minder verlaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte und hat dabei ein Gefühl des Déjà Vu verursacht.

Damit meine ich 1985, als Jesus and Mary Chain mit ihrem Debüt „Psychocandy“ für ähnliche Aufmerksamkeit sorgten, wie es jetzt die Strokes mit ihrem ersten Album machen. Als JAMC die USA durchquerte, wurde dem aufmerksamen Musik-Fan von Zeitschrift-Artikeln und Mundpropaganda im Voraus mitgeteilt, dass die Band ein Set in der Länge von lediglich 35 Minuten spielen würde. Die Reid-Brüder kamen auf der Bühne, spielten ihr Album, sagten das ein oder andere Mal „Thank You“, bewegten sich kaum und verschwanden nach 35 Minuten. Siebzehn Jahre später reichte dieser Satz (mit 55 Minuten statt 35 Minuten) auch als Strokes-Kritik. Das Album gespielt, dazu ein paar neue Lieder, eine davon die Single B-Side „When It Started“. Auch die Reaktionen des Publikums waren die gleiche wie 1985: viele haben geklatscht, aber viele haben sich beschwert und gebuht.

Das hat was von amerikanischem Profi-Catchen, wo die Leute die Bösen ausbuhen, einfach weil es von ihnen erwartet wird. Was sollten die Strokes bloß machen? Sie sind junge Rock-Stars aus New York City, also warum sollen sie sich Mühe geben und mit dem Publikum interagieren? Das wäre uncool. Mir reichte es völlig, dass sie mit Ausnahme des Schlagzeugers Fab Moretti alle vorne in einer Reihe standen, weil ich so den schüchtern-wirkenden Bassisten Nikolai Fraiture genauso gut beobachten konnte, wie den zugekifft- (aber trotzdem wütend-) wirkenden Sänger Julian Casablancas. Bis auf die letzten zwei Lieder, die ein bisschen anarchischer wurden, bestanden Casablancas Bewegungen daraus, zwei Mikro-Ständer kaputt zu machen. Das wurde aber etwas ausgeglichen von Gittarist Albert Hammond Jr., der mit seinem klassische Gitarren-Posing wie ein leidenschaftlicher Musiker wirkte.

Was unter dem Strich das Konzert zu einem Genuss machte, war der Sound. Selten habe ich eine Band gehört, die ihren Album-Sound live so exakt reproduzieren konnte. (Was ich auch erwarten konnte, da die „Last Night“-Maxi-CD eine Live-Version von „Take It Or Leave It“ enthält, die kaum von der Album-Version zu unterscheiden ist.) Das Schlagzeug war nicht wie bei den meisten Konzerten auf Presslufthammer-Lautstärke eingestellt, sondern nur so laut wie auf der Platte. Beide Gitarren waren im Gleichgewicht und die Bassläufe hörbar, aber nicht dominant. Naja, zumindest hat der Soundmann seine Gage verdient. Ich vergebe ihm aber nicht, dass er „Girls Just Want To Have Fun“ auflegte, als die Band auf die Bühne kam.

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