Robbie Williams hat´s getan. Tom Jones hat´s getan. Metallica haben´s getan. Und jetzt auch Giant Sand. Möglich, dass jeder Musiker irgendwann auf die Idee kommt: ein Album nur mit Coverversionen.
Die Palette der amerikanischen Wüstenrocker ist besonders bunt geraten: Neil Young und X neben Goldfrapp und Sonny&Cher, Black Sabbath und Nick Cave neben Johnny Cash. Die Klassiker „Fly me to the moon“ und „King of the road“ sind auch mit drauf. Und P.J. Harvey ist mit Lied und als Gastmusikerin vertreten. Ach ja, eine Eigenkomposition von Giant Sand-Kopf Howe Gelb hat sich doch noch dazwischengemogelt: „Blue Marble Girl“, das schwer an die „Wild horses“ der Stones erinnert.
Bloßes Nachspielen ist nicht die Sache von Giant Sand. Wirkliche Neu-Interpreationen sind aber auch die Minderheit – sieht man davon ab, dass die Band jeden Song ohnehin liebevoll umgestaltet. Und so steht am Ende doch eine Reihe ausgefallener Cover-Versionen, die meilenweit vom Original weg scheinen, aber allein schon wegen der typischen Giant Sand-Handschrift faszinieren.
Auf „Cover Magazine“ pendeln Giant Sand zwischen den Polen „kühler Rock´n´Roll“ und „bunte Experimental-Folklore“. „Johnny hit and run Pauline“ ist Beispiel für Ersteres: straff geführt, mit unruhig-bedrohlicher Rhythmik und coolem, hallendem Testosteron-Gesang. Der „Iron Man“ ist das Paradebeispiel für Zweiteres. Giant Sand inszenieren den Black Sabbath-Klassiker als meditativen Down Beat. Vor ungewöhnlicher Geräusch-Kulisse (tropfenden Wasserhähne, Digeridoo, exotische Percussions und Hintergrundrauschen), zerrissen, mit Jazz-Anflügen und brüchigem Gesang. Lassen ihn einfach in Seelenruhe zerfließen.
Halbimprovisiert und jazzig klingt vieles auf „Cover Magazine“. Logisches Resultat der Art, in Songs „hineinzuhören“ und der Rhythmik viel Gewicht einzuräumen. Perfektion wird durch Nebengeräusche und „billigen“ Klang aufgebrochen, damit wachsen kann, was Giant Sand am besten beherrschen: Atmosphäre.
So mixen Giant Sand in ihrer Musik Rock, Jazz und Folkore zu verwegenen Landschaften mit kargem Grund und schillernder Fauna. Ihre Phantasie und Kreativität, oft auch einfach ihre Experimentierfreudigkeit und natürlich ihr Rhythmusgefühl sind es, die „Cover Magazine“ so wohltuend „anders“ machen.
Giant Sand: Cover Magazine
(Thrill104)