Frl. Katjas Nähkästchen, Folge 23

Mein erster Eindruck ist: Auweia. Schon als ich das Titelbild sehe… Was ist das? Ein Wimmelbild von Ali Mitgutsch? „Bei uns im Einrichtungshaus“? Herrjeh. Ging´s nicht ein bisschen übersichtlicher? So will doch keiner leben: ein bisschen Grün, ein bisschen Blau, und noch ein paar Tupfer Pink.

Und das zieht sich weiter durch: Kraut und Rüben allenthalben. Wo sind die Wohnlandschaften mit Atmosphäre? Farb-Oasen mit viel Weite und vorsichtig dosierten Details? Wer will schon zwei Meter Flaschenregal auf dem Küchenschrank haben? Oder Tassen ins Wohnzimmer hängen?

Der neue IKEA-Katalog macht mir Angst. Wenn selbst die Schweden die Utopie des Platzhabens aufgegeben haben… Dann muss die Überbevölkerung schon direkt vor der Tür stehen.

„Da liegt ein Teddy auf einem Polster“ (S. 49), sage ich zu unserem Bähr. „Ist der ermordet worden?“, fragt er zurück. „Nein, er ruht sich nur aus“, beteuer ich. Obwohl ich sehe, dass er Recht haben könnte. Der Täter grinst ja noch aus dem Bildvordergrund in die Kamera: ein blonder, zotteliger Hirtenhund. Mit einem einzigen Prankenhieb hat er wahrscheinlich den arglosen Teddy…

Soweit ist es also schon gekommen. Wenn selbst für kleine Plüschbären das Nabben Bodenkissen (mit Bezug Sonnarp, 45€) nur ein Tatort ist… „Bären werden nicht ermordet“, versuche ich den Bähr zu beruhigen. „Doch, doch, doch!!!“ Er stampft fast mit der Tatze auf. „In Bären-Krimis kommt das immer wieder vor.“ Uff.

Kein Wohnzimmer, das mir gefallen will. Da ist ja mein eigenes schöner. Und das sollte den Katalogmachern zu denken geben: wenn die Leute ihre eigene Wohnung lieber mögen als die IKEA-Bilder!

Keine Stimmung, kein Lichtzauber, keine Großaufnahmen. Och nee. IKEA 2002 ist mir zu realistisch. Und ich vermisse die originellen Slogans von früher. „Ein Hauch von Landleben. In der fünften Etage.“ „Sommer- und Winterkleider gibt´s bei uns sogar für Sofas.“ „Mit Farbe kann man alles machen. Nur nichts falsch.“ „Möchten Sie etwas nachwürzen? Bei uns bekommt man jeden Schrank auf einzeln.“ Ich mecker ja gar nicht über die Möbel selbst. Auch wenn der Landhausstil echt nicht meins ist. Und auch nicht die Bürogarnitur Effektiv mit blauen Türen. Oder das Bettsofa Laholm mit schwarzem Leder.

Nein, nein, nein, ich bin traurig. Der ganze Herbst versaut. Letztes Jahr kam der Katalog erst gar nicht. Bestimmt der 11. September schuld. Muste ich mir mühselig selbst besorgen. Und jetzt das. Nun gut, wohlwollend nehme ich zur Kenntnis, dass die 70er bei IKEA fröhliche Urständ feiern. Sowas mag ich ja: Plastik, poppige Farben und klare Formen. Davon gibt´s jede Menge: die Schallplatten-Aufbewahrer Hejan und Gaxa, die Plastiksessel Kimme in Pink und Orange und der spacige Servierwagen Ilen in Olivgrün. Wow.

Aber die größte Freude kommt ab Seite 292 auf. IKEA Kinderwelt. Durch den halbgeöffneten Deckel einer Truhe entdecke ich einen kleinen Kameraden, den ich unbedingt haben muss: ein Ding mit schwarzem Kopf, roten Ohren und bunten Ringen um den Bauch. Sechs Seiten später sehe ich ihn wieder, diesmal steht er auf einem Schrank an der Wand. Wer kann das sein? Er wird mir nicht vorgestellt! Auch nicht die Mäusemutter, der man die Babys aus dem Bauch nehmen kann. Pervers, eigentlich.

Na, macht nichts. Auf Seite 305 sitzen jede Menge Freunde auf einem Regal: die Bären Viktig, Bamsig, Blund, Spänd und Snuttig. Werd ich alle kaufen. Wird Zeit, dass ich Kinder krieg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert