Non Stop Dancing 1974 2


Das ist, glaub ich, bisheriger Rekord: 13 James Laste auf einem Cover! Und diese Kombination aus Lederjacke, blauem Blümchenhemd und brauner Blümchenfliege – unschlagbar! Die Koteletten wuchern auch, als hätte er nach den Aufnahmen noch einen Termin in der ZDF-Hitparade.


Mein Gott, die haben auf der Rückseite vier andere Cover von James Last abgedruckt, als Werbung. Die sind aber so designed, dass ich sie vermutlich gleich ausschneide und damit Quartett spiele. Das James Last-Quartett. Oder Sextett. Oder 20-tett. Um realistischerweise auch die Non Stop Parties integrieren zu können.

Jesses, die „Seasons in the sun“ sind aber skurril geraten. Nicht nur, dass man fröhlich auf das Lied eines Selbstmörders tanzen soll – das hier ist nicht fröhlich! Das ist eine schnarchige Version, die noch dazu das schönste an dem Lied – nämlich die hallende Gitarrenkadenz vom Anfang gegen die Wand fährt.

Nee, das ist hier keine früh-psychedelische, sexy Party. Das ist solide Tanzmucke. Mit ein paar bekannten Melodien. Mit einem bunten Strauß sozusagen. Shady Lady – das klingt tatsächlich gut; Du kannst nicht immer 17 sein; Spaniens Gitarren, The Locomotion.

Bin sehr gespannt, was James Last aus TSOP macht – oder wie es auf der Hülle fälschlicherweise geschrieben wird: Tsop. Als wär das ein normales Wort. Ist es aber nicht, ist ne Abkürzung für irgendwas. Aber für was nur? Ich weiß noch, wofür die Originalinterpretenabkürzung steht: MFSB. Mother Father Brother Sister. Das Spitzenorchester aus Philadelphia. Fundament des Philly Sounds. Eigentlich sowas ähnliches wie das James Last Orchester: ein Haufen Studiomusiker, die zum Mythos wurden. Nur dass dieses Philly-Orchester nicht auf Tour gegangen ist (oder? Immerhin haben MFSB mindestens zwei superspitze Alben rausgebracht) und nicht jedes Jahr zwei Non Stop Dancing rausgebracht hat.
Und jetzt fällt mir auch wieder ein, was TSOP heisst. Erst dachte ich, ich muss den Begriff Theme from Soul Train irgendwie vergewaltigen, dass er da reinpasst. Denn TSOP war das Titelthema der Sendung. Aber nein, viel einfacher: The Sound of Philadelphia. Yeah.

Aber das ist hier schon ein bisschen bitter. TSOP gerät zu einem Säuselliedchen, auch wenn viel Funk drin ist. Aber das geht doch vom Rhythmus her so ab, dass man es an den Seiten beschweren muss, damit es nicht aus der Kurve fliegt. Hier schlingert es schon ziemlich. Und natürlich ist es mit so ´ner Minute 43 auch nicht getan. Das ist ein Höllentrip, ein fucking ride, Leute! Kein Auflug an die nächste Ecke. Das Stück muss kommen wie eine große Tasse starken schwarzen Kaffees. Ha! Da mach ich ein neues Lied draus: Starker schwarzer Kaffee. Auf die Melodie von Klares kaltes Wasser.

Nee, da haben sie sich nicht mit Ruhm bekleckert, die James Last-Crew. Aber das ist auch die ultimative Messlatte, oder? TSOP. Du meine Güte, dass ist wie beim Limbo, wenn die Stange ganz unten ist, und der Schlangenmensch kommt nicht durch. Nee, schiefer Vergleich. Weil: da hätten sie echt die Finger von lassen sollen. Als James Last Orchester die MFSB nachspielen – das musste schief gehen. Konnte nur.

Egal. Für den Seniorentanztee reicht´s. Für die Tanzstunde 60 plus. Ich hab James Last schon mal mehr rocken hören. Auch wenn´s gegen Ende wieder anzieht. Aber das ist nur hochgetunter Zweiviertelbeat. Und, mein Gott, hier ist noch eine Eigenkomposition von Last drauf: Jesus loves you. Das will ich auch schwer hoffen!