Die Überraschung war dem „Spiegel“ gelungen. Für das zweite Album der von Skandalen geschüttelten Libertines zog der Kritiker mal locker die zehn aus dem Hemdsärmel, also die Höchstnote, und meinte, da wäre ihm was „Ewiges von den Libertines“ untergekommen. Ui. Hatte der gute Kollege eine andere Platte gehört, oder saß unsereins mit dem Arsch auf den Ohren? Um es kurz zu machen: Letzteres.
Die Strokes – nach dem Hype das neueste Hassobjekt der schreibenden Zunft – wollen je cool gewesen sein? Ein Witz. It’s Libertines‘ time! Verdammt, hier geht was. An dieser Scheibe muss sich die/der Hörer(in) abarbeiten. Muss mit den Songs wachsen und wird dann mit lässig-lockeren Songs belohnt, die momentan so keiner zustandebringt. „Don’t be shyhyhy….“ („Don’t Be Shy“). Just waren Pete Doherty die Sicherungen durchgebrannt und er verließ die Band (mehr oder weniger) für immer und im gleichen Atemzug erscheint dieses Überalbum. Statt Garage Rock machen die Libertines Heuer in Sixties Rock. Auch schön. Und egal, was der gute Kollege vom „Spiegel“ schreibt, ich denke haargenau so. Wäre sein Artikel nicht vorher erschienen oder hätte ich meine Gedanken eher zu Papier gebracht, man würde mich jetzt des Plagiats anklagen. Dies ist (vielleicht) keine Platte für immer, aber mindestens eine für die nächsten zig Wochen. Hier stimmt wirklich einiges.
The Libertines: The Libertines
Rough Trade
VÖ: 30.8.2004