Ja, es gab Länder auf dieser Erde, in denen man schonmal gut zehn Jahre auf ein neues Auto warten musste und wenn dann das Gefährt im Plattenbau stand, war es trotzdem nicht das, was man gemeinhin ein tolles Auto nennt. Dass jetzt ausgerechnet Camper van Beethoven für dieses Wartburg-Beispiel herhalten muss, schmerzt mich zutiefst.
Cracker haben diese Lücke zwar mehr als ordentlich gefüllt, aber es war eine Freude zu hören, dass David Lowery mit Camper van Beethoven nach 15 Jahren ein neues Album veröffentlicht. Vielleicht liegt’s an der zu hohen Erwartungshaltung, aber ich bin davon ausgegangen, dass uns das Kollektiv ein Werk vor den Latz knallt, das der Musikszene die Schamesröte ins Gesicht treibt. Aber „New Roman Times“ will nicht so wirklich zünden.
Großartige Musiker wie David Immerglück und Greg Lisher mischen versiert Prog-Rock, Country und Folk und begleiten damit die Lebensgeschichte eines Soldaten, der einer Eliteeinheit beitritt, verwundet und drogensüchtig wird. Keine Angst, so schwere Kost, wie sich das anhört, ist es gar nicht. Es ist vielmehr das Problem, dass man irgendwann nicht mehr weiß, wer hier eigentlich wen parodiert.
Camper van Beethoven ersticken an ihrer eigenen Ironie und übrig bleibt ein Album, bei dem alle Beteiligten bestimmt eine Menge Spaß hatten, das bei mir aber nur eine gepflegte Gleichgültigkeit
hervorruft.
Camper van Beethoven: New Roman Times
Cooking Vinyl/Indigo
VÖ: 11.10.2004