Sommerzeit. Und wenn Sommer ist, lesen wir alle unsere Krimis am Strand (karibisch, sonnenerschlagen), auch wenn wir uns auf der Couch unserer 2-Zimmer-Kellerwohnung (deutsch, Starkregen) lümmeln. Und was lesen wir?
„Der Fengshui-Detektiv und der Computertiger“ wäre keine schlechte Wahl. Wir wollen uns unterhalten, nicht aufregen, wir sind milde gestimmt und suchen nicht nach dem Spannungsbogen, wir machen einen Abstecher in das geheimnisvolle südliche Asien und lernen Menschen kennen, von denen wir zwar nicht glauben, dass es sie wirklich geben könnte, aber schön dass es sie gibt.
Mr. Wong, Fengshui-Meister aus Singapur, ist so einer. Er sammelt fernöstliche Weisheiten, die das Loblied der wahren, nichtmaterialistischen Werte singen, aber eigentlich denkt er nur ans Geld. Seine Gehilfin Joyce, süße 18 und voller Teeniesprech, versteht er nicht und sie ihn nicht, sie passen also blendend zusammen. Im Auftrag eines Großkonzerns reisen sie nach Australien, Indien, Thailand und auf die Philippinen, um die Wohnungen von Geschäftspartnern und Gesellschaftern der Firma zu „fengshuien“. Dabei geraten sie in Kriminalfälle, die von Fishnapping bis zum Mord reichen, bizarre Geschichten, kurz und schmerzlos, rasch geklärt, manchmal mit schönem Wortwitz, immer haarscharf am interkulturellen Crash vorbei.
Eigentlich mag ich ja keine Kurzkrimis. Aber sie sind wirklich nur nebensächlich und stören nicht weiter. Wichtiger ist der Rahmen, sind die genau porträtierten Akteure. Selbst Nebenpersonen finden sich nicht gesichtslos als Stichwortgeber wieder, ein, zwei hübsche Charaktereigenschaften bekommen sie vom Autor stets mit auf den Weg. Ach ja: Und Fengshui. Das wird mit mehr als einem Augenzwinkern abgehandelt, fernöstliche Mystik eben, vielleicht ist was dran, vielleicht auch nicht, jedenfalls eine profitable Angelegenheit.
Nury Vittachi ist eigentlich Kolumnist, und das merkt man. Er bringt die Sachen locker und witzig auf den Punkt, da gibt es keinen Füllstoff, keine gequälten Beschreibungen exotischer Länder. Die Atmosphäre der Weltregion kommt trotzdem rüber, ist eben nicht alles eine Frage der Quantität und der Faktenhuberei. Doch, doch, habe mich prächtig unterhalten. Neue Geschichten erwünscht.
Nury Vittachi: Der Fengshui-Detektiv und der Computertiger. Unionsverlag 2005, 288 Seiten, 9 € 90