Norbert Horst: Todesmuster

Authentische Polizeiarbeit ist eine triste Sache. Berufsalltag halt und daher nur in Maßen krimitauglich. Da ist es fast ein Glück, dass die meisten Autoren nichts von Polizeiarbeit verstehen, ihr Wissen von Vorgängern übernehmen, die auch nichts davon verstanden haben oder ein recherchiertes Faktengerüst mit den Ergebnissen ihrer Phantasie behängen.

Norbert Horst versteht etwas von Polizeiarbeit; sie ist sein täglich Brot. So gesehen, beginnt man die Lektüre von „Todesmuster“ mit einer gewissen Befürchtung ob der drögen Dinge, die einem da wohl geschildert werden. Es braucht indes nur wenige Seiten, diese Befürchtung als unbegründet ad acta zu legen.

Der Fall ist ungewöhnlich. Ein Mord ohne Leiche, Blutspuren in einem aufgegebenen Bergwerksstollen, Anzeichen schwerer Folter. Indizien werden mühsam zusammengetragen, Zeugen im benachbarten Dorf verhört, erste Verdächtige auf diese Weise ermittelt, doch eigentlich kommt die Sonderkommission, personell eh dezimiert, nicht weiter.

Das alles wird unaufdringlich in Tagebuchform und mit vielen banalen, aber wesentlichen Details aus der Perspektive des Ermittlungsleiters Konrad Kirchenberg erzählt. Genau diese Perspektive wiederum ist es, die „Todesmuster“ zu einem überdurchschnittlich gut geschriebenen, ja, bei aller Routine, die da beschrieben wird, spannenden Krimi werden lässt.

Denn wir befinden uns im Gehirn des Helden, lesen nur das, was er gerade denkt, gerade sieht und hört, eine Kunstsprache, die der Realität solcher Abläufe sehr nahe kommt und dennoch eine flüssige Story zustande bringt. Manchmal lakonisch-stichwortartig, manchmal präzise reflektierend. Ein Privatleben hat Kirchenberg auch, es wird auf die gleiche Weise ausgebreitet.

Das macht Sinn. Das Erkennen ist ein Arbeits- und Denkprozess, der von seinen Rückschlägen und Umwegen lebt, von den Sackgassen, in die man rennt. Am Ende steht Wissen, aber es ist der Prozess selbst, der zählt.

„Todesmuster“ ist ein weiteres Belegstück der These, dass Handlung und Action in einem Kriminalroman von wesentlicher Bedeutung sind, ohne ausreichendes Sprachvermögen des Autors jedoch belanglos und beliebig bleiben, ein Nervenkitzel, nicht mehr. Was für ein langweiliges Buch hätte „Todesmuster“ werden können, was für ein spannendes und gut erzähltes ist es geworden!

Norbert Horst: Todesmuster. Goldmann 2005. 283 Seiten, 7,95 €

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