Vladimir Nabokovs „Lolita“

Im September 1955 erschien Vladimir Nabokovs Roman „Lolita“, das vielleicht größte Prosawerk des Jahrhunderts, gewiss aber eines der am häufigsten fehlinterpretierten. Aus Anlass dieses Jubiläums – und um kontroverse Diskussionen in einschlägigen oder in Betroffenheitskreisen auf solide faktische Füße zu stellen: hier 11 x Wissenswertes zum Buch.

  1. „Lolita“ erschien im französischen Verlag „Olympia Press“, einem Unternehmen, das u.a. englischsprachige „anrüchige“ Literatur an amerikanische Touristen in Europa verkaufte. In Frankreich wurde das Buch postwendend verboten und war erst ab 1957 erhältlich.
  2. Den Namen „Lolita“ wählte Nabokov nicht nach dem gebräuchlichen Ausdruck für „blutjunge Verführerin“, sondern der gebräuchliche Ausdruck „Lolita“ für eine „blutjunge Verführerin“ entstand nach dem Buchtitel.
  3. Das Thema „älterer Mann – junges Mädchen“ greift Nabokov zum ersten Mal in seiner Erzählung „Der Zauberer“ (1939) auf.
  4. Wie alle seine Nachkriegsromane schrieb der gebürtige Russe Nabokov „Lolita“ in Englisch.
  5. Mit den Tantiemen für „Lolita“ konnte Nabokov seine Professorentätigkeit in den USA aufgeben, in die Schweiz ziehen und dort als Schriftsteller in einem Luxushotel leben.
  6. „Lolita“ ist KEIN Plagiat der Erzählung „Lolita“ von Heinz von Lichberg (1916). Die entsprechende Argumentation ist mehr als dünn und etwa von der Qualität dessen, was die Seite →lesekost.de anzubieten hat: „Vladimir Nabokov und Heinz von Lichberg lebten fünfzehn Jahre lang gleichzeitig in Berlin, bis Nabokov 1937 Berlin verließ.(…) In Nabokovs Erinnerungen Speak, Memory, 1966, deutsch: Erinnerung, sprich, wird Heinz von Lichberg nicht erwähnt.“ Danach ist es auch höchst verdächtig, dass Oskar Lafontaine in seinen Lebenserinnerungen wohl niemals unseren Chefredakteur Walter erwähnen wird, obwohl beide mehr als 15 Jahre lang gleichzeitig in Saarbrücken gelebt haben.
  7. Stanley Kubrick verfilmte „Lolita“ 1962 mit James Mason und Sue Lyon nach einem allerdings stark gekürzten Drehbuch von Nabokov. Der Meister war vom Ergebnis enttäuscht. 1997 wagte sich auch Adrian Lyne an eine Verfilmung, diesmal mit Jeremy Irons in der Hauptrolle. In Deutschland forderte „Der weiße Ring“ darauf hin einen Boykott des Films und seiner literarischen Vorlage.
  8. In „Lolita“ gibt es kein einziges „schmutziges“ Wort.
  9. „Lolita“ ist, entgegen allgemeinen Glaubens kein Buch über Pädophilie, sondern über eine verlorene Kindheit. Bis heute gibt es kein zuverlässigeres Werk, angebliche Literaturkenner als Hochstapler zu entlarven. Beeindruckendstes Beispiel aus jüngster Zeit Elke Heidenreich: „ Ich liebe Nabokov, aber Lolita finde ich scheußlich.“
  10. „Lolita ist berühmt; nicht ich.“ (Vladimir Nabokov)
  11. Ganze drei Tage nach der Erstveröffentlichung von „Lolita“ wurde auch der Autor dieses kleinen Blogeintrags erstmals der staunenden Öffentlichkeit präsentiert.

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