Krimijahrbuch-Werkstatt 1

Von wegen „eingeschränkter Betrieb“… Sitze gerade an einer Konzeption zum „deutschsprachigen Krimi 2005“ fürs Jahrbuch und habe einige während der vergangenen Monate aufgeschnappte Leserstimmen im Hinterkopf, die „den deutschen Krimi“ reichlich geschmäht haben. Müsst ich mir jetzt mühselig aus den Foren zusammensuchen. Oder, noch besser, doch mal rasch bei den Lesern hier und anderswo nachfragen: Haltet ihr den deutschen Krimi wirklich für schlechter als den nichtdeutschen? Und warum oder warum nicht? Wäre doch auch mal was für den Menke und seine Frage der Woche…

10 Gedanken zu „Krimijahrbuch-Werkstatt 1“

  1. es gibt Diskussionen und Fragestellungen, die braucht man so dringend wie die jährliche Wintererkältung, lieber dpr.

    Ich wage mal eine Prognose, wie diese Diskussion verlaufen wird:

    Der erste Leser wird sagen, es gibt doch auch ganz gute deutsche Krimis.

    Der zweite Leser wird sagen, dass er mit deutschen Krimis nichts anfangen kann, aber eigentlich nichts gegen sie hat.

    Der dritte Leser wird fünf bis zehn Namen von Autoren nennen, die seiner Meinung nach gute, deutschsprachige Krimiautoren sind.

    Der erste Leser wird daraufhin antworten, er habe von X und Y auch schon Krimis gelesen und fände die auch gut, aber die Krimis von Z, die der dritte Leser erwähnte, seien doch nun wirklich schlecht.

    Daraufhin streiten sich der erste und der dritte Leser.

    Danach wird sich Silvia Kaffke melden und von ihren Serienkiller-Krimis erzählen, woraufhin alle erst einmal losstürmen und recherchieren, wer denn nun Silvia Kaffke ist.

    Ein vierter Leser wird sich melden mit der phänomenalen Aussagen „Deutsche Krimis sind Scheiße!“

    Es folgt ein Aufschrei von den drei anderen Lesern, die solche Ausdrücke niemals benutzen würden.

    Ein fünfer Leser will besänftigen und erklärt, dass man das ja nun nicht generalisieren könne und es durchaus gute deutsche Krimis gäbe, aber eben auch viel Mist, wie zum Beispiel einige der Regionalkrimis.

    Ein sechster Leser wird höflich auf die Syndikats-Homepage hinweisen.

    Der dritte Leser wird dann dem fünften Leser antworten und im Recht geben und als Beleg noch die Autoren A, B, C und D aufführen.

    Da dass von allen Beiteiligten aber zuviel Leseleistung erfordert, wird diese Diskussion – wie schon die dreihundertvierundzwanzig, ähnlich gelagerte Diskussionen – in den Weiten des Internets verschimmeln. Spätestens im Frühjahr 2006 wird es die dreihundertsechsundzwanzigste Diskussion zu diesem Thema geben, wenn die Preisträger des „Glausers“ feststehen.

    Nur eine Prognose…

    Ludger

  2. Warten wirs ab, Ludger. Hintergrund ist der, dass ich dieses „Deutsche Krimis sind schlecht“ als eine Art Hintergrundstrahlung aus meinen Besuchen in Foren mitgenommen habe. Und evident ist es ja schon, dass dort über DIE Krimis, die bei uns so obenauf sind, kaum mal ein Wort fällt. Es geht hier nicht um Diskussion (was die betrifft, wirst du mit deiner Prognose sicher recht haben), sondern um eine Überprüfung, ob ich da etwas falsch einschätze oder nicht. Und vielleicht gibt es ja auch ein Argument pro oder contra, das sich auffällig wiederholt? Auch schieres namedropping ist willkommen. Wer ist denn so „deutscher Krimi“? Herr Schätzing oder Frau Paprotta, Frau Chaplet oder Herr Ani? Tja, hier nimmt ein Herausgeber seine Verantwortung noch ernst! Wenn das nur alle Blogbetreiber täten…

    bye
    dpr

  3. Und überhaupt: gibt es die Kategorie „der deutsche Roman“? Liest man ernsthaft IRGENDEIN Buch mit Blick auf die Nationalität des Autors? Man kann sagen, dass es in Deutschland eine sehr unspektakuläre Krimi-Tradition gibt, das ist aber auch schon alles.
    Wer überhaupt der Ansicht zu sein glaubt, „der deutsche“ Krimi sei dies oder das und „der internationale“ Krimi jenes, dem möchte ich generell nur unterstellen, dass er buchstabieren kann, was fürs Lesen halt auch reicht.

  4. „Auch schieres namedropping ist willkommen. Wer ist denn so „deutscher Krimi“?

    So geht es aber nicht (Schätzing will ich mal nennen als SF-Autor! Krimi? Krimi??) Ansonsten besteht „deutscher Krimi“ aus jenen Autorinnen und Autoren, die einen Kriminalroman auf deutsch schreiben. Einfach. Das können einige wenige hervorragend, andere können das mehr schlecht als recht – aaaber das gilt auch für den schwedischen, englischen, ungarischen Krimi, das gilt für alle Bücher … man kommt sich komisch vor, aber so einfach ist es doch.

  5. Hallo Ralf,

    anscheinend gibt es sie. Jedenfalls, wenn ich einige Autoren höre, die darüber lamentieren, Kritiker würden „deutsche Krimis“ prinzipiell verreißen oder „der Markt für deutsche Krimis“ (ich meine mit deutsch übrigens IMMER deutschsprachig) sei durch Importe bedroht oder zu klein oder was weiß ich.
    Außerdem: Natürlich lese ich Bücher auch mit Blick auf die Nationalität des Autors. Wenn ich etwa einen Krimi suche, die die Zustände im bundesdeutschen Hier und Jetzt reflektiert, werde ich kaum zu einem Schweden, Amerikaner oder Senegalesen greifen. Dito wenn ich mich über Sprache und Stil eines Buches kundig machen möchte. Da ist es schon ein Unterschied, ob ich ein Original oder eine Übersetzung lese.

    bye
    dpr

  6. Aber Du brauchst doch nur die dreihundertvierundzwanzig Vorgänger-Diskussionen durchschauen, da wirst Du schon merken, ob Du mit der „Hintergrundstrahlung“ richtig oder falsch liegst.

    Wenn Du wissen willst, was das Krimilesevolk für DEN deutschen Krimi hält, solltest Du, als verantwortungsvoller Herausgeber, Deine Frage auch richtig formulieren und nicht nach guten oder schlechten deutschen Krimis fragen.

    Außerdem tauchen die Namen, die bei „uns“ obenauf liegen, durchaus auch in den wenigen, gängigen Foren auf. Steinfest ist ein schönes Beispiel.

    Letztlich halte ich aber den Versuch, eine wie auch immer geartete „Tendenz“ in Bezug auf deutschen Krimi herausfilten zu wollen, auf diesem Wege (Fragen in Foren) für ein Fischen im Trüben. Entweder Du verlässt Dich auf das „Hintergrundstrahlen“ (sprich Bauchgefühl) oder Du schaffst Fakten heran. Letztere dürften allerdings schwer zu bekommen sein, oder hat in diesem Jahr irgendjemand gezählt, wieviele deutsche Krimis und wieviele ausländische Krimis verkauft wurden und welche gar gelesen wurden? Ich glaube, selbst der Buchhandel wertet das nicht aus.

    Liebe Grüße
    Ludger

  7. „Wer ist deutscher Krimi?“ ist eine durchaus interessante Frage, lieber Ralf. Wer ist deutscher Roman? Herr Böll, Herr Konsalik? Kommt drauf an, wen du fragst. Und das tue ich. Ich frage Krimileser. Und werde unterschiedliche Antworten bekommen. Darauf bin ich gespannt.

    bye
    dpr

  8. Ach, Ludger, wer redet denn von „Tendenz“! Ich bin eben ein neugieriger Mensch, und alte wie neue Diskussionen in diesem Zusammenhang interessieren mich nicht. Ein paar Statements, das wärs doch schon. Ich küre doch nicht nach Auswertung aller Meinungen „den Krimi des Jahres“! Lass uns doch mal schauen, ob wir nach dieser Sache ein Terrain abstecken können – oder auch nicht.

    bye
    dpr

  9. Mir ist zwar nicht klar, was Du mit solchen Statements willst (die ersten Antworten haste ja schon bekommen und ich lag mit meiner Prognose gar nicht so weit weg) – aber mach mal. Der Aussagewert tendiert bislang gegen 0.

    Noch unklarer ist mir allerdings, welches Terrain Du abstecken willst? Den deutschen Krimi? Anhand von Krimiforen und Krimiblogs? Da muss man schon sehr neugierig sein, um das zu ertragen.

    Liebe Grüße
    Ludger

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