Gewissermaßen aus heiterem Himmel tauchte in Europa im Herbst 1988 ein Musiker auf, der nicht dem Ethno-Folk-Image jener Zeit entsprach, keine wallenden Klamotten eines westafrikanischen Griots trug und auch nicht das für den Sahel typische Instrument, die Kora (eine sog. Bogenharfe), spielte. Gleichwohl verstand sich auch Ali Farka Touré als Geschichtenerzähler und Geschichtenbewahrer. Sein bevorzugtes Instrument war die Gitarre.
Mit knapp 50 Jahren war Touré von dem englischen BBC-DJ Andy Kershaw „entdeckt“ worden; sogleich wurde eine LP produziert, die wegging, wie „geschnitten Brot“. In seiner ungewöhnlichen, archaisch anmutenden Musik, die später als „Mali-Blues“ bezeichnet wurde, sahen viele Kritiker und Musikwissenschaftler das sog. „missing link“ zwischen traditioneller afrikanischer Musik und amerikanischem Blues. Touré selbst gab auch an, von John Lee Hooker und Ray Charles inspiriert worden zu sein.
Über die (internationale) Ethno- und Afro-Szene hinaus wurde Touré 1994 durch seine Zusammenarbeit mit Ry Cooder (CD „Talking Timbuktu“) bekannt. Auch in seiner Heimat stieg sein Ansehen unaufhörlich; in seiner am Niger gelegenen Heimatstadt Niafounké wurde er 2004 vor allem wegen seines sozialen Engagements zum Bürgermeister ernannt. Das mit seinem Landsmann, dem Griot und Kora-Spieler Toumani Diabaté aufgenommene Album „In The Heart Of The Moon“ (2005) wurde – wie schon „Talking Timbuktu“ – jüngst mit einem Grammy bedacht.
Am 7. März 2006 ist Ali Farka Touré, der gerade ein neues Solowerk abgeschlossen hatte, nach langer Krankheit (Knochenkrebs) in Bamako gestorben.