Oscarnachwehen

In der 3Sat-Kulturzeit erklärt uns Herr Grandits, dass der Regieoscar für Ang Lee nur ein Trostpreis sei und dass die Oscarjury „Crash“ offenbar nur deshalb zum besten Film gewählt habe, weil ihr die Thematik von „Brokeback Mountain“ zu provokativ sei. Ja auch so ein progressives Weltbild kann schon ganz schön simpel gestrickt sein, dass es nicht mal auf die Idee kommt, die Mitglieder der Academy könnten „Crash“ einfach so für besser befunden haben.

Ein Lob verdient hat sich aber Pro7. Dort überträgt man fast schon traditioneller Weise die Oscar-Verleihung, hat dieses Mal aber auf alle hauseigene Zutaten verzichtet: keine Miriam Pielhau, keine Susan Atwell, kein Steven Gätjen, keine hektischen Red Carpet-Nicht-Interviews – einfach nur der Originalton und selbst in den Werbepausen hauptsächlich Filmwerbung statt Ruf-mich-an-Gestöhne.

So konnte man die Preshow (Interview mit dem Verantwortlichen für die Oscar-Show: „Was können wir heute abend erwarten“ – „Oh, es wird eine tolle Show werden“ – „Danke“) und die Oscarverleihung („Ich danke meinen Eltern“) ungestört in aller ihrer Langeweile (Ausnahme: Jon Stewart) geniessen. Danke.

2 Gedanken zu „Oscarnachwehen“

  1. Ob sie nun gern und viel formulieren wie Herr Scobel oder etwas weniger wie Herr Gaudits – sei’s drum. Wirklich nervig wird’s doch nur, wenn sie den sicheren Boden der „klassischen“ Kultur verlassen und sich in Randbereiche vorwagen, wo auch die schönste Formulierung nicht über die zugrunde liegende Unkenntnis hinwegtäuschen kann.

  2. Aha, Zeit auszuholen.
    Kulturzeit, dieses ehemals nur zu politische Kleinod der Kultur und der Ästhetik – krankt es an sich? oder doch nur an Gert Scobel? Scobel hört sich gerne selber reden. Nun gut, wenn die Qualität nicht drunter leider – soll er doch. Dem Osamah verbietet ja auch keiner das Mundwerk. Die Frontsau einer siechenden Light-Kultur also. Apokalyptischer Reiter des Verlustes von Identität – eines ehemaligen Bekenntnisses zur Kultur. Eine Sendung über Kultur ohne Kultur? Zuzutrauen wäre es Scobel. Kultur oder seine Trümmer werden Schauplatz für einen Tänzer im Bastrock. Vielleicht würde der liebe Gert mit etwas mehr schwarzer Schuhcreme besser aussehen? Man weiß es nicht. Ich jedenfalls werde heute abend wieder einschalten – nur um wieder abschalten zu können. Danke Gert. Wenigstens das!

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