Krimiblock 2

Im Krimiblock werden ab sofort flüchtige Einfälle zu laufenden Projekten notiert. Ganz grob, skizzenhaft, nicht durchgeformt, Blitzlichter eben. Heute ein kurzer Gedanke dazu, wie Krimis die „Hochliteratur“ befruchteten.

Dass die allgemeine Entwicklung der Literatur auch den Kriminalroman tangierte, ist eine Binsenweisheit. Wie aber sieht es umgekehrt aus? Welchen Einfluss hatten und haben Errungenschaften der Krimikunst auf die sogenannte Hochliteratur?

Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ zum Beispiel. Ein Kriminalroman, zugleich aber, ja, zuvörderst: „Hochliteratur“. Aufgebaut indes wie ein intelligenter Whodunit. Ein Mord – ein Hauptverdächtiger – und dann die Überraschung. Dürrenmatt folgt hier also einem Muster, das sich im Laufe der Trivialisierung des Kriminalromans entwickelte. Die frühen Kriminalromane (vor allem auch die deutschen) waren in den seltensten Fällen an Rätseleien über die Täterfrage interessiert.

Und noch ein Aspekt. In „Der Richter und sein Henker“ geht es um den scheinbaren Triumph des Bösen, der selbst nur durch Böses zerstört werden kann. Gerechtigkeit ist also Ergebnis einer mathematischen Operation, nach der Negatives durch Negatives aufgehoben werden kann. Und das erinnert mich jetzt stark an „Noir“, an Hammett vor allem, wie → hier beschrieben.

Fazit: Dürrenmatt hat ein (eigenständiges) literarisches Werk auf den Schultern zweier krimispezifischer Entwicklungen geschaffen. Das geht in Ordnung. Heißt aber auch: Dürrenmatt steht in einer Krimitradition, deren Stärke gerade die Trivialisierung war. Sollte man im Auge behalten.

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