Sondererwähnung für Martin L. Gore: Nicht nur, dass er bei dem zur Pianoballade umgestrickten „Shake The Disease“ die Leadvocals übernimmt, er schafft es auch, mehr als eine halbe Stunde sein Hühnermützchen aufzubehalten. Ich komme kaum bis zur S-Bahn und da fängt mein Kopf schon zu jucken an, während sich Martin Gore von der Lightshow und der Hitze des Konzerts völlig unbeeindruckt zeigt.
Auch wenn es wie ein Widerspruch klingt: Depeche Mode rocken. Ordentliches Livefeeling vermittelt der Tour-Drummer Christian Eigner, der von technoiden Beats bis zum rockigen Gekloppe alles drauf hat, während Dave Gahan über die Bühne wirbelt und allen Shoegazern zeigt, dass man auch 2006 durchaus mal einen Mikroständer hochheben kann. Die Setlist verlässt sich nicht auf sichere Hits, sondern konzentriert sich in der ersten Hälfte auf die Songs des aktuellen Albums. Erst zum Ende wird die Hitschraube angezogen und Depeche Mode hauen einen Klassiker nach dem anderen unter das Volk.
Nach vielen Schicksals-Kurven und einer langen Tourpause belegen Andrew Fletcher, Dave Gahan und Martin Gore, dass sie tatsächlich immer noch relevant sind. Dadurch verkommt der zweistündige Mitschnitt nie zu einer wehmütigen Reminiszenz an die alten Tage; die DVD zeigt eine Band, die ihren Zenit doch noch nicht überschritten hat.
„Touring The Angel“ erscheint als Doppel-DVD mit üppigen Extras und einer 7-Track Bonus CD.
Depeche Mode: Touring The Angel - Live In Milan (2DVDs+CD) Mute/EMI