Er war der Höhepunkt beim diesjährigen Event der Hinternet-Arbeitsgruppe „Saisonalbedingte Heiterkeit“. Der Auftritt von Herrn Diplompsychologen Florian Bricke-Doornkaat als „Krimiirrenarzt“ überzeugte durch subtile Diagnose und grobes Witzeplotting. Hätte man einem Akademiker gar nicht zugetraut! Wir wollen unseren Lesern diese Sternstunde deutscher Kriminalkomik nicht vorenthalten und drucken nachfolgend die Büttenrede Herrn Bricke-Doornkaats ab.
Wer nie das Lesen recht erlernt,
wem außerdem das Hirn entkernt,
wer ständig inbrünstig beteuert,
er sei zwar doof, doch nicht bescheuert,
der ist der beste Konsument
vom Genre, das man Krimi nennt.
Ich hab als Psychotherapeut
schon manch verpfuschte Seel betreut,
Politiker, analfixiert,
den Ödipus ins Haar geschmiert,
zudem mit achtzehn Zwangsneurosen,
das waren so die schlimmsten Chosen.
Doch nie wurde ein Fall so wild
wie Krimiwahn als Krankheitsbild.
Wen einmal hat der Thrill gepackt,
der bleibt zeitlebens schwer beknackt,
der liest sich an dem üblen Schund
den letzten Rest von Grütze wund.
Schon wenn der Krimifan geboren,
ist er für Höheres verloren.
Wahrscheinlich schon bei der Geburt
ist ihm das Kleinhirn z’sammgezurrt,
gerade mal vielleicht erbsengroß:
so geht die Krimisucht dann los.
Auch später es dann jedem dämmert:
Der Krimifan ist hoch belämmert,
Er liest die KrimiBestienlist
und kauft hernach den ganzen Mist,
gleich weicht die holde Leselust
„Wer wars denn nun – ich weiß nicht“-Frust.
So einer liest Max Frischens „Stiller“,
fragt: Hä, wo ist der Serienkiller?
Der findet keinen Lesespass
bei Handke, Böll und Günter Grass,
und hat ein Satz der Wörter zehn,
tut er ihn nimmermehr verstehn.
Am schlimmsten sind die Krimischreiber,
schon in der Schule Sitzenbleiber,
sie ha’m als Intligenzquotient
das was man Schuhgröße auch nennt.
Nur wer die Sprache gründlich hasst,
mit Wollust Krimizeug verfasst.
So Serienstars wie Ina Henkel,
gehn eim gehörig auf den Senkel.
Die spricht immer so abgehackt,
bis man im Stummeldeutsch versackt,
auch Norbert Horst, der Kommissar,
kommt mit der Syntax selten klar.
Die einzige, die schreiben kann,
die stammt aus Hessen, Chaplets Ann,
da wird gemordet und geplottet,
dass es der Beschreibung spottet.
Klasse Schreibe – großer Scheiß,
dass außer Ann das keiner weiß.
Dem allerschwersten aller Laster
frönt, ’s wundert nicht, der Kritikaster.
Ob Gohlis, Wörtche, Noller, Knörer,
er wirkt als Litraturzerstörer,
und zwar nur aus dem einen Grund:
berufsbedingter Zellenschwund.
Wer alle Tassen nicht mehr in den Schränken,
der treibt sich rum bei Ludger Menken
und schwindet der Verstand dann schnella,
versucht man es bei Anobella.
Bis man dann ganz verstandesohne
verendet bei Herrn Giorgione.
Auch sieht wohl nur ein völlig Blinder
die Klasse bei Joachim Linder.
Selbst wo der Alligator hortet,
man selten Qualität verortet.
Und total unbrauchbar ist, autsch!,
die grenzdebile Krimicouch.
Am Horizont kein Hoffnungsschimmer?
Verdummt, wer Krimis liest, denn immer?
Nein, es gibt Hilfe, keine Frage,
das Hinternet in jeder Lage
den Krimifreund von Dummheit heilt.
Drum Rechner an und hingeeilt.
Hier findet man die Medizin,
die gegen jeden Krimispleen
sich universell bewährt,
und auch wer Piekes Reportagen hört,
dem geht es hinterher schon besser,
er ist nicht mehr ein Allesfresser.
Geheilt wird, das ist garantiert,
wer alte Krimis ausprobiert
und sich durchs Krimijahrbuch liest,
wo Weisheit sehr gedeihlich sprießt.
Die Wissenschaft weiß es genau:
Lest DPR! Das hilft! Helau!
(Euphorischer Frohsinn übermannt /-fraut das Publikum. Der Vortragskünstler wird auf den Schultern des ukrainischen Zwangspraktikantinnenballetts triumphal von der Bühne getragen.)
da fehlen aber noch ein paar!
*protestiert
Weiterschreiben! Beide! Neue Seite aufmachen: Die Krimi-Bütt.
Ich wollt ja noch den Deutschen Krimipreis reinhauen, aber da hat sich immer nur „Scheiß“ drauf gereimt. Und auf „Glauser“? Ah, wartet mal, das könnte gehen…
Wer krimimäßig in der Mauser,
erhält bestimmt einmal den Glauser.
Wer Kunst verwechselt gar mit Schweiß,
freut sich am Deutschen Krimipreis.
Ist das Talent dafür zu mini (Betonung erste Silbe!),
schreibt man wie Oliver Bottini.
Und ist man völlig ohn‘:
wie die Leon.
Hä, hä, hä…jawoll Mädels, ich komm ja schon…tschulligung, muss Sektflaschen öffnen…
dpr
*lacht leise vor sich hin
**hat schon wieder nicht mitgekriegt, daß Karneval ist
„Wer Kunst verwechselt gar mit Schweiß,“
da ist ein „w“ zuviel.
lg schmollfisch (kann nicht länger schweigen)
Mir hat es gefallen, wie in der Gerichtsmedizin die hübsche junge Medizinerin beim Anblick einer völlig normal aussehenden Leiche auf dem Seziertisch tiefsinnig bemerkte: „Der Mann war krank. Er hat zuwenig gegessen und kaum geschlafen.“ (aus dem Gedächtnis zitiert)
Das war ganz am Anfang, den Rest habe ich verpennt.
Sorry, bin in den falschen Faden gerutscht. Das obige gehört eigentlich zum Tatort.
*knirsch*
Och nee! Jetzt war ich so stolz, einen anderen Reim auf Preis gefunden zu haben! Schweiß is okay. Der ist aber noch besser:
Wem Kunst bevorzugt sitzt am Steiß,
bekommt den Deutschen Krimipreis.
Und außerdem…uh, sorry, Fräulein Natasha hat sich heillos in eine Luftschlange verwickelt…da ist meine ordnende Hand gefragt…
bye
dpr