Monta: The Brilliant Masses

The Times They Are A-Changin‘ – “ …don’t turn around…“ – singt Tobias Kuhn (alias Monta) aus München im Eröffnungssong seines mittlerweile zweiten Albums „The Brilliant Masses“. Der ehemalige Sänger und Gitarrist der 2004 aufgelösten Band Miles aus Würzburg – die mit Catchy-Gute-Laune-Power-Pop-Songs einen kalten Wintertag emotional zum lauen Sommerabend am See werden lassen konnte, knüpft den auf dem weithin beachteten Debütalbum „Where Circles Begin“ (2004) begonnenen, introvertierten und zart akustisch gewebten musikalisch-instrumentalen Singer-/Songwriter-Teppich jetzt so eng, dass er glatt als Fliegengitter durchgehen könnte. Er hat den Blick klar und deutlich weiter nach vorne gerichtet und beweist, dass er uns mit seinem Albumdebüt 2004 keineswegs eine Eintagsfliege auf dem Plattenteller serviert hat. Von Wehmut an alte Zeiten keine Spur!

Die im Vergleich zum aktuellen Opus melancholisch akustische und spröde reduzierte Atmosphäre des Vorgängers ist einer kammermusikalischen Erhabenheit, organischen Wärme sowie vermeintlichen Geborgenheit gewichen, die geduldiges Zuhören erfordert. Die Songs sind teilweise relativ lang und verströmen einen oberflächlichen Pop-Appeal, der aber keinesfalls unintelligent deplaziert ist. Also weit gefehlt, dieses feine Stück Musik als langatmigen Mainstream-Pop abzutun, denn nur flüchtiges Hören lässt diesen Trugschluß zu, aber Geduld und ein „Blick“ unter die Oberfläche werden immer wieder mit unerwarteten, frischen und verzerrten (dis)harmonisch-instrumentalen Ideen, Wendungen und Fortsetzungen belohnt – man beachte nur den Titelsong des Albums!

Die Songs sind neben dem klassischen Instrumentarium komplex und vielschichtig mit Streichern, Piano (Rhodes), Orgel und Keyboard/Elektronik (Theremin) arrangiert: Das Mellotron beziehungsweise dessen klangliche Möglichkeiten als musikalisches Fundament lassen grüssen, zumindest als referentielles Vorbild. Als Symphatisant von Musikern wie zum Beispiel Naked Lunch, The Notwist, Death Cab for Cutie, Elliot Smith, Pedro the Lion und Chokebore befindet man sich mit Monta allemal in der richtigen musikalischen Gesellschaft.

Inhaltlich handeln die Songs von Montas Erfahrungen aus unzähligen musikalischen und persönlichen Erlebnissen sowie Veränderungen der letzten Jahre. So singt und beschreibt Kuhn in „How does it feel“ sein Glück als frisch gebackener Vater – aber die auch gleichzeitig aus fast allen Glücks-Momenten immer wieder resultierenden Ängste und Unsicherheiten: „How does it feel when love comes to town?/Suddenly overnight something has changed/…The fear of losing someone will always be unspoken/…“.

Hoffnung und Vertrauen, Zweifel und Unsicherheit, Kapitulation, immerwährende Suche, Heimat, Fremde, ständiges Ankommen und Gehen – und das alles im Wechselspiel: Dies sind die Themen, die Monta beschäftigen. Er will uns nichts Neues erzählen, aber wir fühlen uns verstanden – das zählt und berührt!
Aufgenommen und produziert hat Tobias Kuhn das Album in Klagenfurt, München, Augsburg und Nürnberg, zusammen mit seinem langjährigen Spezi Herwig Zamernik, der auch beim Debüt Unterstützung leistete – seines Zeichens „Fuzzman“ und Bassist von Naked Lunch. Kuhn hat sein eigenes Label „Labelmate“ gegründet, auf dem das Album veröffentlicht wurde und in „Klein Records“ aus Wien bzw. „Rough Trade“ den passenden Vertrieb gefunden. Das Artwork der Scheibe wurde von René Arbeithuber von „Slut“ gestaltet.

Ach übrigens, für alle die, die doch noch etwas in der Vergangenheit schwelgen möchten: Wer bei „Big in Japan“ nur an „Alphaville“ denkt, liegt völlig daneben – nein, „Monta“ sind es! Die Nummer „Sorry“ vom Debüt „Where circles began“ hatte man dort zum Titelsong der stündlichen Japanischen Nachrichten erkoren.

Und selbst die sonst eher ungern über Ihren eigenen, musikalisch insularen Horizont hinausblickenden Briten zollten ihren Respekt: Die in Großbritannien anerkannte „Sunday Times“ krönte den Erstling gar zum „Album of the Week“!

Aber Musik für die Massen? Keinesfalls – „Pick me up and dim the lights…“.
Demnächst auf Tour!


Alben:
Always Altamont-EP (Rewika/Alive-2003)
Where Circles Began (Rewika/Alive-2004)
The Brilliant Masses (Labelmate/Klein Records/Rough Trade-2007)

Links:
http://www.monta.org/
http://www.kleinrecords.com/
http://www.myspace.com/montamunich
http://www.myspace.com/montamusic

Monta: The Brilliant Masses
Labelmate/Klein Records/Rough Trade
VÖ: 9.2.2007