„Killer Instinct“ ist ein weiterer der „Corporate Thrillers“, mit denen Josef Finder in den USA zur Zeit viel Erfolg hat. Es sind Bücher, die im gehobenen bis hohen Management von großen Firmen spielen und in denen die Helden mit genau den Gemeinheiten konfrontieren werden, von denen wir alle glauben, dass ihre realen Vorbilder mit ihnen tagtäglich zu tun haben. Darüber hinaus geraten sie aber in Situationen, die sie ganz anders bedrohen. Die, wie man so sagt, den ganzen Mann fordern.
„Killer Instinct“ ist da nicht anders. Jason Steadman ist im Vertrieb einer großen Elektronikfirma und hat die Aufgabe, große Mengen an Flachbildschirmen an Großkunden zu verkaufen. Abends auf dem Weg zu seiner Frau hört er Motivations-CDs, die ihn fit halten sollen, und daheim hat er eine Frau, die von dem großen Reichtum träumt, den ihre Familie einst besessen hatte und ihn antreibt, mehr aus sich zu machen.
Als er eines Tages mit Handy und BlackBerry im Auto ‚rumfummelt, passiert es. Er kommt von der Fahrbahn ab. Sein Wagen wird von Kurt abgeschleppt, schnell entdecken die beiden, dass sie die Leidenschaft für Baseball teilen. Steadman ist fasziniert, während er seine CDs hört und sich mit Sprüchen wie „Business is War“ einpeitscht, war Kurt ganz real in ‚Stan und Irak, und er war dort nicht als gewöhnlicher Soldat, sondern als Teil der „Special Forces“. Man kommt sich näher und Steadman verschafft Kurt beim Sicherheitsdienst der Firma einen Job.
Und plötzlich nimmt Steadman Leben eine Wendung – ins Gute … vorerst. Zuerst geht es um eine Beförderung … und plötzlich haben die Mitbewerber Probleme. Es geht eine ganze Weile bergauf, er wird von Erfolg zu Erfolg getragen, bis ihm so langsam dämmert, dass da etwas nicht passt. Es kommt wie es kommen muss, gute Seele die er ist, konfrontiert er Kurt mit seine Überlegungen und plötzlich schaut nicht mehr alles so rosig aus.
Das Buch liest sich … relaxt. Stressfrei, unangestrengt gleitet man durch den Text. Es ist intelligent geschrieben, und während Steadman meint, immer wieder die Oberhand zu gewinnen, ist ihm de facto Kurt immer um einen Schritt voraus; und natürlich, es ist ein Thriller, wird’s spannend zum Schluss, wenn auch fast ein wenig zu spät.
Wenn man das Buch mit seinem Vorgänger,“Company Man“, vergleicht, bleibt allerdings die Frage, weswegen man es lesen sollte. Sind wir gerecht: „Killer Instinct“ ist gut zu lesen, erfreut diejenigen unter uns, die wir nicht im in leitender Position auf einem Wirtschaftsschlachtschiff tätig sind und hat geholfen, dass Finder einen lukrativen Vertrag abschließen konnte. Aber die Struktur, die Art und Weise wie Wirtschaftstricks eingefügt werden und das Bösen (neben Kurt), das von außerhalb kommt, man kennt es schon.
In der Kategorie Bestes Buch gewann es dieses Jahr den Preis der International Thriller Writers (ITW), die gegründet worden waren als Gegengewicht zu den Mystery Writer of America (MWA), Hüter des Edgars, dem wichtigsten US-Krimipreis. Wenn nun „Killer Instinct“ das beste Buch ist, welches ITW Mitglieder zustande gebracht hatten, dann sähe ich für die ITW literarisch ein wenig schwarz. In den anderen Kategorien gewannen jedoch Nick Stones Mr. Clarinet (deutsch Voodoo) und P.J. Parrishs The Unquiet Grave, beides Bücher, die auch außerhalb des ITW-Awards Erfolg hatten.
Joseph Finder: Killer Instinct.
St. Martin's Press 2007. 416 Seiten. 5,99 €
(deutsch: „Masterplan“, übersetzt von Christina Roth-Drabusenigg,
Heyne 2007. 520 Seiten. 12,00 €)