Volksbloggen -18-

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Jeden Mittwoch, wenn dieses formschöne Logo aus dem Hause Menke on top of wtd zu sehen ist, wissen die versierten LeserInnen: Aha, heute herrscht wieder die Volksfront bei Hinternet. Es darf nach Herzenslust kommentiert und geschimpft, gelobt und gedacht werden. Richtig. Aber die LeserInnen wissen auch: Hinternet ist der wahre Demokratiepionier im Netz. Jetzt lassen die ihre KonsumentInnen sogar schon rezensieren! Nicht nur die Männer, nein! Auch die Frauen dürfen!

Deshalb die aktuellen Meldungen vom Kritikerstammtisch. Wir begrüßen mit Henny die erste Frau an der Tischplatte. Sie hätte gerne Gisa Klönne gelesen, also nehmen wir den Titel zurück auf die Vorschlagsliste. Und fügen gleich einen weiteren hinzu:

Renate Niemann: Der Graumacher

Eine Originalausgabe im Taschenbuch aus dem Hause Pendragon. Keine 10 € für 256 Seiten. Wir hätten also aktuell Klönne, Niemann, Göhres „Glauser“, Rees mit „Der Verräter von Bethlehem“, ein noch genauer zu spezifizierendes Bändchen aus der Reihe Hard Case Crime (Achtung: Nackerte Frauen auf dem Cover!) sowie Robert Littells „Die Söhne Abrahams“ auf dem Zettel. Und noch immer können Vorschläge gemacht werden. Noch immer dürfen sich RezensentInnen melden. →Hier natürlich.

Und apropos Littell. Über das vieldiskutierte Buch seines Sohnes Jonathan hat die →„Welt“ gestern einen ganz bemerkenswerten Satz verloren:

„Der Autor hat nämlich, darin seinem Vorbild Pynchon nahe, einen ungemein literaturhaltigen Roman geschrieben.“

Literaturhaltig. Literaturhaltiger Roman. Habe ich euch schon erzählt, dass ich neulich in der Metzgerei nach „wursthaltiger Fleischwurst“ verlangt habe? Und mich daraufhin ein freundlicher Weißkittel in die Psychiatrie eingeladen hat? Ja, so kanns gehen.

29 Gedanken zu „Volksbloggen -18-“

  1. Frau Radisch hat Littel juniors Roman ziemlich ‚runtergemacht, mit nachvollziehbaren Argumenten – das nur, weil ich die Frau nicht mag, normalerweise.

    * Erster

  2. Die Radischkritik findet man in der Zeit.

    Und die FAZ hat gleich einen eigenen reading room für das Buch eingerichtet. Mit Foren. Einmal für Leser. Und einmal für Experten. Und der große Herr Schirrmacher (wer sonst) führt in das Werk ein („Wir sind berührt und entfremdet“).

  3. Muss wichtig sein, der Littell. Die Süddeutsche hat jetzt schon die zweite Besprechung des Buches.

    Ganz nett, was da den Leuten so einfällt

    Der Text balanciert hier auf dem Rand seines Genres. Dem Leser leuchtet ein, wie nah diese triviale Spätform des historischen Romans nach und nach jenen Psychothrillern und Splatterfilmen gekommen ist, die versuchen, mit spritzendem Blut, herausquellendem Gedärm und krachenden Knochen Effekt zu machen.

    In diesen Genres soll der Exzess gerade durch seine Zusammenhanglosigkeit und Unvernunft dem Bösen von Neuem zu einem absoluten Rang verhelfen.

    und was sie beobachten.

    (Pikant ist, dass mancher Rezensent, manche Rezensentin, die selbst das mehr oder weniger gehobene Geschwätz in ihren Texten pflegen, genau diese Kunst dem Autor Littell vorwerfen.)

  4. Bei deinem ersten Zitat dachte ich zuerst, es wäre von der Frau Radisch. Aber nein. Die hat nur ein ähnliches:

    „Das Buch ist eine strategische Provokation. Wäre dieses Buch einer der üblichen historischen Thriller, zu denen es seiner sprachlichen Ambition nach zu rechnen ist, wäre es bereits wieder in den Katakomben der Unterhaltungsliteratur verschwunden, Seite an Seite mit ungezählten anderen Wälzern voller splitternder Hirnschalen, ejakulierender Gehenkter, purpurroter Erwürgter und aufgeschlitzter Soldaten.“

    Einige Formulierungen tun tatsächlich fast körperlich weh: die „triviale Spätform des historischen Romans“ etwa, da wünscht man dem Autor, er hätte auch nur einen Hauch von Ahnung, die noch viel trivialere Frühform des historischen Romans des 19. Jahrhunderts betreffend. Von den „Katakomben der Unterhaltungsliteratur“ ganz zu schweigen, die wahrscheinlich direkt neben den Katakomben der Hochliteratur liegen. Über den Einsatz von Elementen der Trivialliteratur, nebenbei eines der Kennzeichen von „Moderne“, reden wir erst recht nicht…

    bye
    dpr

  5. „ejakulierender Gehenkter“

    Welche Herausforderung !

    Noch so ein paar Rezensionen und man könnte die Aufforderung „Herr, lass Hirn vom Himmel regnen“ wörtlich verstehen.

  6. Gisa Klönne ?

    In ihrem dritten Kriminalroman wagt sich Gisa Klönne an ein Tabuthema heran. Die Kommissare Judith Krieger und Manni Korzilius werden bei ihren Mordermittlungen mit einem Milieu konfrontiert, in dem Gewalt gegen Frauen alltäglich ist.

    Ich weiß ja, dass diese Aussage auf ihren Urheber dem HR zurückfällt, aber ‚mal ehrlich … Tabu ? Kommt das hier von tabu la rasa ?

  7. Ja, HR wohl. Auf der Ullstein-Seite lesen wir:

    „Gisa Klönnes dritter Roman entführt mit großem psychologischem Gespür in eine beklemmende Welt, in der Gewalt gegen Frauen alltäglich ist.“

    Ich werde den Roman deshalb schon mit Vergnügen lesen, weil einer der Kommissare Manni Korzilius heißt. Das verstehen hier jetzt aber nur Chef Walter und Diplomkünstler Wünsch…

  8. Kleine Ergänzung: Mit mozilla firefox ging mein post nicht. Ich wurde trotz Eingabe nach Name und email-adresse gefragt. Hingegen ging es mit dem windows explorer ohne Problem.

  9. Thomas, hast du als „mahnungpp@gmx.de“ mit dem Betreff „Make your girl happy“ gemailt? Dann hätte ich dich nämlich gestern irrtümlich gelöscht… Aber wie auch immer: Willkommen am Stammtisch! Verstehe ich dich recht? Mit dem Firefox kann man hier nicht posten? Versuch ich doch gleich mal…also wenn ihr das hier lesen könnt, hatts geklappt… Bis gleich.

    bye
    dpr

  10. Stammtisch-Aktualisierung: Mitarbeiten wollen bis jetzt Bernd, Georg, Claus, Henny und Thomas. Es sind noch Plätze frei! Aus den drei Hard-Case-Crime-Bänden, die bei Rotbuch erscheinen sollen, habe ich von Ken Bruen / Jason Starr: Flop ausgewählt.

    „Wenn du einen Killer engagierst, nimm keinen Psychopathen! Dies ist nur eine der bitteren Lektionen, die der skrupellose Geschäftsmann Max Fisher lernen muss, als er den ehemaligen IRA-Mann Dillon auf seine ungeliebte Gattin ansetzt.“

    Wir hätten jetzt also folgende Auswahlliste:

    Gisa Klönne: Nacht ohne Schatten
    Renate Niemann: Der Graumacher
    Frank Göhre: Mo
    Robert Littell: Die Söhne Abrahams
    Matt Baynon Rees: Der Verräter von Bethlehem
    Bruen / Starr: Flop

    Zum weiteren Procedere. Ich werde am Wochenende die Rezensentinnen bitten, mir aus obiger Liste den- oder diejenigen Titel zu nennen, die sie besprechen würden. Ideal wäre es, wenn es dann EINEN Titel gäbe, zu dem allgemeine Bereitschaft geäußert wird. Gibt es MEHRERE, wird eine Auswahl zu treffen sein. Gibt es KEINEN…sehen wir weiter.

    bye
    dpr

  11. Flop fände ich gut. Hab noch nie ein Buch von Bruen gelesen.

    Andererseits mache ich nicht mehr mit, weil die Frauenquote nicht erfüllt wurde.

  12. Da du, lieber Frauenbeauftragter, die ganze Aktion erst ausgelöst hast, MUSST du mitmachen. Quote hin, Quote her.

    bye
    dpr
    *Stammtischbeauftragter des Hinternets

  13. Ich wusste gar nicht, dass es auch im Internet einen sicheren Verkehr gibt und ich vorher vielleicht ungeschützt verkehrt habe. Ich werde mich mal schlau machen. Jedenfalls hatte ich zuvor keine Schwierigkeiten, hier mit firefox zu posten. Nur gestern war ich vielleicht davor geschützt.

  14. Mit Hinternet ungesichert zu verkehren, kann befruchtend wirken. Einmal nicht aufgepasst und du hast vielleicht 18 Jahre einen Gedanken im Kopf, den du nicht mehr loswirst…und Gedankengeld zahlt die Bundesregierung auch nicht.

    bye
    dpr

  15. Zum Littell : lest ihn erstmal bevor Ihr draufhaut. Das Buch ist unerträglich und grossartig und wichtig. Das Gequatsche „am Rande eines Genres“ und so, das ist reine Hilflosigkeit, weil man wirklich nur schwer von dem Buch reden kann. So.

  16. Stimmt. An den Guthrie konnte ich mich noch erinnern. Dabei hat Hinternet eine tolle Suchfunktion…aber den Block hast du noch nicht. Dann nehmen wir den in die Vorschlagsliste: Lawrence Block, „Abzocker“:

    Für den Trickbetrüger Joe Marlin ist es der gefährlichste Schwindel seiner Laufbahn. Heroin und die heißblütige Mona stellen ihn vor die Wahl : zum Mörder werden oder selbst als Leiche auf dem Pflaster enden …

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