Markku Ropponen: Finnischer Mitsommer

Noch ein guter Finne. Nach Pentti Kirstilä und Matti Rönkä, beide im stolzen Besitz des Grafit Verlags, nun Markku Ropponen, den sich Piper geangelt hat. Für Ropponen die zweite Chance auf dem deutschen Markt, nachdem bereits 1997 im Pettersson Verlag „Ein Mann verschwindet im Regen“ folgenlos erschienen ist.

Also Vorhang auf für Otto Kuhala, einen Privatdetektiv aus dem Bilderbuch der Hartgesottenen. Ex-Polizist, jetzt von der Frau aus der Wohnung geworfen, lebt in seinem schäbigen Büro und wartet auf Kundschaft. Die wenigstens stellt sich ein. Für eine geschiedene Frau soll Kuhala Wertgegenstände aus der Wohnung ihres Ehemaligen holen. Der, ein ebenso dubioser wie reicher Angeber, zeigt sich kooperativ, ist aber bald darauf mausetot. Pech auch, dass ausgerechnet Polizist Antikainen mit der Aufklärung des Falles zu tun hat, denn der liebt seinen früheren Berufskollegen wie sonst nur Pest und Cholera. Zum Glück hat Antikainen eine Vorgesetzte, die aparte Annukka Maaheimo, und mit der sieht alles schon rosiger aus.

Kuhalas Geschäft brummt. Als nächstes soll er ein verschwundenes minderjähriges Töchterlein finden – und tut es auch. Leider auch hier: mausetot. Kuhala ist also gleich an zwei Fronten aktiv, die – und wer hätte das gedacht – am Ende doch nur eine sind. Im finnischen Mittsommer tappt Kuhala nun bevorzugt durch einheimische Ferienhauskolonien, besucht rustikale Feste am See, lernt finnische Altrocker kennen, die gleichzeitig schwule Cannabisproduzenten sind, ein bizarrer Kioskbesitzer wird auffällig, desgleichen ein permanent in der eigenen Muckibude ackernder Höschenfetischist. Antikainen vergisst sich – und gelobt Besserung, Maaheimo gibt sich Kuhala auf einer Damentoilette und auch sonstwo hin, Zukunft hat das aber wohl nicht. Und so weiter. Ein schräges finnisches Panoptikum entsteht da vor den Augen der Leserschaft, die sich darob gut unterhalten fühlen kann.

Denn Ropponen lässt seinen Kuhala ziemlich lakonisch und mit reichlich Wortwitz erzählen, reichlich pointiert und rasant, manchmal blitzt die berühmte finnische Traurigkeit durch und erdet die Geschichte. Die aber ist, nun ja: etwas überdreht. Kollege Zufall steht manchmal ein wenig zu hilfreich und aufdringlich zur Seite, so ganz koscher ist einem der Plot denn doch nicht, Kuhalas erotisches Potential kaum nachvollziehbar. Aber in Ordnung. Wenns auch für die Kirstilä / Rönkä – Klasse noch nicht ganz reicht, wollen wir Ropponen und seinen Kuhala wohlwollend im Auge behalten.

Markku Ropponen: Finnischer Mitsommer. Piper 2009 
(Kuhala ja musta juhannus, 2003. Deutsch von Stefan Moster).
334 Seiten. 14,95 €

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