„In der schreibenden Zunft gibt es eine Arbeitsteilung. Die Journalisten sind für die Gegenwart zuständig, die Dichter für die Vergangenheit. Was abzusinken droht in den Tümpel des Vergessens, das holt die Literatur mit der Kraft der Erinnerung ans Licht und zeigt, dass das Vergangene nicht vergeht.“
Es gab mal eine Zeit, da hatte, wer in der gleichnamigen Wochenzeitung über Literatur schrieb, wenigstens einen Hauch von Kenntnis, das Theoretische betreffend. →Tempi passati.
Man lese nur, wie Ulrich Greiner versucht, uns „falsches Präsens“ am Beispiel von Franz Kafkas „Das Schloß“ deutlich zu machen. Dass Kafka SO wie es ihm Greiner unterstellt niemals begonnen hätte, wäre „Das Schloß“ im Präsens geschrieben worden, dass die Erzählhaltung eine gänzlich andere hätte sein müssen – es kümmert hier nicht. Man vertausche ein paar Verbformen und schon ist die Sache geritzt.
„Die »Realpräsenz« der Literatur, von der George Steiner einst sprach, also die Erscheinung einer anderen Welt, kann sich im Präsens nicht ereignen.“
Meine Fresse, was man so alles im Internet findet und leider wohl auch auf bedrucktem Papier
dpr