Es ist vollbracht! Silvesterringe und Früchtebowle stehen auf dem Tisch! Das war knapp. Und nie war mehr Selbstüberwindung in diesem Experiment, denn ich musste: frittieren. Ausgerechnet ich. Trägerin einer schlimmen Frittier-Allergie mit Fettgeruchtrauma. Aber es half ja alles nix.
Also den Rest vom Block Kokosfett geschmolzen und meine kleinen Teigringe drin gebrutzelt. Sagt „Tante Lisbeth“ zu mir, schließlich ist meine grandiose Großtante die einzige, die ich kenne, die bekittelt vorm Herd stand und in einem Topf voll Fett Miniberliner siedete. Lecker waren die – und lecker sind auch meine Ringelchen. Quark-Öl-Teig (denkt Euch die blasierte Kennermiene dazu…) mit Rosinen. Das Ausbacken geht übrigens ruckzuck, und es ist ein Wunder der Physik, wie diese Ringe in Sekundenschnelle aufpaffen und außen hart sind. Hart wie Haselnüsse waren übrigens die einzelnen Rosinen, die ich aus dem Fett gefischt hab. Im Bioeimer zischelten sie bedrohlich vor sich hin, aber die Katastrophe blieb aus.
Nun zur Früchtebowle. Hierfür hat der liebe Gott die Konserven mit dem Früchtemix erfunden. Trauben, Ananas, Pfirsiche – und Kirschen Marke „Extrapink“, die aussehen, als hätten sie kleine Mädels in einem Barbie-Labor gezüchtet. Ist das ein Bowlengefäß, was ich hier habe? Ich glaube nicht, aber da hilft auch das schicke Foto der Rezeptkarte nicht weiter. Ich habe jedenfalls Zitronen und Orangen ausgepresst, die Zucker-Drüberschütt-Fachkraft hat kräftig gezuckert, und nach einer Stunde haben wir mit Apfelsaft und Selters aufgefüllt. „Eiskaltes Selterswasser“ steht auf der Karte, das klingt schön down to earth. Und down to earth schmeckt es auch: nicht zu süß und nicht zu sauer – einfach erfrischend und sehr lecker.
Jemand muss mir wahrscheinlich heute abend das Zeug mit Löffeln einflößen, denn ich kann meine Arme nicht mehr bewegen, seit ich in mühevoller Dreharbeit den Retrowecker auf Null Uhr gestellt hab. Ich hab jetzt einen Radiowecker-Dreh-Arm. Aber das ist es mir wert. Zur Feier des Tages und zum Abschluss des Experiments!
Darf ich ein allerletztes Mal auf die Schönheit einer Dr. Oetker-Rezeptkarte dieser Reihe hinweisen? Ich muss jedesmal wieder überlegen, wie das wohl fotographiert ist – aber ich denke, es ist tatsächlich von unten durch eine Glasplatte geschossen, und die Silvesterringe liegen alle auf dem Kopf. Und ich glaube, man plant noch, Blei zu gießen. Es scheinen mir übrigens ganz besondere Luftschlangen zu sein, die sich dekorativ dazugesellt haben. Ich meine, die kamen damals tatsächlich aus Tischböllern geflogen – es sind jedenfalls keine Geschenkbänder, das steht fest. Soviel Psychedelik war nie auf einer Rezeptkarte!
Was hat meine kleine Reihe „Retrokochen im Selbstversuch“ jetzt mit mir gemacht? Und mit meiner Ehe? Ach, es ist eher unspektakulär: der Chefredakteur hörte öfter Sätze wie „Ist im Fotoapparat eine Speicherkarte drin?“ und „Die Fotos sind ganz schön dunkel geworden – kriegst du die irgendwie heller?“ Aus der Generation untendrunter kam öfter sowas wie „Wann kochen wir wieder eine Karte?“ Und ich weiß jetzt, dass es Frischkäse früher in Würfeln zu kaufen gab. Dass das Schmücken kalter Platten ein Lebenszweck sein kann. Und dass dicke Holzscheiben ein klasse Deko-Utensil sind. Das Knäckebrot mit Frischkäse und Obstbelag kann ich extrem empfehlen! Und die Salzstangen-Igel sind schon zum nächsten Grand Prix-Schauen eingeladen. Ein Hoch auf das Dr. Oetker-Team für die traumhaften Fotographien mit ihren himmlischen Deko-Arrangements. Und es ist einfach ein feines Gefühl, bei jeder einzelnen Karte zu wissen, was Sache ist. Mission completed.
Euch auch einen guten Rutsch!! (Ja, auch bei mir: hatte… aber ich bin gut im Verdrängen.) Tanten Lisbeths sind die Besten.
Schön, dass Du auch eine (Groß-)Tante Lisbeth hast (bei mir leider: hatte).
Euch allen: einen guten Rutsch!