Kinderfest XI

Es ist vollbracht! Silvesterringe und Früchtebowle stehen auf dem Tisch! Das war knapp. Und nie war mehr Selbstüberwindung in diesem Experiment, denn ich musste: frittieren. Ausgerechnet ich. Trägerin einer schlimmen Frittier-Allergie mit Fettgeruchtrauma. Aber es half ja alles nix. Weiterlesen

Kinderfest XII

Jaja, wir hatten Karte 11 noch nicht. Aber die ist sowas von Silvester – deshalb erst Karte 12. Mandelberge und Piepenkerle. Meine Piepenkerle sehen aus, als hätte ich sie mit Paprika bestäubt. Und weil ich ja auch lieber pikante Schnittchen mache als Süßbapp, gerate ich da auch leicht in Verdacht. Aber: es sind Milchspritzer. Denn die Piepenkerle sind mit Milch bestrichen. Und der Teig ist unter anderem aus Quark und Öl. Ich gehöre ab heute zu den Leuten, die lässig und mit Kennermiene sagen: „Das ist ein Quark-Öl-Teig“. Der ist flott gemacht, und die Piepenkerle sind zartsüß und saftig. Herrlich.

Anders die Mandelberge! Die sind fettig und viel zu süß. Igitt. Und beinah hätte ich den Herd damit geschrägt und meine Flossen verbrannt. Denn natürlich hab ich keinen Stieltopf ins Wasserbad gehalten, sondern der Stieltopf WAR mein Wasserbad. Und die unbestielte Metallschüssel, in der ich leichtsinnigerweise das Zeug geschmolzen hab, war verdammt heiß am Rand. Außerdem hat das Wasser leicht gespritzt, und das hat mir das Ceranfeld sehr übel genommen. Sowas wäre Köchinnen in den 70ern nicht passiert. ´“Ceranfeld, hä?“ würden sie verständnislos fragen.

Geschmolzen habe ich übrigens Blockschokolade und Kokosfett. Das war toll, im Supermarkt Kokosfett zu kaufen. Ich kam mir sehr retro vor. Kokosfett gibts in Würfeln, aber es riecht komischerweise bei weitem nicht so sehr nach Kokos wie ↑Kaufmanns Haut- und Kindercreme. Dann noch gestiftete Mandeln rein, und alles in kleinen Häufchen erkalten lassen. Vielleicht hätte ich zartbittere Blockschokolade nehmen sollen. Egal. In meinem 70er-Knabberschälchen sieht es jedenfalls toll aus. Das Knabberschälchen kann Dunkelbraun tragen.

Auf der Dr. Oetker-Karte steht das Männchen inmitten stimmungsvoll colorierter Laternen. Klar, Piepenkerle gibt´s nach dem Martinsumzug, so kenn ich das auch noch. Während meine Männchen breit und bräsig daniederliegen, steht das Dr. Oetker-Männchen, wie ich finde, sehr lässig. Nein, ich hab die Pfeife nicht aus politischer Korrektheit weggelassen, sondern weil ich schlicht keine hatte. Wahrscheinlich ist der Dr. Oetker-Piepenkerl nach dem Shooting noch in Werner Höfers Frühschoppen eingeladen gewesen und hat da gepafft, was das Zeug hält. Also – das Styling auf dieser Karte ist ungewohnt dezent. Aber was soll ich sagen? Das Dr. Oetker Deko-Team ist auch in dieser Disziplin ganz weit vorn!

Kinderfest X

Schnell die Trinkhalme holen: Frl. Katja hat Bratäpfel gemacht. Ich hab auch keine Ahnung, warum meine so anders aussehen als die auf dem Foto. Aber lecker waren sie! Bei Dr. Oetker heißen sie „Pausbäckchen“. Und man soll die Äpfel an der Öffnung sternförmig einschneiden. Möglicherweise hab ich die Öffnung einfach etwas zu groß angesetzt. Ach, was soll´s. Wir haben alles weggemampft, und ich hatte allerschönste Erlebnisse beim Äpfelkauf. Weiterlesen

Kinderfest IX

Ahoi, liebe Retro-Köche. Gurkenschiffchen stechen in See, und „Rote Hexlein“ werden getrunken. Die Gurkenschiffchen haben interessante Fracht: einen Obstsalat aus Trauben, Banane und Mandarine, aber angereichert mit Reis und Mayonnaise. Also eine Mischung aus Süß und Pikant. Ich tippe, sowas hatte man damals öfter. Überhaupt scheinen mir die Mandarinenspalten aus der Dose von der Häufigkeit her die kleine Schwester der Mayonnaise zu sein. Mandarinenspalten und Cocktailkirschen. Das waren damals die Jahrzehnte des Konserven-Obstes, oder? Weiterlesen

Kinderfest VIII

Die Mission heißt: „Götterspeise mit Vanillesoße“ und „Eisbecher Tuttifrutti“. Okay, ich hab die Götterspeise mit so´ ner Schnellpackung gemacht, wo man nur noch heißes Wasser einrührt – und fertig. Ich bin jetzt der Konrad Kujau des Retro-Kochens. Aber die Vanillesoße hab ich vorschriftsmäßig gekocht. Inklusive Anbrennen. Stand nicht explizit dabei, aber so oft, wie mir das schon passiert ist, muss das irgendwo mit Agenten-Geheim-Tinte mit drauf gepinselt sein. Weiterlesen

Kinderfest VII


In der Weihnachtsbäckerei
ausnahmsweis´ mitten im Mai!

Das ist schon lustig, flankiert von ein paar Wärmegewittern Baseler Herzen zu backen und Äpfelchen einen Pelzmantel anzuziehen. Die Baseler Herzen waren ganz einfach zu machen und schmecken himmlisch! Selbst an Tagen, wo einem die ganze Wohnung schon vorgeheizt vorkommt, bevor man den Ofen überhaupt angerührt hat. A propos „angerührt“: Ich sollte zerlassenes Fett in den Teig manschen einarbeiten und hatte schon den Topf zum Zerlassen auf den Herd gestellt – da sah ich, dass es um einen einzigen Esslöffel Butter ging. Verzweifeltes Haare-Raufen! Das waren die seligen 70er, als der liebe Gott nebenwirkungsfreien (und praktisch kostenlosen) Strom aus der Steckdose fließen ließ. Aber wir haben doch 2011! Weiterlesen

Kinderfest VI

Wenn man Salzstangen mit ein paar Eiern garniert, werden es „Igel im Grünen“. Sowas von süß! Im Ernst: man darf in die Eier nicht zuviele Salzstangen reinstecken, sonst gibt es unschönes Gebrösel. Meine Igel sind vergleichsweise langhaarig, aber ich bin sehr verliebt in sie. Allerdings hab ich mir fast den Arm gebrochen beim Versuch, die Kapern als Augen in die Eier zu stecken. Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie das Dr. Ö-Team das hingekriegt hat. Und die Gretchenfrage ist doch, ob die Sachen im Dr. Ö-Foodstudio hinterher noch essbar waren. Oder ob da mit, sagen wir, Sekundenkleber gearbeitet wurde – denn das sind verdammt viele Salzstängchen und verdammt makellose Kapern-Augen auf den Eiern. Weiterlesen

Kinderfest V

 

Herzlich willkommen, liebe Mayonnaise. So sieht´s also in unserer Wohnung aus. Das Bad ist die erste Tür links. Jetzt such dir mal ein schönes Plätzchen im Kühlschrank, nimm dir was zu Knabbern und mach´s dir bequem. – Ja, durch die Retro-Kocherei findet man auch neue Freunde. Wie eben die Mayonnaise. Ich dachte, sowas gibt´s gar nicht mehr. Dass sie sozusagen von der Remoulade-Evolution in eine leichte Salatcreme rübergedarwint wurde. Aber nix da. Ich hab tatsächlich noch welche im Laden gefunden, und ich brauch sie im Moment ja für fast jedes Gericht. Neulich dachte ich, ich hätte vergessen, welche zu kaufen. Da fing der Chefredakteur schon an von wegen „Mayonnaise kann man auch selber machen“ – aber so retro bin ich dann doch nicht drauf. Weiterlesen

Kinderfest IV

Au, das war die meiste Arbeit bisher. Ächz, mein Kreuz. Aber die Emanzipation kann nicht so arg auf der Strecke geblieben sein, wie viele meinen. Schließlich hab ich heute verzweifelt und in Eile den Chefredakteur geweckt, um zu fragen, wie das mit dem Eier-Hartkochen nochmal geht. Aber der Reihe nach. Wie immer bin ich völlig entzückt vom Arrangement auf der Karte. Solche dicken Baumscheiben hatte man damals oft als Food-Deko, zumindest in alten Dr. Oetker-Büchern über kalte Küche. Ich erinnere bei der Gelegenheit mal: das Waldsterben war so ab Ende der 70er, Anfang der 80er ein dickes Thema. Und wenn man jetzt mal kombiniert: kalte Schnittchen-Mode, Holz-Dekos, Bäume weg – voilà. Man hat der Autoindustrie möglicherweise viel Unrecht getan. Weiterlesen

Kinderfest III

Heute wird´s rustikal. Ein Klassiker des Fest-Büffets. Und ich tippe, in vielen deutschen Familien gibt´s sowas auch an Heiligmittag und Silvesterabend: einen deftigen Salat. Kein normaler Kartoffelsalat – dafür sind hier einfach zu wenig Kartoffeln drin. Dafür aber noch jede Menge Kochschinken, Käse und Erbsen und Möhrchen. Gewürzt wird mit einer Vinaigrette. Meine Mutter nahm immer noch ein bisschen Gewürzgurkensaft, um Kartoffelsalat zu würzen. Ich habs mir hier verkniffen. Steht ja nicht im Rezept. Aber ich merke schon, wie beim Kochen verschüttetes 70er Jahre-Wissen aus dem Nebel des Vergessens hochsteigt. Vielleicht biet´ ich das mal als VHS-Kurs an: „Kochen gegen das Vergessen – Toast Hawaii statt Psychoanalyse“. Weiterlesen

Kinderfest II

Aprikosen-Flip (wunderbares Wort!) und Obst-Knäcke. Der Sommer kann kommen. Ich bin derart verliebt in das Foto, dass ich – kleine Notiz an ganz oben – gern noch zweimal nach diesem Leben auf die Erde zurückkäme. Im ersten Fall immer noch bitte als Trompeter im Orchester James Last. Aber im zweiten Fall dann als Food-Fotograph bei Dr. Ö. Wo sonst bringt man auf 18 Quadratzentimetern Stillleben soviel Pop-Feeling unter? Und das trotz Knäckebrots! Weiterlesen

Kinderfest I

Jemand den Film „Julie & Julia“ gesehen? Wo eine junge Frau nach der Milleniumswende ein Kochbuch aus den 50ern nachkocht, darüber bloggt und fast ihre Ehe ruiniert? Sehr sehenswert! Ich hab was Ähnliches vor. Aber um meine Ehe zu schonen, lass ich´s ein paar Klassen tiefer angehen.

Meine Vorlage heißt „Kinder feiern kleine Feste“. 12 Rezeptkarten von Doktor Ö. Sie dürften noch aus den 70ern stammen. Und wundersamerweise hat die Sammlung meine Kindheit lückenlos überstanden. Weiterlesen